Um was geht's?
Das Spiel ist in einer Welt angesiedelt, dass eine Mischung aus Geschichte und Mythos des alten Chinas zu sein scheint. Obwohl das Land immer nur "Jadereich" genannt wird, sind Architektur in Form von Pagoden, Teehäusern und prächtigen Palästen und Festungen, Charaktere mit klangvollen Namen wie Schwarzer Wirbelwind, Weiter Himmel oder Jen Zu, die Strahlende, und natürlich die fernöstlichen Kampsfstile, Geister und Götter eindeutig einzuordnen.
In dieser Welt spielt ihr einen von 5 (in der SE 6) Charakteren. Dieser ist gerade im Begriff seine Ausbildung abzuschliessen und wird als des Meisters bester Schüler auf eine Mission geschickt, als ohne Vorwarnung die gefürchteten Lotus Assasinen eure Schule und das angeschlossene Dorf angreifen. Während eurer Reise schart ihr einige Gefährten um euch, die alle mit ihren eigenen Geschichten und Geheimnissen aufwarten können.
Während dieser Reise gibt es diverse Hindernisse und Aufgaben, die auf verschieden Art und Weise gelöst werden können. Benutzt man brachiale Gewalt, bleibt man diplomatisch oder sticht man beteiligte Parteien gegen einander aus? Alles ist möglich, doch jede Entscheidung wirkt sich auf euren Charakter und entsprechend auf eure Umgebung aus. Verscherzt ihr es euch mit einem einflussreichen Stadthalter habt ihr schnell dessen Leibgarde am Hals, seid ihr zu gehorsam werden die Feinde hellhörig. Letztlich muss man sich für den guten oder bösen Weg entscheiden und den Verlauf des Spiels damit beeinflussen.
Ein Actionspiel? Nein, ein RPG!
Kaum zu glauben, aber unter Spielern wird heftig diskutiert, ob es sich hier wirklich um ein RPG handelt. Vielen erscheint die Charakterentwicklung als zu kurz gekommen und letztlich wird sehr viel gekämpft. Dazu kann ich eigentlich nur sagen, dass es sich um ein waschechtes RPG handelt, dass ein wenig die Grenzen verwischt
Es ist richtig, dass der Charakter nicht viele Eigenschaften zugewiesen bekommen kann. Der wahre RPG-Anteil entfaltet sich erst bei den Kampfstilen: im Verlauf des Spieles erlernt man viele verschieden Wege seine Gegner zu plätten. Dazu gehören Waffenstile, waffenlose Stile, Elementarmagie, Unterstützungstechniken und Verwandlungszauber. All diese Techniken können mit der Zeit durch Erfahrungpunkteverteilung verbessert werden. Hier entscheidet man, ob man ein vielseitiger Kämpfer wird oder ob man eine Technik ausreizt, bis man einen Gegner trifft, der die geeignete Abwehrtechniken kennt. Da es bis zu 40 verschiedene Stile gibt bleibt die Freiheit zu Experimentieren und natürlich weitere Stile zu lernen.
Das Kampfsystem selber läuft in Echtzeit ab. In der Regel kämpft ihr gemeinsam mit einer eurer Gefährten, doch bei den meisten Gegnern macht es mehr Sinn, dass er euch mental unterstützt. So kann euer PArtner beispielsweise kontinuierlich das Gesundheitskonto im grünen Bereich halten oder etwa eure waffenlosen Angriffe verstärken. Während des Kampfes könnt ihr jeder Zeit zwischen den Stilen wechseln. Dazu legt ihr bis zu vier der bevorzugten Stile auf das Steuerkreuz, damit ihr ohne Zeitverzögerung auswählen könnt. Sollten sich alle vier Stile als ineffektiv erweisen könnt ihr diese Konfiguration schnell ändern.
Insgesamt läuft das Spiel recht unblutig ab, es sei denn euch gelingt ein "Harmonische Kombination". Mit einer solchen lassen sich durchschnittliche Gegner sofort eleminieren. Je nach Gegnertyp kann es da schonmal passieren, dass ihr in einer roten Fontaine steht. Durch das Martial Arts Thema stehen die Kämpfe natürlich im Vordergrund, aber es liegt an eurem eingeschlagenen Weg wie oft und wie brutal ihr kämpft. Viele Aufgaben lassen sich auch ohne Kampf lösen.
Die Geschichte selber ist natürlich auch zu 100% RPG. Jedes Gespräch kann durch Auswahl eurer Antwort beeinflusst werden und die Geschichte entwickelt sich entsprechend. Flirtet mit einem eurer Gefährten und ihr werdet eventuell ein glückliches Paar. Zeigt ihm einmal zu oft die kalte Schulter und er wird euch verraten. Es wird viel passieren (wooooohoho
)
Es gibt viel zu tun
Das Stichwort lautet Sidequests. Ich habe schon lange kein Spiel mehr gesehen, dass eine solche Vielzahl an offensichtliche Sidequests bietet. Helft einer Theatertruppe aus und übernehmt eine tragende Rolle in ihrem Stück. Bemüht euch dabei das Stück entweder zu Erfolg zu verhelfen oder den Autor so zu dikreditieren, dass er abgeführt wird. Beeindruckt einen alten Meister, damit er euch eine neue Technik beibringt, fliegt mit eurer Flugmaschine durch Heerscharen von Feinden und erfüllt einen Botenauftrag, und und und...
Gerade während der ersten 3 Kapitel gibt es soviele Aufgaben zu erledigen, dass ihr stundenlang nicht ein Stück mit der eigentlichen Handlung weitermacht. Natürlich sind die Quest freiwillig, aber gerade die machen ein wirklich gutes RPG eben aus!
Jo, bin i jetz in Kina, oder wos?
Die Grafik ist der Hammer, wenn man bedenkt, dass es sich um ein Konsolen-RPG handelt. Es scheint, als wäre jeder Grashalm einzeln animiert und kleine Wasserfälle scheinen fast schon aus dem Fernseher zu spritzen. Details wie umherfliegende Schmetterlinge, im Wind schaukelnde Lampions oder umherlaufende Menschen hauchen dem Setting spürbares Leben ein.
Auch der Soundtrack hat sich gewaschen. Wer auf alte Hongkong-Schinken steht wird sich hier zu Hause fühlen, denn die Musik ist eine gesunde Mischung aus traditioneller, sphärischer, chinesischer Musik und typische westlich angehauchte Filmmusik. Eine leise spielende Zither im Heimatdorf ist genauso vertreten wie die japanischen Odaiko-Trommeln während eines Kampfes - ein Fest für die Ohren.
Natürlich besitzt das Spiel 100%ige Sprachausgabe. Bioware hat sich sogar die Arbeit gemacht und das gesamte Spiel eingedeutscht, und das nicht mal schlecht
Die dt. Version scheint mir zwar nicht ganz an das Original heranzukommen (John Cleese als Stimme des arroganten westlichen Barbars ist zu geil!), aber ohne den direkten Vergleich hört es sich wirklich sehr gut an.
Fazit
Ich hab den Feiertag genutzt, um das Spiel zu beenden und bin nach wie vor begeistert! Das Spiel ist echt ne Granate für Spieler, die gerne ausgefeilte Geschichten in ihren Games erzählt bekommen wollen und Spaß daran haben viele Lösungswege auszuprobieren. Eine Spielzeit von ca. 35 Stunden ist absolut OK, vorallem wenn man bedenkt, dass man im Anschluss nochmal den anderen Weg spielen will. Mein anfänglicher Vergleich mit Shenmue passt nicht 100%ig, da Jade Empire bei weitem nicht so linear verläuft. Ich erteile hiermit die absolute Kaufempfehlung für jeden der sich von Spielen unterhalten lassen will und nicht 1000 Köpfe rollen lassen muss
Für mich ist Jade Empire bisher DAS Spiel 2005!
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Montag, 13. Mai 2024, 16:08
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