So, wie angedroht, will ich noch von der Geburt vor einer Woche berichten.
Kurz vorweg: Ich will niemanden angreifen oder verunglimpfen, für den die Geburt seines Kindes das Größte war und ein Erlebnis, das er nie vergessen wird und deshalb unbedingt dabei sein mußte. Für mich war und ist es das einfach nicht und das lag wahrscheinlich daran:
So gegen 18.00 Uhr bekam meine Frau die ersten Wehen. Nach einiger Zeit bat sie mich eine Hebamme zu holen. Ich also raus und sah in einem offenen Raum eine Hebamme sitzen. Bei ihr eine Schwangere mit Mann. Alle sehr entspannt und Lächeln. Ich klopfe an und sage, daß meine Frau Wehen hätte und nach einer Hebamme gefragt hat. Da dreht sich die Bamme um und faucht mich an:"Ich mache hier meinen Job!"
Das habe ich ja nie angezweifelt. Ich also zu meiner Frau zurück und sage Ihr, um sie zu beruhigen, daß gleich jemnd kommt, wohlwissend das ich gleich noch mal los muß, um eine Fachkraft zu holen.
Nach ein paar Minuten tiger ich wieder los und da sitzt diese Person im Schwesternzimmer und läßt den lieben Gott nen guten Mann sein. Ich bitte sie nochmls zu meiner Frau zu kommen. Sie verdreht die Augen und bequemt sich aufzustehen. Ich gehe vor, sie kommt hinterher und das erste was sie tut, ist meine Schwiegermutter und die Cousine meiner Frau rauszuschmeißen.
Die beiden Frauen wren den ganzen Tag bei uns im Wartezimmer, wo wir uns übrigens gerade befinden, und haben sich nichts zu schulden kommen lassen. Die Cousine mußte dann gehen, das habe ich noch verstanden, und meine Schwiegermutter mußte erst einmal erklären, daß ihre Tochter gerne möchte, daß sie bei der Geburt dabei sei.
Dann im Kreißsaal hatte ich permanent das Gefühl, daß meine Frau mit ihren Schmerzen nicht ernst genommen wird.
Ich verstehe ja, daß für diese Leute eine Geburt nichts besonderes ist und das es auch nervige Schwangere und werdende Väter gibt. Meine Mutter ist Kinderkrankenschwester auf der Säuglingsstation in einem Essener Krankenhaus und ich kenne da einige Geschichten, aber weder Anne noch ich waren nervig. Es hätte gereicht, wenn man uns einfach nur beruhigt hätte.
Dann kam die Wachablösung und wir bekamen eine Hebamme, die wohl nen schlechten Tag hatte. Ihr fiel immer wieder mal was runter. Sie vergaß immer wieder mal etwas und mußte doppelt ud dreifach Wege gehen.
Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, das etwas nicht stimmt, ohne das genau benennen zu können. Einmal sprach ich die Bamme darauf an und sie zuckte nur mit den Achseln und minte, daß sie halt unterbesetzt seien und jetzt keine Zeit hätten.
Irgendwann kam eine Hebamme aus dem Nachbarkreißsaal, schaute kurz auf die Instrument, drückte einen Knopf und auf einmal war eine Ärztin, ein Arzthelfer, eine Hebamme und zwei Schwestern im Raum. Es wurde hektisch.
Nach ein paar Minuten meinte dann die Ärztin, daß das Kind aufgehört hätte zu atmen und man das Kind jetzt stabilisiert hätte. Man überlege jetzt, ob man einen Kaiserschnitt nun machen solle. Man hatte nebenan aber noch eine Frau mit Komplikationen und nahm diese zum Kaiserschnitt dran. Man versichert uns, daß es bei uns noch nicht so akut sei. Völlig in Ordnung.
Die Schmerzen meiner Frau wurden stärker und sie bat um ein Schmerzmittel. Der Assitenzarzt meinte dann, das er das und das Mittel verabreichen könnte, aber das Kind dann beatmen müßte. Meine Frau fragte nach, daß das nicht gut klinge und was das bedeuten würde. Der Assi zuckte mit den Schultern und meinte, daß es halt ein Risiko sei und er das sagen müßte. Meine Frau fragte nochmals nach und bekam die gleiche Antwort. Ich fragte nach, was für Folgeschäden das für das Kind haben könnte. Der Mann zuckte mit den Achseln und meinte, das es halt beatmet werden müßte.
Er hat sich nicht einmal zu einer positiven Antwort hinreißen lassen. In etwa so:"Ich muß darauf hinweisen, daß es ein Risiko ist. Wir haben die und die Erfahrungen und es ist danach noch nie etwas passiert ..." oder ähnliches. Von meiner Mutter habe ich dann erfahren, daß eine Beatmung nicht unbedingt nötig wäre. Auch das wurde uns nicht gesagt.
Wir entschieden uns dann für ein Narkosemittel - ich weiß den namen leider nicht mehr - gespritzt wurde aber ein anderes. Meine Schwiegermutter las auf dem Protokoll, daß es ein anderes Mittel war.
Für meine Frau wirkte das Mittel nicht. Es ist mir egal, ob es wirklich nicht wirkte oder ob meine Frau sich das nur einbildete. Meine Frau mpfand es so und basta! Es gab aber nicht eine Aufmunterung seitens des Personals. Im Gegenteil: Es wurde noch 2x nachgespritzt und der Assitenzarzt meinte:"Wirkt in`n paar Minuten." Ich:"Was heißt paar Minuten?" Er:"Paar Minuten!" Ich:"5 Minuten, 10? Viertel Stunde?" Er:"Ne so lange nicht. Ein paar Minuten!" Sprachs und ging.
Meiner Frau hätte man in diesem Moment sagen können, daß es noch 15 Minuten dauert und wenn sie nach zwei Stunden gefragt hätte, wann denn die Viertel Stunde rum sei, hätte es gereicht ihr zu sagen:"Noch 5 Minuten!" Das hätte sie beruhigt, das hätte ihr gut getan, aber dieses Fachpersonal tat nicht dergleichen.
Nach 2x nachspritzen wurde es nicht besser und die Hebamme meinte, daß es jetzt besser sein müßte. Meine Frau verneinte und anstatt das diese blöde Kuh hingeht und sagt:"Das wirkt gleich. Versuchen Sie weiter ruhig zu atmen, dnn wirkt das Mittel gleich." oder ähnliches, zuckt sie mit den Achseln und sagt zu meiner Frau:"Ja, dann müssen Sie die Schmerzen eben aushalten." Ich war nur noch Wut und Zorn und hätte der Bmme auch gerne Schmerzen zugefügt, die sie dann aushalten müßte. Ich fühlte mich nur ohnmächtig, weil mir natürlich auch das Fachwissen fehlt, um genau sagen zu können, ob und was da schief läuft und mit den Leuten wollte ich auch nicht diskutieren, weil ich meine Frau nicht beunruhigen wollte. Meiner Schwiegermutter ging es ähnlich.
Dann tatschte die Bamme meine Frau ständig an. Gut sie mußte ab und zu den Bauch untersuchen, aber das Hand streicheln und Bein reiben, nachdem die Patientin immer wieder sagte, daß sie bitte nicht angefasst werden mag, wenn sie Schmerzen hat, war mehr als überflüssig. Und dann immer dieses Kopfnicken mit dem wissenden Grinsen im Gesicht:"Ich bin vom Fach und weiß viel besser, was für Dich gut ist."
Dann war das automatische Pulsmeßgerät kaputt. es pumpte sich immer auf ohne Luft abzulassen. Meine Frau bat darum es abzumachen. Die Bamme bestätigte, daß das Gerät defekt sei, aber es drum bleiben müsse. Anne riß sich das Ding dann irgendwann vom Arm und warf es durch den Saal. Die einzige Reaktion der Fachfrau war ein Grinsen und erst die Aufforderung des Assis veranlasste die Bamme ein Handmeßgerät zu holen.
Die Herztöne vom Kind mußten ständig überwacht werden und durften nicht unter 100 fallen. Wenn meine Schwiegermutter das Gerät nicht kontrolliert hätte, wären einige kritische Phasen einfach übersehen worden. Irgendwann fiel auch das Gerät aus und die Bamme hätte ohne den Assi wieder nichts getan.
Nach der Geburt wurde ich dann direkt rausgeschickt. Also nichts mit Schnur durchschneiden und das Kind im Arm halten und schönster Moment im Leben usw. Gut, in diesem Moment kann es auch die Sicherheit gewesen sein, um mich nicht doch noch fallen zu sehen.
Eine gute Stunde saß ich draußen im Wartezimmer, dann kam meine Schwiegermutter raus und das erste, was ich von meinem Kind sah, war ein Bild auf der Digitalkamera ... und wie ich dieses Gerät im Arm hielt und es mich so anhimmelte .... SCHEIßE!
Als ich dann endlich wieder in den Kreißsaal durfte, mußte ich mich in einen Sessel setzen, die Hebamme gab mir mein Mädchen in die Hand und fragte meine Frau, wie es mit stillen sei. Anne meinte, daß sie stillen möchte und bevor ich noch richtig hingeschaut hatte, war das Knd aus meinem Arm und Oma und Vater mußten den Raum verlassen, um nicht mehr zu stören.
Meine Tochter ist um 5.03 Uhr geboren und ich hatte sie zum ersten Mal so gegen 14.00 Uhr im Arm!
Die Oma erzählte dann noch, daß die Schere für die Nabelschnur aus dem Abfalleimer geholt werden mußte und sie ihr Enkelkind immer wieder in den Arm gedrückt bekam, weil die Hebamme wohl etwas kopflos ihrer Arbeit nachging. Immer wenn sie das Kind nahm, fiel ihr noch ein, was sie noch zu tun hatte.
Fazit: Ich bin froh, daß ich für meine Frau da sein konnte. Sie meint, daß ich ihr ne große Hilfe gewesen wäre. Aber für mich habe ich diese ganze Scheiße nicht gebraucht. Ich war so voller Wut und Zorn und konnte mich gar nicht mehr richtig auf mein Kind freuen. Und ich bleibe dabei: Ob man(n) bei der Geburt dabei ist, muß jeder für sich entscheiden und es hängt anscheinend an mehreren Faktoren, ob es ein Erlebnis wird, daß man nie vergisst (im positiven Sinne).
Das Ganze ist jetzt eine Woche her und ich kann mich an meiner Kleinen nicht satt sehen, aber wenn ich an die Geburt denke, dann kommen alle Agressionen in mir wieder hoch!
Vielleicht gibt es ja hier Fachpersonal, das sich dazu äußern möchte. Alle anderen können natürlich auch gerne ihre Meinung dazu tun.
Ich habe übrigens deshalb einen extra Thread gewählt, weil Ihr alle mir so viel netters und schönes in"Kinder kriegen" geschrieben habt, das wollte ich mit dieser Story nicht kaputt machen.