„Anne in Windy Poplars“ ist der vorletzte Roman den Titania Medien zu vertonen gedenkt. Wussten die letzten beiden Romanvertonungen absolut zu begeistern, birgt diese einige Schwächen und ist somit auf einem Niveau mit der ersten Romanvertonung.
Anne Shirley wird die neue Rektorin der Summerside Highschool. In dem kleinen Örtchen hat der Pringles-Clan einen großen Einfluss und macht Anne das Leben schwer, bis sie den verblüfften Pringles einen großen Gefallen tut. Aber nicht nur die Pringles sind ihr nicht wohl gesonnen. Ihre neue Kollegin Katherine Brooke ist ebenfalls unfreundlich gegenüber Anne und unterstützt ihren Aktivitätsdrang nur widerwillig.
Als nächstes löst Anne eine verzwickte Situation: Pauline Gibson kümmert sich ausschließlich um ihre verbitterte, im Rollstuhl sitzende Mutter, die ihre Tochter vollständig in Besitz genommen hat. Deshalb kann sie nicht an der Silberhochzeit ihrer Cousine teilnehmen. Gelöst wird die vertrackte Situation, indem Anne auf Paulines Mutter an dem Abend aufpasst. Eine lustige Angelegenheit!
Dies ist der Inhalt der ersten beiden Folgen (13 und 14). Wie bei „Anne auf Green Gables“ sind es die ersten beiden Folgen der Romanvertonung, die einige „Schwächen“ aufweisen. In „Anne auf Green Gables“ war es die überdrehte elfjährige Anne, die, obwohl liebenswert, einen etwas auf den Wecker ging. Bei „Anne in Windy Poplars“ nervt bei den Geschichten niemand, es ist einfach so, dass die Geschichte selbst nicht durchgängig derart interessant wie bei den vorherigen Romanvertonungen sind.
Als Ausgleich wissen die Sprecherinnen zu überzeugen. Katherine Brooke, Annes Kollegin, wird von Claudia Urbschat-Mingues absolut widerspenstig und unfreundlich gesprochen, Paulines verbitterte Mutter wunderbar von Ingeborg Lapsien.
Folge 13 kann durchaus übersprungen werden. Folge 14 lohnt sich hingegen, da Anne gegen Ende ein angeblich verfluchtest Haus besucht. Die Schilderungen der Besitzerin gehen durch Mark und Bein. Titania Medien zeigt hier, dass sie es versehen unheimliche Atmosphären entstehen zu lassen. Der Höhepunkt dieser Folge!
Die nächsten beiden Folgen sind wieder auf einem gewohnt gutem Niveau. Anne kommt hinter das Geheimnis ihrer unfreundlichen Kollegin Katherine Brooke. Außerdem schafft sie es eine Hochzeit zustande zu kriegen, ohne das jemand sein Gesicht verliert und hilft auch noch einem vernachlässigtem Kind zu dessen Glück.
„Anne - Die Hörspielserie“ zeichnet sich durch eine wunderbar geduldige und unbekümmerte Art von Anne aus, die es schafft, aus den anfänglich eher unsympathischen Menschen das Positive herauszuholen. Emotionale Gratwanderungen gehören einfach zu dieser Serie und bewegen jedes Gemüt.
Diese Emotionen werden unterstützt von wunderschönen Musikstücken und tollen Geräuschkulissen. Getragen werden sie jedoch von den vielen großartigen Sprechern, die es verstehen jede Nuance adäquat wiederzugeben. Dies ist eine absolut beeindruckende Leistung. An dieser Stelle würde es in Arbeit ausfallen jeden der hervorragenden Sprecher mit seiner Rolle und den eindrucksvollsten Moment zu nennen. Stattdessen möchte ich jeden ans Herz legen sich die Hörspielserie zuzulegen und durchzuhören. Es ist eine Erlebnisreise durch Annes Leben.
Man erfreut sich immer wieder an den neuen, hinzukommenden interessanten Rollen und neuen Freundinnen von Anne und insbesondere auf ein großes Wiedersehen in Green Gables.
Eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen. Bei Folge 15 sagt Anne im zweiten Track „Es sieht nicht aus, als ob der Weg oft benützt würde“. Mein Duden sagt, dass „benutzen“ mit Umlaut besonders oft in Süddeutschland verwendet wird. Von daher: „Es sieht nicht aus, als ob der Weg oft benutzt würde“ wäre mir nicht aufgefallen und hätte mir besser gefallen.
Fazit: Anfänglich etwas uninteressante Geschichten, doch sehr schnell wird wird es erneut absolut emotional und interessant. Auch diese Romanvertonung kann nur empfohlen werden.