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Klassische Literatur: Auguste Lechner: Die Nibelungen

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DiJae

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Mittwoch, 1. Dezember 2004, 07:38

Auguste Lechner: Die Nibelungen

Inhalt: Es ist die Zeit der Ritter, Höfe und Aventiuren. Auch der junge Recke Siegfried macht sich auf die Suche nach Abenteuern. Durch ein Bad in Drachenblut benahe unverwundbar, kann er den sagenumwobenen Nibelungenhort, einen unermesslichen Goldschatz mit der berühmten Tarnkappe, erobern. Aber ein Fluch prophezeit dem Hüter des Schatzes großes Unglück, und schon sehr bald beginnt am burgundischen Königshof einen dramatische Fehde um Ehre und Treue...

In spannender und bildreicher Sprache erzählt die preisgekrönte Autorin Auguste Lechner den berühmten Sagenstoff, der hier erstmals als Hörbuch vorliegt.

Markus Meyer liest A. Lechners Roman „die Nibelungen“. 2003 gewann der Schauspieler mit der sensiblen und facettenreichen Stimme den Hörspielpreis der Akademie der Künste in Frankfurt a. M.

Kritik: Auguste Lechners Interpretation der Nibelungensaga wird gerne als Jugendbuch bezeichnet und somit auch für den Schulunterricht genommen, um Kinder und Jugendlichen den Sagenstoff näher zu bringen. Ausschlaggebend ist hier die Vermittlung der klassischen Erzählung in moderner Sprache, die zwar noch die Schleifen und Verzierungen des gewählten Ausdrucks altertümlicher Erzählungen besitzt, aber dennoch gestraft und wesentlich die Geschichte um die Nibelungen darzulegen weiß.

Wie stark Auguste Lechner sich dabei an das Original hält bzw. was überhaupt als Original bezeichnet werden kann, vermag ich an dieser Stelle nicht zu sagen, da mir die Nibelungenforschung fremd ist. Und mir zudem nur zwei andere Darstellungen der Geschichte vorliegen. In Auguste Lechners Darstellung wächst Siegfried wohlbehütet auf der Burg zu Xanten auf und wird von seinem Vater in jugendlichen Jahren aufgrund seines ungestümen Wesens zum Schmied Mime in die Lehre gegeben, welcher, um den Jungen loszuwerden, diesen auf den Lindwurm heiß macht. In den mir vorliegenden Versionen wächst Siegfried, nachdem er im Wald ausgesetzt bzw. nachdem er vom Fluss davon gespült wurde, alleine im Wald auf, wo ihn eine Hirtenkuh säugt und er später vom Schmied Mime gefunden wird.

Der Rest der Geschichte verläuft aber in ähnlichen Bahnen, d.h. Siegfried heiratet Kriemhild, Gunter nimmt Brunhilde zur Frau, Siegfried macht Brunhilde Gunter gefügig, Kriemhild verrät dies im Zorn Brunhilde, die zürnt wiederum nach Rache, was Hagen zum Anlass nimmt, Siegfried hinterlistig und hinterrücks zu meucheln, so dass Kriemhild später, nachdem sie Etzel, König der Hunen geheiratet hat, ihre frühere Sippe in einem gewaltigen Showdown am Hofe des Hunenkönigs erschlagen lässt.

Die Nibelungensaga zeigt sich als spannende, von Auguste Lechnr flott inszenierte Geschichte, die allerdings durch ihren blutigen und brutalen Inhalt nicht unbedingt für Kinderohren geeignet ist. Alleine das Finale, welches beinahe komplett die fünfte CD einnimmt, bietet ein wüstes, haltloses Gemetzel, was wunderlicher Weise erst jetzt (von Sat 1) verfilmt wurde.

Und damit wären wir beim nächsten Punkt. Ebenso wie im Falle Troja darf es von Megaeins wieder als cleverer Schachzug gewertet werden, Die Nibelungen dann zu vertonen, wenn der Stoff gerade verfilmt wird. Menschen, die gerne wissen wollen, wie es denn wirklich gewesen sein könnte, werden nach der sicherlich wieder recht freien Mainstream-Adaption des Privatfernsehens gerne zum Hörbuch greifen, um sich bei der täglichen Fahrt zur Arbeit/Schule/Uni nebenbei eine andere Sicht auf die Dinge geben zu lassen.

Dabei verzichtet Megaeins diesmal im Gegensatz zu ihrer Troja Vertonung komplett auf verschiedene Sprecher, baut weder Musik noch anderweitige Hintergrunduntermalung ein. Die Darbietung überlässt man einzig dem Schauspieler Markus Meyer, der die Geschichte mit sanfter, deutlicher Stimme in sehr gemäßigtem Tempo vorträgt. Seine Art des Erzählens empfand ich anfangs als recht gewöhnungsbedürftig, zumal seine weiche Stimme so gar nicht zum rauen Sagenstoff passen wollte. Nach einer gewissen Aufwärmphase schaffte es aber gerade sein akzentuierte Sprache eine passende Brücke zwischen dem altertümlichen Stoff und der modernen Darstellung zu schlagen. Ungewöhnlich, aber schließlich doch eine sehr gute Wahl!

Wer einen Hang zu Sagenstoff hat, fasziniert von Geschichten um Ritter, Drachen, Intrigen, Zwerge, Riesen und Schwertkampf ist, darf sich bei der Vertonung gut aufgehoben wissen. Aber auch Personen, die sich einfach nur einmal für einige Stunden in eine andere Epoche versetzen lassen wollen oder eine Möglichkeit suchen, sich den biederen Stoff näher bringen zu lassen, finden in Die Nibelungen das passende Medium.

Homepage: http://www.megaeinsverlag.de

Die Original-Rezension gibt es hier.
Inzwischen Vater und zuende studiert. Altert seitdem rapide. Braucht Zellaktivator.