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Uwe

hört Hörspiele seit ca. 1973

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Mittwoch, 17. August 2005, 22:52

Sci-Fi-Documente 2: Orbit Challenger - Killer-Satelliten greifen an

Ich rezensiere wieder mal einen Oldie aus den 70ern, mit dem ich aufgewachsen bin. ;)

Science Fiction Documente 2: Orbit Challenger – Killer-Satelliten greifen an

(produziert 1978; Label: auditon, später maritim)


Inhalt:
In nicht allzu ferner Zukunft: Im Weltraum nahe der Erde schwebt die gigantische US-Weltraumstation „Orbit Challenger“. Sie ist eine zivile Station, die von jedem besucht werden kann, der sich gegen Bezahlung mit einem Space Shuttle dorthin fliegen lässt. Die meisten Menschen in der Station sind Wissenschaftler, die dort ihren Forschungen nachgehen. Die junge Reporterin Jennifer Falton ist gerade ebenfalls dort zu Gast und interviewt den Chef der Station Colin Yates, als plötzlich die Hölle los ist: Attentäter haben eine Bombe gelegt, die die Flügel von Orbit Challenger auseinander brechen lässt. Während der Reparaturarbeiten entführen die Attentäter einen Space Shuttle, um zur Erde zu flüchten. Der Diktator eines nordafrikanischen Staates wettert offen gegen die Station, weil er sich angeblich aus dem Weltraum ausspioniert fühlt. Gleichzeitig rücken mehrere Satelliten in der Nähe der Station plötzlich vor. Sie entpuppen sich als Killer-Satelliten, die das Feuer auf die Station eröffnen. Wer steckt hinter den Anschlägen? Wer steuert die Satelliten? Auf der Erde ist man gelähmt und fürchtet sich zu helfen aus Angst vor einem atomaren Konflikt.
Colin Yates und Jennifer Falton müssen auf eigene Faust versuchen, das Leben der Menschen auf Orbit Challenger zu retten...


Kritik:
Science Fiction in den 70er Jahren. Das war eigentlich immer gleichbedeutend mit fernen, ersponnenen Zukunftswelten (bestes Beispiel: Star Wars). Auch im Hörspielsektor sah es nicht anders aus. Zwar hatten die Hörspiele in der Regel einen Bezug zur Erde, aber sie machten es sich leicht, indem sie ihre Geschichten in der fernen Zukunft spielen ließen, als die Technik offenbar so weit fortgeschritten ist, dass sämtliche Probleme auf der Erde beseitigt sind und die Menschheit sich damit beschäftigt, das Weltall zu erkunden (Perry Rhodan, Commander Perkins).

Da war es eine wohltuende Ausnahme, dass H.G. Francis (unter dem Pseudonym Peter Bars) einen Hörspiel-3-Teiler mit realen Bezügen schrieb, der damals (1978) in noch nicht allzu entfernter Zukunft spielte und in dem die damaligen Weltprobleme noch sehr präsent waren: „Science Fiction Documente“.
Die 3 Folgen waren jeweils in sich abgeschlossen und wurden für das Label auditon produziert. Später wurden sie von maritim neu aufgelegt. Über die Gesamt-Qualität dieser Mini-Serie kann man streiten – Folge 2 ist für mich aber hervorragend und die beste Folge.

Zum damaligen weltgeschichtlichen Hintergrund:
Ende der 70er hatte der (das) erste Space Shuttle seinen Jungfernflug erfolgreich abgeschlossen. Plötzlich schien der nahe Weltraum um die Erde herum zum Greifen nahe zu sein. Doch auf der Erde häuften sich die Probleme: Der kalte Krieg zwischen USA und UdSSR war auf dem Höhepunkt, die Rüstung mit Atomwaffen wurde auf beiden Seiten noch einmal forciert; auch im Weltraum ging das Rüsten weiter. „Killer-Satelliten“ existierten tatsächlich. Gleichzeitig gab es immer mehr Hungersnöte; der Terrorismus war international präsent, vor allem auch hierzulande durch die RAF-Anschläge (Stichwort: Deutscher Herbst 1977); Gaddafi in Lybien betätigte sich als Isolator gegenüber der westlichen Welt und wurde in Verbindung zum Terrorismus gebracht.

All das wird Francis inspiriert haben, als er dieses Hörspiel schrieb. Und er hat vieles davon eingebaut.

Wer hier ein Action- und Sound-Effekte-Spektakel erwartet, sollte die Finger davon lassen. Das Hörspiel bietet zwar eine für 1978 recht ansprechende Geräuschkulisse, kann aber mit späteren (und erst recht heutigen) Produktionen natürlich nicht mithalten.
Trotz Action-Sequenzen legt das Hörspiel mehr wert auf Dialoge, in denen seitens Colin Yates, des Commanders und Jennifer Faltons die Lage der Raumstation und der Erde analysiert und diskutiert wird. Dabei geben die Protagonisten so manchen kritischen Satz von sich. Das mag man beim ersten Hören plakativ oder aufdringlich finden, aber sofern man mit den Ansichten sympathisiert, erscheint es einem durchaus angemessen.
Die Sprecher tragen sehr viel zum dramatischen Charakter des Hörspiels bei. Erzähler Wolf-Dieter-Strubel hat eine Stimme, die heutzutage perfekt für TV-Dokumentationen passen würde. Rüdiger Schulzki, Dénes Törzs und Christine Teelen sind in den Hauptrollen sehr gut, und auch Dagmar Berghoff hat einen Kurz-Auftritt.

Das Hörspiel ist in mancher Beziehung (leider) noch immer erstaunlich aktuell – man denke nur an das Stichwort Selbstmordattentäter. Der Ost-West-Konflikt hat sich zwar (scheinbar) erledigt, aber religiös geprägte, diktatorische Staaten sind noch immer ein Problem...

Fazit: Für mich eines der besten Sci-Fi-Hörspiele der 70er Jahre!