Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: CLH - Hoerspielforum und mehr. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

1

Freitag, 1. Juli 2005, 22:17

Kirsten Boie „Die Medlevinger“

Kirsten Boie „Die Medlevinger“
Jumbo Neue Medien 2005, 8 CD
Musik von Jens Kronbügel
Gesprochen von Wanja Mues
29,95 Euro

Inhaltsangabe vom Coverrücken:

Fast vergessen sind die Medlevinger, ein kleines, friedliches Volk, das vor etwa 500 Jahren den Kontakt zu den Menschen abgebrochen hat und in ein Land unter der Erde gezogen ist. Doch plötzlich sieht Johannes im Hinterhof zwei Wesen, die ihm nur bis zu den Knien reichen. Er traut seinen Augen kaum. Die beiden Medlevingerkinder Nis und Moa wiederum sind sehr überrascht, dass es die Menschenwelt wirklich gibt. Sie sind nach oben gekommen, um zwei verschwundene Landsleute zu suchen. Als Johannes ihnen dabei hilft, bekommt er es mit Entführern und Goldlern zu tun und weiß nicht mehr, wem er noch trauen kann...

Bewertung:

Vor knapp einem Jahr las ich das Buch „Die Medlevinger“ und war positiv überrascht. Von Kirsten Boie war ich Geschichten für jüngere gewöhnt, dieses Buch geht vom Anspruch her eher in Richtung Cornelia Funke. Allerdings sind die 431 Seiten relativ groß gedruckt, und ich denke, dass es zu Recht für Kinder bereits ab 10 Jahren empfohlen wird. Vergleicht man es mit anderen Phantasie-Werken von z.B. Cornelia Funke, J.K. Rowling oder Eoin Colfer (Artemis Fowl), ist es vom Stil einfacher geschrieben. Dieser Punkt hat mich beim Lesen damals etwas gestört. Viele Bücher dieser Art können problemlos von jung und alt gelesen werden, hier ist es Geschmackssache. Auch die Tatsache, dass Johannes Mutter Britta, eigentlich eine echt nette Frau, ständig wegen irgendwelcher Kleinigkeiten „schreit“, ging mir etwas auf die Nerven. Bezeichnungen wie „schimpfte“ oder „maulte“ wären wohl treffender und nicht so hektisch gewesen. Das wäre aber auch schon das Einzige, was ich an dem Buch negativ kritisieren könnte.

Jetzt komme ich zum Hörbuch: Es ist manchmal erstaunlich, wie anders ein Buch auf einen wirkt, wenn es vorgelesen wird. Wo ist der kindgerechte Stil, der mich als Erwachsener etwas gestört hatte? Warum schreit Britta nicht mehr ständig? Obwohl ich sehr gerne lese, hat das Buch gegenüber dem Hörbuch ganz eindeutig gewonnen, besonders für Erwachsene!
Spannender wirkt es wohl durch die musikalischen, teilweise sehr dramatisch klingenden Einschübe. Diese sind sehr oft zwischendurch, vor allem aber dann zu hören, wenn ein Kapitel in der einen Welt endet und in der anderen beginnt. Dass Britta ruhiger geworden ist, haben wir dem Sprecher Wanja Mues zu verdanken, der ihre Rolle einfach ruhiger und nicht so hektisch wie im Buch (wer schreit denn schon gleich los, wenn einer einen Löffel zu viel Nutella aufs Brot nimmt?) umgesetzt hat. Vielen Dank! Durch seine Betonung sind auch viele Momente im Hörbuch wesentlich spannender, als sie mir beim Lesen erschienen sind.

Insgesamt ist die Geschichte sehr phantasievoll, aber auch sehr witzig. Endlich erfahren wir, was wirklich hinter der Bibelgeschichte „Kain und Abel“ steckt und auch die „Heinzelmännchen“ haben plötzlich einen ganz anderen Hintergrund. Die Namensspiele, mit denen Johannes und die Medlevinger versuchen, den bösen Kain zu finden, regen sehr zum Miträtseln an. Doch trotz aller Phantasie ist die Erzählung sehr realitätsnah. Johannes hat ebenso mit seinen Englischhausaufgaben zu kämpfen, wie andere Kinder und selbst eine erpresserische „Kinder-Mafia“ wurde eingebaut. Das Ende ist zwar abgeschlossen, bietet aber eine Hintertür zu einer Fortsetzung, auf die man doch hoffen darf!
Was leider fehlt, ist ein Hinweis darauf, ob die Lesung gekürzt wurde oder nicht. Falls gekürzt wurde, kann es nicht sehr umfangreich sein, das wäre mir wohl aufgefallen. Trotzdem gehört diese Information meiner Meinung nach dazu. Übrigens sind die CDs selber sehr geschmackvoll gestaltet. Sie sind in unterschiedlichen Farben mit fliegenden Möwen versehen, passend zu Hamburg, wo sich das Geschehen abspielt.

Wem die 29,95 Euro nicht zu teuer sind und wer Phantasie-Krimis mag, der sollte zuschlagen.

[isbn]B000817YSW[/isbn]