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Montag, 6. September 2004, 13:50

Erich Kästner - das doppelte Lottchen

Kinder-Hörspiele nach Erich Kästner sind durch die 'Hörfest'-Serie (DG/Universal) nicht weit verbreitet, sondern gehören neben den Lindgren-Hörspielen auch zu den Klasssikern aus den 60er und 70er Jahren, die seit ihrem ersten Erscheinen nahezu durchweg erhältlich waren. Zu diesen Klasikern gehört auch eine Ruth-Scheerbarth-Produktion des 'Doppelten Lottchen', die 1974 erstmals auf dem 'Unsere Welt'-Label bei Metronome erschienen war. Diese Aufnahme ist freilich nur das Remake einer früheren CBS-Version aus den 60er Jahren, die nicht nur - wie bei Vethakes 'Anton und Pünktchen' - mit Erich Kästner als Erzähler aufgenommen wurde, sondern zudem auch noch weitaus ausführlicher geraten war. Diese Erstfassung soll hier im Vergleich mit dem Remake einmal näher vorgestellt werden.



Coverquelle: www.hoerspielwelten.de

Das 'Lottchen'-Original':

Regie & Produktion: Ruth Scheerbarth, Buch: Maria Hanisch, Musik: Hans Bergmann
Sprecher: Ernst Stankowski (Vater), Ruth Scheerbarth (Mutter), Michaela Heine (Lotte), Felicitas Binder (Luise), Gerlinde Locker (Irene Gerlach), Lou Seitz (Resi), Hans Madin (Hofrat Strobl & Hund Peperl), Anneliese Priefert (Fräulein Linnekogel), Karin Hardt (Frau Muthesius), Renate Reiche (Fräulein Ulrike), Lou Seitz (Resi), Toni Herbert (Herr Gabele), Helmut Heyne (Doktor Bernau), Angela Heese (Trude), Angela Luce (Steffi), Katinka Krause (Anni Habersetzer), Erich Kästner (Erzähler)



Coverquelle: www.hoerspielwelten.de

Das 'Lottchen'-Remake:

Regie & Produktion: Ruth Scheerbarth, Buch: [ungenannt] gekürzstes Remake der Erstfassung von Maria Hanisch, Musik: Hans Bergmann ((identisch mit Erstfassung)
Sprecher: Ernst Stankowski (Vater), Ruth Scheerbarth (Mutter), Tina Spier (Lotte), Sabine Clasen (Luise), Almut Eggert (Irene Gerlach), Lou Seitz (Resi), Hans Madin (Hofrat Strobl), Beate Kopp (Fräulein Linnekogel), Edith Hancke (Frau Muthesius), Ursula Gerstel (Fräulein Ulrike), Robert Rober (Herr Gabele), Hans Bergmann (Doktor Bernau), Martina Kintschner (Anni Habersetzer), Hans Söhnker (Erzähler)


Bei diesem Kinder-Klassiker darf man wohl vorraussetzen, daß die Geschichte wohlbekannt ist, auch dürfte die Hörfest-Fassung den an Kästner-Hörspielen Interessierten ein Begriff sein, weshalb auf eine genaue Inhaltsangabe wohl verzichtet und also sogleich auf die Unterschiede zwischen den Version eingegangen werden könnte.Trotzdem habe ich zur Orientierung den Hüllentext der CBS-Fassung unten noch angehängt.

Wenn die Hörfest-Ausgabe keine Angaben zur Autorenschaft der Hörspielbearbeitung macht, so zeigt doch der Vergleich mit der CBS-Aufnahme deutlich, daß bei der Remake-Produktion tatsächlich die alte Bearbeitung wörtlich übernommen wurde. Allerdings sind dabei viele kleine und große Passagen gestrichen worden, eine echte Änderung des Skriptes gibt es aber nur an einer einzigen Stelle.

Schon Kästners Einleitung ist ausführlicher, vergleicht er etwa das Ferienlager Seebühl hier auch mit einem Bienenstock, auch Berichtet er vom Erstaunen des Chauffers, als dieser die Ähnlichkeit der erstmals aufeinandertreffenden Zwillinge bemerkt. Mit den Ferienkindern Trude und Steffi sind zudem zwei Rollen mehr besetzt, entsprechend folgt eine Szene, bei der Lotte das 'ungeheure' Ereignis mit ihnen bespricht. Ausführlicher ist auch die Beschreibung des nächtlichen 'Waffenstillstandes' und des Besuches beim Fotografen, wobei sich hier noch eine kleine Szene anhängt, in der die verstörrte Steffi von den Scheidungsabsichten ihrer Eltern berichtet.

Einer der Höhepunkte der Erstfassung ist freilich die Traumsequenz, die dem gleichfalls umfangreicher geschilderten Besuch Lottchens in der Oper 'Hänsel und Gretel' folgt, schon in der ebenfalls von dem erzählenden Erich Kästner begleiteten Filmfassung ist dies die herausragende Filmszene, die mit expressionisten Ausdruck á la 'Cabinett des Dr. Caligari' ins Bild gesetzt wurde.

Während alle bislang genannten Passagen beim Remake lediglich ausgelassen wurden, ist beim Besuch Lottchens im Atelier ihres Vaters tatsächlich der Text abgeändert worden. In der CBS-Version kocht und serviert sie Kaffee, während dies in der Neufassung mit dem Hinweis, daß es dafür zu spät sei, unterbleibt. Weitere zusätzliche Szenen sind Palfys Heiratsantrag an Irene und Lottchens zweite 'Siztung' bei dem Maler Gabele. Am Schluß schließlich folgen nach der Trauung, bei der Palfy und Gabele noch über den sich zerzögernen Umzug tuscheln, noch ein Abstecher zur Schule, wo dann auch die bislang zum Schweigen verpflichtete Ferienlager-Freundin Steffi den erstaunten Mitschülerinnnen endlich das Geheimnis um die Zwillinge lüften darf, sowie eine Begegnung mit Fräulein Gerlach, schließlich erhält die wiedervereinte Familie von einer alten dame noch jene Ausgabe der 'Münchener Illustrierten' in die Hand gedrückt, auf deren Titelbild Lotte und Luise zu sehen sind.

Dazu kommt natürlich, daß Erich Kästner als Erzähler mehr als der doch etwas altväterlich wirkende Hans Söhnker (der 1959 u.a. auch noch Kästners 'Was immer auch geschieht ...' auf Schallplatte gelesen hat) zu überzeugen weiß, da er seine Geschichte natürlich mit persönlichen Engagement zu berichten weiß. Ansonsten jedoch ist das Remake von bemerkenswerter Kontinuität, nicht nur, daß gleich vier Sprecher (Stankowski, Scheerbarth, Seitz & Madin) ihre Rollen wiederholen, auch die musikalische Begleitung wie auch der sonstige Umsetzungsstil ist vollkommen identisch, warum es beim Remake dann doch zu derartig viel Kürzungen kam, ist ein Geheimnis, daß man sich allenfalls damit erklären könnte, daß die Produktionskosten für die Kinderhörspiele in den 70ern mindestens bei den 'Billiglabeln', zu denen auch 'Unsere Welt' gehörte, einfach niedrig gehalten werden mußten.

Thosch
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Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Thosch« (7. September 2004, 13:40)


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Montag, 6. September 2004, 23:14

Sehr nett und ausführlich! Danke Thosch! :] Ich freu mich immer zu sehen, wie sehr Du die Hörspiele "auseinandernimmst"! :)

The iPhone is nothing more than a luxury bauble that will appeal to a few gadget freaks. In terms of its impact on the industry, the iPhone is less relevant. [...] Apple will sell a few to its fans, but the iPhone won't make a long-term mark on the industry.

Matthew Lynn, Published in Bloomberg, Jan 13, 2007