amburg - Die internationale Presse sieht schwierige Aufgaben auf die neue Bundeskanzlerin Angela Merkel zukommen. Ihre ehr ruhige Art sehen viele Kommentatoren als Chance:
«IL MESSAGGERO» (Rom): «Die Wesensart von Angela Merkel ... ist die eigentliche Neuheit einer Regierung, die - ihrer Komposition nach - mit der rot-grünen Vergangenheit bricht, aber die deren Politik mit einigen Verbesserungen fortsetzt.»
«DAILY TELEGRAPH» (London): «Sie mag nicht so medienwirksam sein wie ihr Vorgänger, aber sie hat zweifellos eine klare Vorstellung davon, was gebraucht wird, um Deutschlands Wirtschaft in Ordnung zu bringen.»
«L\'ALSACE» (Mülhausen): «Ihr persönlicher Stil - weniger theatralisch und weniger hochtrabend als der vieler Politiker - kann sich als Trumpf erweisen, vor allem auch bei den jungen Leuten.»
«DER STANDARD» (Wien): «Der mühsame Wahlkampf, der knappe Wahlsieg, die schwierigen Koalitionsverhandlungen, jetzt das durchschnittliche Wahlergebnis - über dem Beginn von Merkels Kanzlerschaft schwebt vor allem ein Begriff: Mittelmaß. ... Aber vielleicht sind diese niedrigen Erwartungen nicht die schlechteste Ausgangsposition für Merkel.»
«DER BUND» (Bern): «Die mangelhafte Geschlossenheit der Koalition gleich zu Beginn ihrer gemeinsamen Regierungstätigkeit ist zwar kein Unglück und schon gar kein Fehlstart, aber doch ein deutlicher Hinweis vor allem aus den Reihen der SPD, dass nicht alles handzahm gegessen wird, was aus der gemeinsamen Küche kommt.»
«NESAWISSIMAJA GASETA» (Moskau): «Die Probleme, vor denen ihre Regierung steht, sind sehr groß: die Massenarbeitslosigkeit, die schwächelnde Wirtschaft, das riesige Haushaltsdefizit. Deshalb wird Streit im Kabinett unvermeidlich sein.»
«LA REPUBBLICA» (Rom): «Aber das, was im eisigen und winterlichen Berlin vielleicht am meisten zählt, ist das neue Klima der Einheit im Namen des nationalen Interesses.»
«EL MUNDO» (Madrid): «Die Bildung einer großen Koalition in Deutschland ruft in Spanien Bewunderung und Neid hervor. Die beiden großen Parteien stellten ihre Einzelinteressen hintan und schlossen sich zusammen, um zum Wohl der Allgemeinheit eine Regierung zu bilden.»
«INFORMATION» (Kopenhagen): «Entscheidend aber ist wohl der Verweis darauf, dass Merkels Regierung mit dem Rücken zur Wand steht. CDU/CSU und SPD sind aufeinander angewiesen.»
quelle: dpa