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Matze

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Samstag, 27. August 2005, 13:52

LiteraturClips II mit Ohryeure 02

Zwischen der Leere des Zen-Spruchs und dem hysterischen Rhythmus des Videoclips ist eine Form zu entdecken, die sich hören lassen kann. Nur so kann Literatur, will sie auf die veränderten medialen Verhältnisse und die dadurch erzeugten Wirklichkeiten reagieren, einen innovativen Input erhalten und letztlich eine weitere Existenzberechtigung. Mit der Digitalisierung beginnt das Zeitalter des LiteraturClips.

Mit der Sendereihe „LiteraturClips“ wird in Zukunft an jedem 1. Samstag im Monat von Nazgul ein nonkonformistisches Hörspielprojekt vorgestellt.

In der auf 12 Sendungen konzipierten Reihe werden Hörspielmacher aus der Rhein/Ruhr-Region vorgestellt.

Hörspielmacher: Mario Giordano, Helge Schneider, Jens Neumann, Marina Rother, A.J. Weigoni, u.a.

Komponisten: Peter Brötzmann, Eva Kurowski, Franz Halmackenreuther, Alexander Perkin, Volker Förster, Tom Täger, u.a.

Die Sendereihe „LiteraturClips“ wird am 3. September, ab 14.04 Uhr auf drumheads.de mit Ohryeure 02 fortgesetzt.

Die Frage „Woher kann ein Bischof so gut küssen“ wird unstrittig von Eva Kurowski beantwortet. Während man bei Elmar Steinrückens akustischen Western den Gebrauch von Pfeil und Bogen erlernen kann, kämpft Helge Schneider mit den Tücken eines Anrufbeantworters.

Am 3. September gibt es ab 14.04 Uhr auf drumheads.de eine Premiere, obzwar die Ohryeure 02 in unterschiedlichen Literaturtelefonen und auf unterschiedlichen Sender als Kurzhörspiele zu hören war, sind die Ohryeure 02 noch nie in voller Länge gesendet worden

Fortzuhören ist schwieriger, als fortzublicken. Die Dimension des Akustischen ist das Ausmaß der Unfreiheit. Als Hörende sind wir unfrei. Wir sind alle Ohryeure*. In das geöffnete Ohr verschwindet gesprochene Sprache, die sich in Erinnerungsräume einnisten kann, die verschwindet. Aber Sprache verschwindet nicht immer spurlos, denn sie kann aufgerufen und erinnert werden, sie kann durch einen Mund– oder Schriftraum mitgeteilt werden. Hören bedeutet Eintauchen, es birgt ein Potenzial an Regression, so dass sich der Hörer im besten Fall an den tiefsten Orten seines Wesens berührt fühlt. Das Gehör ist der erste Sinn, der sich im Mutterleib bildet, und der letzte, den der Sterbende verliert. Die Faszination des Hörbuchs geht über die Lust an Geschichten hinaus und reicht, anthropologisch betrachtet, sehr tief.

Im Zeitalter der so genannten "Neuen Medien" erreicht man das Publikum schwer mit Büchern. Wir erleben einen zunehmenden kulturellen Analphabetismus, den auch die Indifferenz verursacht, zu der die modernen Vereinfältigungsmedien verleiten. User leben eine Kultur der Ungeduld. Sie wissen, wie man etwas findet, aber sie wissen eigentlich nicht was sie finden möchten. Das Betriebssystem für die elektronischen Medien ist das Lesen. Das Betriebssystem für das Lesen ist die Sprachkompetenz. Das Betriebssystem für das Hören ist Aufmerksamkeit; eine knappe Ressource.

Wer nicht hysterisch über Kunst und neue Medien sprechen will, braucht nicht in einen naiven Realismus zu verfallen. Es gibt auch dazu eine Alternative, die nicht minder rational ist: die medienarchäologisch genaue Analyse jener Änderungen der Wirklichkeit, die sich auf dem Weg von den einstige Analogmedien wie Rundfunk oder Telefon zum Digitalmedium Computer ereignet haben. Auch davon erzählt Helge Schneider „Nächtlicher Anruf“, ein Kurzhörspiel des Mülheimer, das nur auf dieser CD erschienen ist.

"Ohryeure" ist nurmehr in wenigen Exemplar erhältlich: info@tonstudio-an-der-ruhr.de
In der Bedeutung des Lehnworts aus dem Französischen, wo der "amateur d' art" den kenntnisreichen, enthusiastischen Liebhaber der Künste meint, bin ich ein Dilettant.