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Tina

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1

Montag, 19. November 2007, 08:10

Umgang mit dem Tod

In unserer Familie müssen wir jeden Moment damit rechnen, dass unsere Ur-Oma (fast 90) das Zeitliche segnet. Meine Kinder (7 + 12) lieben sie heiß und innig, obwohl sie sie nur alle paar Monate sehen. Mein Mann und ich haben sie vorbereitet und ihnen erklärt, dass es halt unausweichlich ist und dass die Oma ja schon so viel erlebt hat und dass sie dann auch ihren Mann wiedersieht, der schon vor 10 Jahren verstorben ist. Das haben sie soweit verstanden. Mir stellt sich nun die Frage, ob ich sie, wenn es denn soweit sein sollte, mit zum Begräbnis nehmen soll oder nicht.

Ihr müsst wissen, dass es eine sehr kleine Gemeinde ist, die sehr stark tradionellen Riten verhaftet ist. Inklusive Aufbahren des Leichnahms, Trauerzug und Leichenschmaus nach der Beisetzung.
Meine Zwei sind recht nah am Wasser gebaut und nehmen sich manche Dinge viel zu sehr zu Herzen. Besonders der Große. Daher habe ich etwas Bedenken sie mitzunehmen. Andererseits könnte sie sich von der Oma verabschieden.

Was meint Ihr dazu? Soll ich die Kinder mitnehmen oder nicht? Uns hat sich diese Frage bisher zum Glück noch nie gestellt.

2

Montag, 19. November 2007, 08:18

RE: Umgang mit dem Tod

Zitat

Original von Eliza
Was meint Ihr dazu? Soll ich die Kinder mitnehmen oder nicht? Uns hat sich diese Frage bisher zum Glück noch nie gestellt.

:keineahnung: Kinder selbst entscheiden lassen, wenn es soweit ist (toi toi toi).

Gruß
Skywise
Radio Liederlicht
Liedermacher & Co.


Mittwoch.
Skywise: "Ja klar ist der Laden super und so, aber ich mach' da trotzdem einen Bogen drum, denn allein für's Umschauen muß man da schon den großen Geldbeutel dabei haben."
Kollegin: "Ach was, das geht auch ohne. Mit EC-Karte zum Beispiel."

3

Montag, 19. November 2007, 10:33

RE: Umgang mit dem Tod

Zitat

Original von Eliza
...Ihr müsst wissen, dass es eine sehr kleine Gemeinde ist, die sehr stark tradionellen Riten verhaftet ist....


erklärt ihnen den genauen ablauf, wie und warum das so gemacht wird (sind ja (ursprünglich) gute und hilfreiche dinge)...

Zitat

Aufbahren des Leichnahms


offener sarg? wenn ja, dann hängts natürlich auch ab, wie der leichnam "aussieht". aber da sie, wenn ich das richtig rausgehört habe, eines natürlichen todes, ohne von medikamenten entstellt zu sein, sterben wird, warum nicht? kann beim abschiednehmen helfen.

Zitat

Leichenschmaus


solange es nicht ne veranstaltung ist, wo um das erbe geschachert wird, kann auch das hilfreich sein, wo man sich im gespräch nochmals an das leben der verstorbenen und was man mit ihm/ihr erlebt hat erinnert. gehört also auch zur trauerbewältigung...

Zitat

Meine Zwei sind recht nah am Wasser gebaut und nehmen sich manche Dinge viel zu sehr zu Herzen. Besonders der Große. Daher habe ich etwas Bedenken sie mitzunehmen.


dass diese starken gefühle im spiel sind liegt nun mal auch in der "natur der sache". komisch, wenn es nicht so wäre...
der tod gehört zum leben dazu, das ist was elementares. das sollten wir vor kindern net "wegschliessen".

Zitat

Andererseits könnte sie sich von der Oma verabschieden.


genau! das wird vielleicht noch nicht bei der beerdigung so rauskommen, aber einige zeit später wird es wichtig werden, ob sie sich von ihr verabschiedet haben oder nicht ("loslassen" und so).

Zitat


Was meint Ihr dazu? Soll ich die Kinder mitnehmen oder nicht? Uns hat sich diese Frage bisher zum Glück noch nie gestellt.


tendentiell ja! ihr solltet sie aber darauf vorbereiten und auf jeden fall nicht in eine richtung zwingen...
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4

Montag, 19. November 2007, 12:18

Da einen Rat zu geben, finde ich auch etwas schwierig.
Die letzte Entscheidung liegt bei Dir und Deinem Mann, da Ihr ja Euere Kinder sicher am Besten kennt.

Ich denke aber auch, dass es für die Kinder besser wäre, sie auch an der Erfahrung des Todes teilnehmen zu lassen. Ihr könnt sie ja bereits jetzt „langsam“ darauf vorbereiten, was Ihr wohl auch schon macht? Das wäre sicher noch eine wichtige Vorbereitung, v.a. wenn jetzt noch die Möglichkeit dazu besteht (bei einem plötzlichen Unfall-Tod hat man ja diese Möglichkeit nicht mehr….)

Die Erfahrung des Todes gehört leider zum Leben dazu, und da kann man auch die Kinder nur schwer davon abschotten.

Bei uns war es damals so, dass in sehr kurzer Zeit (ca. ½ Jahr) zwei Tanten meines Vaters starben, als ich etwa 6 Jahre alt war (also etwas jünger als Deine Tochter). Ich habe damals auch sehr an beiden gehangen (die eine wohnte ganz bei uns im Haus und die andere so zu ¾). Im Nachhinein bin ich meinen Eltern sehr dankbar, dass sie mir in diesen Fällen die Möglichkeit gegeben haben, auch beim Abschied teilzunehmen.

Als ich etwa 13 Jahre alt (ungefähr so wie Dein „Großer“) war starb meine „richtige“ Tante an Krebs. Da hatten mich meine Eltern dann aber in die letzten Zeit nicht mehr mit zu ihr ins Krankenhaus genommen, da sie dachten, es wäre wohl für mich und auch die Tante zu „schmerzvoll“ – in diesem Fall finde ich es heute sehr schade, dass ich mich nicht „richtig“ von ihr verabschieden konnte, sondern dann erst nach ihrem Tod bei der Beerdigung. Aber auch die Erfahrung dieser Beerdigung (die war auch in einem sehr kleinen bayerischen Ort mit allen „Ritualen“ die man sich nur denken kann) gehört sicher heute mit zu meinem Verständnis vom „Umgang mit dem Tod“ dazu….

Ich denke also auf alle Fälle, dass Kinder nicht von Beerdigungen „ausgeschlossen“ werden sollten. Allerdings denke ich auch, dass sie sich dann dabei ganz ungezwungen und ohne Vorgaben verhalten dürfen. Sie sollen in der Situation dann ganz so reagieren, wie ihnen zu Mute ist. Vorher und hinterher darüber reden hilft aber sicher!

leocat

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5

Montag, 19. November 2007, 13:39

Sperr sie nicht aus. Ich leide heute noch darunter, meinen Großvater zwischen dessen Tod und der Trauerfeier (geschlossener Sarg mit anschließender Beisetzung) nicht noch einmal gesehen zu haben bzw. bei den Vorbereitungen völlig ausgeschlossen gewesen zu sein (immerhin war ich da schon 18). Ich seckte mitten im Abi und sollte mich nicht damit belasten meinten meine Eltern. Die Tatenlosigkeit hat mich viel mehr mitgenommen.

Wenn es so weit ist, gib ihnen vielleicht Gelegenheit (wenn der Bestatter die Möglichkeit bietet - ein guter, sollte das) sich allein zu verabschieden. Oder mal mit ihnen Bilder (eher für die Kleine) oder schreibt einen Brief, die/den ihr der Oma mit in den Sarg geben könnt.

Lies mal im bestatterweblog (www.bestatterweblog.de) - da findest du u.a. auch Geschichten, die einem die Tränen in die Augen treiben. Auber auch viel Beispiele für würdevolle Trauerfeiern und Umgang der Hinterbliebenen mit dem Tod. Sehr sehr guter Lesestoff, wirklich.

leocat

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6

Montag, 19. November 2007, 13:56

Ansonsten gibt es noch eine unglaublich, wahnsinnig, riesiege Auswahl an Kinderbüchern zum Thema: und überraschend gute dazu.

Zum Thema "Altwerden und Sterben" (friedlicher Abschied - sehr tröstlich) empfehle ich dir "Adieu, Herr Muffin".
Zum Umgang der "Hinterbliebenen" - also dass man auch Sauer, wütend, traurig und alles zugleich sein darf - eignet sich "Gehört das so" ganz gut, wie ich finde.
Zum Ablauf von Todesfall/Beerdigung auber auch den Umgang mit dem Thema an sich - durchaus auch zum Schmunzeln, nimmt aber die Fragen der Kinder sehr ernst - ist "Hat Opa einen Anzug an?" schlicht hervorragend!
"Die besten Beerdigungen der Welt" bringt ein bisschen humorvolle Leichtigkeit in das Thema, ohne respektlos zu werden.

Natürlich gibt es noch hunderte sehr rührselige Bücher, die ich aber alle nicht so gern habe, wie die genannten. Es gibt noch welche, die sich direkt am Thema "Oma" aufhängen, aber da finde ich es besser, doch über eine andere Person (und wenns der Opa oder das Haustier ist) an die Sache heranzugehen.

Ein schönes Bilderbuch - auch für dich - ist "Ente, Tod und Tulpe" von Wolf Erlbruch. Das ist wirklich das allerallerschönste! Aber nicht jedermans Sache.
Auch von Wolf Erlbruch und auch wunderschön: Ein Himmel für den kleinen Bären.

So, und im nächsten Posting gibt's die Amazon-Links, sonst verlier ich den Überblick.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »leocat« (19. November 2007, 14:07)


leocat

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7

Montag, 19. November 2007, 14:04

[isbn]3888974615[/isbn]
[isbn]3895651745[/isbn]
[isbn]3407760477[/isbn]
[isbn]3446190767[/isbn]
[isbn]3446205632[/isbn]
[isbn]3446202943[/isbn]

Hab ich alle?

Tina

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8

Montag, 19. November 2007, 14:13

Danke für Eure Beiträge. Bis es soweit sein wird, haben wir (hoffentlich) noch etwas Zeit und ich kann mir in Ruhe überlegen, ob die Kids mitkommen. Das Dumme ist, dass im Haushalt der Oma, in der auch die Tante und der Onkel lebt, die Kinder bei solchen Ereignissen eher als störend empfunden werden. :rolleyes:

Vielen Dank für die Buchtipps, Leo. Ich werde mich mal umsehen.

9

Montag, 19. November 2007, 17:27

Erstmal hoffe ich, dass Deine Kinder noch eine lange Zeit die Uroma geniessen koennen.

Ob ich die Kinder an Deiner Stelle zur Beerdigung mitnehmen wuerde, weiss ich auch nicht, besonders Dein letzter Satz, dass sie von der Verwandtschaft als stoerend angesehen wuerden, verkompliziert die Sache. Wenn Du dadurch keine Gelegenheit bekommst, Abschied zu nehmen, da Du immer schauen musst, ob die Verwandten sich nicht gerade ueber die Kinder aufregen, dann kann das Deinen Abschied beeinflussen. Andererseits hilft es den Kindern bestimmmt, Abschied zu nehmen, wenn sie dabei sind. Ich wuerde vielleicht mit der Verwandtschaft vorher darueber reden, dass es Dir wichtig ist, die Kinder mitzunehmen. Dass hilft den Onkel und Tanten hoffentlich, mehr Verstaendnis aufzubringen.

Ich weiss auch noch nicht, wie genau, wir das machen, wenn dieser Fall bei uns eintritt. Buecher werden da vielleicht auch helfen (Danke fuer den Tipp).

Ein Weg fuer uns wird sicherlich Religion sein, da meine Frau (und deren Familie) recht katholisch ist. Mein Sohn hat schon gelernt, dass manche Sachen so sind, da Gott es so wollte. Er hat z.B. Grandpa zu sich geholt (z.B. um ihn von seinen Schmerzen zu befreien), das war jedoch vor seiner Geburt. Keine Ahnung wie das am besten geht, und ob das nun helfen wird, weiss ich nicht, aber ich denke, dass dieses ein Weg sein wird, den wir gehen werden wenn es soweit ist.

Als historisch Interessierter denke ich, dass Religion ihre Wurzeln in der Angst und Ungewissheit mit dem Tod hat und die Menschen an ein Leben nach dem Tode glauben wollen. Dass war einer der Hauptgruende, warum das Christentum so erfolgreich wurde, da es eine Vision fuer nach dem Tod gab.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Cherusker« (19. November 2007, 17:29)


Tina

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10

Mittwoch, 28. November 2007, 08:08

Unsere Ur-Omi ist letzten Samstag friedlich eingeschlafen. Gestern fand die Beerdigung statt. Wir haben nur unseren Großen mitgenommen, der sich gerne richtig von der Oma verabschieden wollte. Für ihn war es das erste Mal, dass ein ihm vertrauter Mensch gestorben ist. Dementsprechend mitgenommen war er auch.
Meine Kleine ist nach der Schule zu meiner Freundin gegangen. Für sie war die Sache bereits "abgehakt". Als wir die Nachricht bekamen, weinte sie zwar sehr, aber am nächsten Tag lief aber bereits alles weiter wie gewohnt. Sie ist halt erst seit zwei Wochen sieben. In dem Alter kommen die Kinder schnell über so etwas hinweg.

Es war eine sehr schöne Zeremonie, obwohl ich im Grunde kein Gottesdienstgänger bin. Den ganzen Tag über hatte es geschneit und wir befürchteten schon, mit Regenschirmen auf den Friedhof zu müssen. Als der Sarg aber hinabgelassen wurde, kam auf einmal die Sonne durch die Wolken geblitzt und hat alles in ein sehr feierliches Licht gehüllt. :) Der Leichenschmaus hinterher war von einer geselligen Stimmung geprägt und es wurde auch viel gelacht.

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11

Mittwoch, 28. November 2007, 19:59

Mein Beleid. So hat doch aber alles noch ein friedliches Ende gefunden. Musste vor einigen Jahren selbst lernen, dass man niemandem vorschreiben kann, wie er zu trauern hat oder auch nicht. Das macht jeder auf seine eigene Weise. Alles Gute für Euch!
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." (Kierkegaard)

12

Mittwoch, 28. November 2007, 20:00

da schliesse ich mich mal an. das trauern geht ja noch weiter...
Eingeschränkter Winterdienst. Betreten auf eigene Gefahr!


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13

Mittwoch, 28. November 2007, 23:15

Mein Beileid. Eliza. Schoen, dass die Beerdigung so wuerdevoll von statten ging. Einen schoeneren Abgang kann man sich wohl nicht wuenschen. Ich hoffe, dass die Kinder ihre Ur-Omi sehr gut in Erinnerung behalten werden.

Tina

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14

Donnerstag, 29. November 2007, 14:48

Danke Ihr Lieben! :knuddel:

15

Donnerstag, 29. November 2007, 15:21

Kann mich nur anschließen. Ich habe beruflich sehr oft mit dem Tod zutun.

Wenn ein alter Mensch geht, kann er jedoch auf ein langes und meistens erfülltes Leben zurückblicken. Der Tod ist hier nur das logische Ende eines Prozesses.

Schlimmer, viel schlimmer und unerträglich ist der frühe Tod eines Menschen durch Krankheit oder Unfall. Hier wird ein prozess einfach unterbrochen.

ciao

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16

Donnerstag, 29. November 2007, 19:50

Ich beklag mich ja nicht. Natürlich ist es viel schlimmer, wenn ein junger Mensch aus dem Leben gerissen wird. Trotzdem fehlt jetzt was. Zumal sie bis zuletzt immer lustig und und an allem interessiert war.

17

Donnerstag, 29. November 2007, 20:46

Zitat

Original von Cherusker
Mein Beileid. Eliza. Schoen, dass die Beerdigung so wuerdevoll von statten ging. Einen schoeneren Abgang kann man sich wohl nicht wuenschen. Ich hoffe, dass die Kinder ihre Ur-Omi sehr gut in Erinnerung behalten werden.


Hallo Eliza!
Da kann ich mich Cherusker nur anschließen - viel besser kann man das wirklich nicht sagen!!!
Ich denke, dass Ihr auch die für alle beste Lösung mit Euren beiden Kindern gefunden habt!
Ich wünsche Euch aber weiterhin "viel Kraft" bei der Verarbeitung und alles Gute weiterhin...