Nun, Olli, im Gegensatz zum einem Serum ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, Kurt Vethake ist da keine Ausnahme, wie diese Radioproduktion vom Ende der 50er Jahre zeigt.
Das Hörspiel zeigt sich heutzutage natürlich ziemliche Patina, da sich im Zeitalter der Satelliten und Handys logischerweise niemand mehr für das Morsefunken, das nun wie eine kurios-umständliche technisische Pseudo-Geheimsprache wirkt, interessiert. Möglicherweise war dies noch in den 60er Jahren anders, wo das Auswendiglernen des Morsealphabets noch zur Freizeitbeschäftigung von Jungen gehörte, aber schon in den 70ern wurde bei der Maritim-Ausgabe ja lieber das Morsealphabet als die Sprecher und ihre Rollen abgedruckt, damit der kleine Hörer das Geschehen halbwegs nachvollziehen konnte.
Hier sind übrigens die Sprecher und ihre Rollen Herr Breuer: Kurt Lieck, Frau Brauer: Elisabeth Kuhlmann, Hans: Wolf Osenbrück, Dorris : Ilona Wiedem, Sprechstundenhilfe: Sofie Engelke, Dr. Renner: Chr. Schmieder, Sekretärin : Karin Fränkel, Dr. Wolf : Heinz Stöwer, Pilot John Paris, Frauenstimme: Karin Evert (Quelle:
http://www.hoerspielwelten.de)
Dennoch würde ich meinen, daß ein Gutteil der Enttäuschung, die man beim Anhören empfinden kann, einfach auch durch eine falsche Erwartungshaltung verursacht wird, die sich zumindestens beim Anblick des Maritim-Covers aufbauen könnte. Da glaubt man, daß man vielleicht irgendwelchen - wie auf der Hülle versprochenen - "dramatischen" Ereignissen an Bord eines Schiffes lauschen wird, man malt sich eventuell das Heulen von Sturm und Wellengang aus, ein Schiff in Seenot eben, oder gar ein Überfall von Gangstern oder ähnlich Spannendes - wobei einem die fehlende Rollenliste in Bezug auf die Handlung auch noch gänzlich im Dunklen läßt - und dann entpuppt sich das Ganze als ein gemütlicher Hobbyfunkernachmittag mit kinderfunkgerechten pädagogischen Ansatz (Motto: Wir üben das Morsealphabet).
Inhaltlich gibt es auch die eine oder andere - sagen wir mal - Unwahrscheinlichkeit. Warum der Freund Henry ausgerechnet auf Malta die SOS-Rufe des französchischen Schiffes bei der Doggerbank, die gut 250 km noröstlich von Hamburg inmitten der Nordsee liegt - als erster empfangen hat, bleibt ebenso rätselhaft wie die schnelle Ferndiagnose des Arztes, der aufgrund dreier völlig unspeziefischer Symptome sogleich die richtige Diagnose samt notwendigen Serum kennt. Auch die 'private' Rettungskette über Arzt, Rundfunkanstalt und englischen Rettungsflieger kommt doch etwas obskur daher ... nun ja, im Falle eines Rundfunkhörspiels ist der Weg übers Funkhaus natürlich auch Eigenwerbung.
Rein technisch gesehen vermag ich jedoch keine allzu großen Schwächen erkennen, so mögen die Geräusche - so etwa beim Start des Flugzeuges - manchmal etwas zurückhaltend eingesetzt sein, insgesamt aber scheinen sie mir durchaus angemessen zu sein. Letztlich würde ich Ollis Fazit aber teilen, das 'SOS' ist mehr was für Sammler und als aktuelle Unterhaltung für heutige Kids wohl kaum geeignet.