Nachdem Volker zu der Folge vorhin in einem anderen Thread schon etwas aufgegriffen hat, stelle ich an dieser Stelle mal meine Rezension ein. Vielleicht entwickelt sich daraus ja auch eine weitergehende Diskussion...
Vorab: Lange hat es gedauert. Eigentlich bereits für August angekündigt, erscheint Folge 30 mit dem verheißungsvollen Titel "WEISS" und einer ebenso außergewöhnlichen Covergestaltung nun am 14.11.2008. Gerade bei einer Serie, die auf einer fortschreitenden Handlung basiert, ist eine hohe Schlagzahl von ungleich größerer Bedeutung. Drei Folgen pro Jahr sind nun der bisherige Tiefststand und es bleibt zu hoffen, dass man den VÖ-Rhythmus in naher Zukunft wieder etwas anziehen wird.
Dunkelheit in Vancouver. Sämtliche Elektrizität ist ausgefallen. Steven Burns kehrt in seine Heimatstadt zurück.
Unterdessen sind Bakerman, Joyce und Larry auf dem Weg zur weißen Villa. Dort haben sich bereits zahlreiche Zauberer versammelt, um den Kampf aufzunehmen. Der alte Feind erhebt sich...
Die Zeiten, zu denen die Serie einer klaren Linie gefolgt ist, sind längst vorbei. Zu sehr überschlagen sich auch inhaltlich die Ereignisse und stürzen die Welt in heilloses Chaos. Nach den aufhorchen lassenden Erklärungen der letzten Folge steht die berechtigte Hoffnung im Raum, das nun noch weit mehr aufgeklärt werden könnte.
Doch wie so oft innerhalb dieser Serie kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Gerade der erste Teil des Hörspiels ist es, der sich schwer tut mich tatsächlich mitzureißen. Zwar tauchen allerorts bekannte Namen, Elemente und mehr auf, doch wird all dies in der Anfangsphase durch eine eher träge Erzählweise überdeckt. Der Erzähler wirkt etwas überpräsent und viele Szenen übergangslos aneinandergeklatscht. Spannung - will man es denn so nennen - ergibt sich zu dieser Phase des Hörspiels eigentlich nur durch Unklarheiten, Rätsel und die Rahmenhandlung.
Später nimmt die Geschichte inhaltlich deutlich an Fahrt auf. Es bleiben aber weiterhin viele inhaltlich klaffende Lücken. Viel Klartext wird nicht mehr geredet, stattdessen übernimmt der Erzähler mit methaporischen Erklärungen, die sich desöfteren in mehrere Richtungen deuten lassen.
Im Mittelpunkt steht das bereits erwartete Aufeinandertreffen zweier Mächte - bei dem vieles einfach geschieht, ohne Erklärungen drumherum. Die großen bedeutsamen Rätsel bleiben weiterhin solche. Und es gibt eine ganze Reihe mehr, die sich allein aus den in dieser Folge offen gelassenen Punkten ergeben. Für meinen Geschmack tut man sich keinen Gefallen manche zugegebenermaßen vielleicht unangenehmen Hintergründe nicht so auszuarbeiten, dass sich ein nachvollziehbares, rundes Ganzes ergibt.
Eine erfreuliche Ausnahme gibt es allerdings dann doch. Und diese stellt das Ende von Folge 30 dar. Das ist wirklich sehr, sehr stark gemacht. Viel möchte ich dazu aber gar nicht verraten. Das sollte/muss man schon selbst hören.
Ein vorsichtiger Vorab-Blick in die Sprecherliste weckt ganz unwillkürlich Erwartungen. Denn es finden sich doch ein paar Namen wieder, die einem nicht so wirklich unbekannt sind. Man kann insgesamt wieder gewohnt starke Leistungen von allen Beteiligten erwarten. Steven Burns, dessen nervliche Anspannung und Verzweiflung, sich in jedem seiner Worte manifestiert, Daniel, der Trauer und Trost gleichermaßen verbindet, Joyce, welche wieder zu alter Kälte und Handlungskraft zurückgefunden hat und nicht zuletzt über all dem schwebend Jürgen Kluckert als Erzähler.
Die akkustische Umsetzung ist einmal mehr über jeden Zweifel erhaben. Angefangen bei einer hervorragende Abmischung, deren Qualität sich besonders gut in den Rämen der weißen Villa zeigt. Die Effekte ebenfalls auf dem gewohnten Niveau. Bei der Musik setzt man gerade im zweiten Abschnitt tolle Akzente. Die Palette hat sich innerhalb der letzten Zeit ja bereits von den reinen Orchesterklängen bin zum vermehrten Einsatz von choralen Gesängen erweitert. Und das wird auch diesmal konsequent weitergeführt. Weiter kommt dem musikalische Part bei der emotionalen Wirkung des Hörspielendes sogar mit die größte Bedeutung zu.
Fazit: Das Hörspiel ist mit seiner ruhigen, bisweilen schon fast trägen Erzählweise der Spannung vor allem in der Anfangsphase nicht immer allzu zuträglich. Die Rahmenhandlung schreitet voran - ja. Und gerade im zweiten Teil wird es auch wieder ordentlich pompös mit einem sehr starken Abschluss. Festzustellen ist aber auch, dass Burns mehr und mehr von einem metaphorischen Stil beherrscht wird, der viele Lücken und Fragen (nicht nur in Bezug auf die Rahmenhandlung) zurücklässt. Das überschreitet den ebenfalls mysteriösen Stil in der Anfangsphase dieser Serie doch um ein vielfaches.
Für mich sowohl Licht als auch Schatten. In lupenreinem, strahlenden Weiß präsentiert sich das Hörspiel letztlich dann doch nicht. Das Ende und die gute Akkustik lässt hier trotz der (fast schon üblichen) Kritikpunkte aber ein gut zu.
http://www.hoerspieleportal.de/folgen.php?id=1288