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  • »Dennis Rohling« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 1 383

Wohnort: Osnabrück

Beruf: Hörspielproduzent

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Dienstag, 25. Dezember 2007, 15:00

Hörplanet: Das war 2007

Jahresrückblick 2007

Januar 2007
Vor einem Jahr steckten wir mitten in der Produktion zu „Fragmente“. Es sollte unser Startprodukt bei Pängg werden. Diesmal steckten wir mitten in der Produktion der Serie „Lady Bedfort“. Wir kamen gerade von Pängg, die es innerhalb eines Jahres geschafft hatten, alle unsere Visionen, Vorhaben und leider auch finanziellen Reserven durch unzureichende Vertriebsleistung zu zerschlagen. Einen neuen Vertrieb hatten wir noch nicht, aber uns war klar, dass wir diesem Verein keinen weiteren Cent abgeben wollten für die schwache Performance.
Unsere letzten Euros hatten wir zusammen gekratzt und gemeinsam mit John Beckmann einen Serienpiloten entwickelt, der exakt auf unser Budget passte. Kein großer Cast, keine monatelange Produktion. Wir wollten aus unserer Not eine Tugend machen und überlegten, wie wir aus wenig viel machen können.
Ende Januar war „Lady Bedfort und das Grab im Moor“ fertig. Außerdem hatten wir bereits „Lady Bedfort und der geheimnisvolle Krämer“ und „Lady Bedfort und der Tod auf der Weide“ aufgenommen.
Wir machten einige Promo-CDs vom „Moor“ fertig und schickten diese an verschiedene Vertriebe. Ehrlich gesagt glaubten wir nicht daran, dass sich jemand melden würde. Wir hatten diese ganze Serie auch nur deswegen ins Leben gerufen, weil wir keinen Bock hatten, ohne ein weiteres Produkt hinzuschmeißen, da wir nach wie vor noch den Restglauben an die Tatsache hatten, dass der Großteil der 2006-Pleite von Pängg verschuldet war. Aber sonderliche Hoffnung hatten wir nicht. Man muss sich zum besseren Verständnis auch vor Augen führen, dass wir bis dahin eigentlich nie wirklich Erfolg mit etwas gehabt hatten. Über die FerkelRecords-Zeit von 2002 bis 2005 muss ich eigentlich nichts sagen. Man kannte uns damals, aber großartig verkauft haben wir eigentlich nichts. Und die Vertriebsverkäufe 2006 durch Pängg hätten nicht mal gereicht, um die Presskosten rein zu holen. Hätten wir nicht durch unsere eigenen Internetverkäufe damals noch dazuverdient und mehr oder weniger auf wirklich angemessenen Lohn verzichtet, hätte es uns 2007 (und somit auch „Lady Bedfort“) nicht mehr gegeben. Diese neue Serie war im Grunde das qualitative Ergebnis aus vier Jahren Lehre im Bereich Hörspielproduktion und vier Jahren Ignorieren des Misserfolges.
Wenn ich heute zurückblicke mit dem Gefühl, dass wir mittlerweile durch den Erfolg haben, dann verstehe ich selber nicht, was uns all die Jahre dazu gebracht hat, weiterzumachen. Aber damals waren wir wohl auch einfach Kämpfer für die Sache, nicht für den Profit. Wir waren immerhin bereit, Mitte Februar eine neue Serie in 1000er-Auflage zu pressen, auch wenn wir bis dahin keinen Vertrieb gefunden hätten. Unsere Verbundenheit mit den Leuten, die wir im Netz versorgten, war einfach groß genug, um darüber hinwegzusehen, dass es ohne Vertrieb wieder nur reichen würde, um die Presskosten rein zu kriegen. Ich weiß nicht, ob ihr euch das vorstellen könnt, aber unterm Strich ist es eigentlich eine frustrierende Situation, insgesamt mehr als 18 Hörprodukte gemacht zu haben und nach wie vor keinen Gewinn zu erwirtschaften. Nicht mal einen Kinobesuch hätten wir uns nach 5 Jahren Hörspielarbeit leisten können, es bliebt einfach NICHTS übrig von den Einnahmen. Und unabhängig von der Qualität waren unsere Hörspiele bereits zu FerkelRecords-Zeiten mit sehr viel Liebe zum Detail gemacht und waren von der Produktion her nicht weniger aufwendig als es die heutigen Werke sind.

Februar
Anfang Februar meldete sich wirklich ein Vertrieb auf unser Anschreiben! Ich hielt es erst für einen Scherz, aber es war wirklich so, dass AL!VE in der Serie Potential sah durch die völlig gegen den allgemeinen Trend gebürstete Art des „Old School“. Damals kam auch in einem der Telefonate der Satz auf, dass diese Serie sicher noch Nachahmer finden werde. Aber zu dem Zeitpunkt sollten wir dann schon so etabliert sein, dass wir so was nur müde lächelnd entgegen blicken brauchten.
Wir freuten uns jedenfalls riesig und unterzeichneten Anfang Februar den Vertrag. Und Ende Februar kam „Lady Bedfort“ dann wirklich in den Handel!
Nett war auch, dass wir beim Hörspiel-Award die silberne Auszeichnung als „Bestes Newcomerlabel“ bekamen.

März
Ein wesentliches Merkmal von Pängg war gewesen, dass es nur alle drei Monate Abrechnungen gab, aus denen ersichtlich wurde, wie viele CDs der Vertrieb in Umlauf bringen konnte. Und um das Ganze noch lustiger zu gestalten, kamen auch diese Abrechnungen niemals pünktlich. Ehrlich gesagt kamen sie nicht mal sonderlich schnell, NACHDEM man hinterher gerannt war. Ehemalige Pänggler wie die Dreamlander etc. haben davon ja auch schon öffentlich ein Lied gesungen.
Bei AL!VE hingegen gab es monatliche Abrechnungen – ein weiteres Merkmal für die Professionalität des Ladens. Aufgrund der guten Prognose des Vertriebs nahmen wir das Geld, dass wir bereits mit den Verkäufen der ersten „Lady Bedfort“-Folge im Internetshop verdient hatten, und organisierten eine weitere Bedfort-Staffel in Berlin, um zwei weitere Folgen aufzunehmen. Wir hatten diesmal mehr Geld zur Verfügung und wollten zwei Folgen machen, die wir zwischen den ersten drei aufteilen konnten, sodass der Cast nicht in allen aufeinander erscheinenden Folgen gleich war. Aber auch diese Aufnahme machten wir noch mit dem mulmigen Gefühl, dass hier abermals unser gesamtes Geld investiert werden musste, ohne zu wissen, ob es wirklich ein Erfolg werden würde. Wir gönnten uns sogar einen Aufnahmetag in Hamburg und lernten Robert Missler und Ursula Sieg kennen, zwei liebe Menschen, mit denen wir gerne gearbeitet haben und die wir auch immer wieder gerne im Studio begrüßen.
http://www.hoerplanet.de/hoerplanet_maerz_2007.wmv

April
Die erste AL!VE-Abrechnung, und was soll ich euch sagen!? Im Monat März zehn mal mehr Verkäufe als Pängg in ganz 2006! Wir dachten erst, es wäre eine Zahl zu viel. Aber nein, die Abrechnung schien zu stimmen.
Mit voll aufgeladenen Motivationsakkus begann John Beckmann die Arbeit an den Folgen 6 bis 10 und wir machten uns an die Arbeit für die Folgen 2 bis 5. Angespornt durch die fabelhafte Resonanz war es zum ersten Mal nach 7 Jahren Hörspielarbeiten das Gefühl von künstlerischer Genugtuung und kommerziellem Erfolg! Das tat sehr gut, denn nun ermöglichte uns unsere eigene Arbeit die lückenlose Finanzierung der folgenden Arbeiten.
Schön war auch die Absage, die ich im April von „Random House“ erhielt. „Lady Bedfort“ passe nicht in deren Programm. Tja, schade für „Random House“, zu dem Zeitpunkt war die Serie, die sie ablehnten, ja durchaus schon bundesweit in den Regalen. Aber auf jeden Fall schön, dass Ablehnungen auch mal so ausgehen.

Mai
Im Mai gab es natürlich zwei Highlights. Zum einen natürlich den Ohrkanus und zum anderen kam ich mehr oder weniger an diesem Tag mit meiner letzten Freundin zusammen. Dazu noch die Veröffentlichung von zwei neuen Bedfort-Hörspielen und eine weitere tolle Vertriebsabrechnung. Ich denke, der Mai war mein persönlicher Lieblingsmonat, denn da kribbelten einfach alle Sensoren: Erfolg, Liebe, Spaß an der Arbeit. Ja, in diesem Monat durfte ich erfahren, wie ich die nächsten Jahrzehnte gerne verbringen möchte. In den Armen der tollsten Frau der Welt und gute Hörspiele machen, um die Villa zu finanzieren :D
Dass wir beim Ohrkanus so tolle Preise erhalten würden, war natürlich phänomenal! Wir sind sehr stolz darauf und hoffen natürlich, dass 2008 ähnliches geschehen wird. Unsere damals ausgezeichneten Qualitäten haben sich jedenfalls nicht verschlechtert, wenn ich die Rezensionen so lese. Aber dazu später mehr.

Juni
Nun, abgesehen davon, dass wir alle in Bedfort-Arbeit steckten und eine tolle Vertriebsabrechnung rein kam, ist im Juni nicht viel passiert.

Juli
Nun, abgesehen davon, dass wir alle in Bedfort-Arbeit steckten und eine tolle Vertriebsabrechnung rein kam, ist im Juli nicht viel passiert.

August
Die übliche tolle Vertriebsabrechnung und Ende August dann eine neue Produktionsstaffel in Berlin. Und ich sage euch, die hatte es in sich! So viele tolle Sprecher, endlich etwas mehr Geld für einen größeren Cast und zudem jede Menge Spaß drumrum. Außerdem machten wir uns die Mühe und haben für euch alle eine 50minütige Dokumentation für lau gemacht, die bis heute im Internet zu kriegen ist. Hier gab es die Möglichkeit, vielen sehr prominenten Synchronleuten bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen in einer Ausführlichkeit, die es unseres Wissens nach bis dato nicht gab. Wir haben einfach mal wieder das gemacht, was wir immer tun: etwas getan, was wir selber gerne als Kunden bekommen würden. Die Resonanz war leider – wie so oft bei solchen tollen Sachen – eher mau. Aber wenn wir für diese (und andere Dinge) wieder die Preise in den Kategorien „Beste Öffentlichkeitsarbeit“ abräumen, wollen wir mal über die Dankbarkeitsäußerungsfaulheit unserer Mitmenschen hinwegsehen :D

September
Anfang September waren wir noch in Hamburg für den Rest der Aufnahmen, diesmal mit Tanja Dohse und Robert Missler. Beide sprachen für eine neue Serie: „Die Legende von Mythrâs“. Diese Serie ist aktuell noch in Arbeit, da wir sie mit größter Sorgfalt produzieren wollen und uns die alte Bedfort leider so wenig frei gibt für andere Projekte.

Oktober
Vielleicht kriege ich nicht mehr alles auf die Reihe, aber meines Wissens gab es auch hier nur einen Haufen Bedfort-Arbeit und ne tolle Vertriebsabrechnung.

November
Vielleicht kriege ich nicht mehr alles auf die Reihe, aber meines Wissens gab es auch hier nur einen Haufen Bedfort-Arbeit und ne tolle Vertriebsabrechnung. ;)

Dezember
Und wieder eine Aufnahmestaffel in Berlin. Mannomann, es hört nicht auf. Mittlerweile weiß ich nicht mehr, wo mir der Kopf steht, aus lauter komponieren, schneiden, mischen, aufnehmen, abgeben, Presswerkware annehmen, Shopbestellungen verschicken etc.
Irgendwie ist es enorm aufwendig, einen Laden mit 2 Mann zu führen, der mittlerweile die Arbeitskraft von 5 Personen erfordern würde :D Leider sind die meisten Tätigkeiten nicht abgebbar.

So, das wars. Leider nicht so umfangreich wie letztes Jahr, aber da gabs ja auch mehr zu jammern und zu maulen. Dieses Jahr war einfach zu geil, um wirklich viel negatives erzählen zu können. Ich bedanke mich bei all den lieben Menschen, die ich um mich habe, die 2007 dazugekommen sind und die mich sehr gestärkt haben. Ein paar neue Freunde kamen hinzu, ein paar alte blieben. Zu nennen sind dabei John Beckmann, Katharina Dorbandt, Michael Eickhorst, Simeon Hrissomallis, Helmut Krauss, Robert Missler, Gabriele Mugdan, Barbara Ratthey Claudia Schröter und Santiago Ziesmer. Danke an euch, die ihr mich immer wieder vor mir selbst rettet ;) Und natürlich danke an all die Leute da draußen, die die Hörspiele kaufen und sich von der Arbeit, die wir uns machen, unterhalten lassen.

Sollten mir doch noch Sachen einfallen, die ich hier vergessen habe, trage ich sie nach, versprochen.

Das Jahr in Zahlen:
123 Stücke komponiert (112 Minuten Spielzeit)
11 Hörspiele veröffentlicht
2 Skripte verfasst


Gebe Dich niemals mit einer Hörspielgurke ab.
Erst zieht sie dich auf ihr sein Niveau hinab.
Danach schlägt sie dich aufgrund ihr seiner Hörspiel-Erfahrung.

2

Dienstag, 25. Dezember 2007, 23:54

Danke für diesen ausfühlichen einblick ins Hörplanet Jahr 2007.
Ich hoffe noch einiges von euch zu hören und das nicht nur in 2008.
Ist es ein Vogel!? Ist es ein Flugzeug!? Nein, es ist................der Teddy!

Waschbär

Am Institut für Strahlenkunde und Pendelistik

Beiträge: 1 353

Wohnort: Frisinga

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3

Mittwoch, 26. Dezember 2007, 08:54

Vielen Dank für den Einblick in dein Hörspieljahr 2007. Sehr schön, dass dein Engagement und deine Arbeit belohnt wurden / werden. Ich wünsche dir auch im Hörspieljahr 2008 viel Erfolg und freue mich bereits auf die beiden neuen Lady Bedfort Hörspiele. :]
Was andere Leute uns zutrauen, ist meist bezeichnender für sie als für uns.

Es würde nur sehr wenig Böses auf Erden getan werden, wenn das Böse niemals im Namen des Guten getan werden könnte.

Marie v. Ebner-Eschenbach

schnuff2

unregistriert

4

Mittwoch, 26. Dezember 2007, 10:46

Klasse, habe schon gespannt auf Euren Jahresrückblick gefreut. Ich wünsche Euch alles Gute für das kommende Jahr und mir selbst ne Menge guter Hörspiele von Euch :-)