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Stell dir nur vor ...




Klatsch und Tratsch sind als schlechter Stil verpönt. Trotzdem drehen sich die meisten Konversationen um Freud und Leid anderer Menschen. Und das hat durchaus seinen Sinn.


Auch, wenn wir gerne das Gegenteil behaupten: Wir reden weniger über die neueste Hartz-Reform oder die gelungene Inszenierung am Staatstheater als über die Schwangerschaft der Cousine nach dem One-Night-Stand (dumm oder nur dumm gelaufen?), die dritte Affäre des Chefs (unerhört!) oder die siebte Schönheits-OP der Nachbarin (au weia!). Rund zwei Drittel unserer Konversationen gehen für soziale Themen drauf, wir klatschen und tratschen, bis uns der Mund fusselt.

Dies haben Wissenschaftler herausgefunden, die an der Sonderausgabe der Zeitschrift "General Review of Psychology" zum Thema Tratsch gearbeitet haben. Auch, dass es durchaus einen Sinn hat, wenn Erwachsene über nicht anwesende Personen sprechen, über deren Befinden spekulieren und die Gerüchteküche am Brodeln halten.

Tratsch funktioniert nämlich als sozialer Kitt. Er zementiert soziale Bindungen, bietet Informationen über Mitmenschen und baut indirekt Aggressionen ab. Das Entscheidende ist jedoch: Wenn wir die Missgeschicke oder Erfolge anderer Leute erörtern, lernen wir, wie wir in unserer Gesellschaft zu funktionieren haben und ersparen uns leidvolle Erfahrungen. Vielleicht werden wir uns nie in eine Situation begeben wie die Teenager-Cousine, die sich in der Disko abschleppen ließ und schwanger wurde, weil sie zu viel getrunken und außerdem keine Kondome bei sich hatte. Tratsch vermittelt in Erzählungen, wie jemand Leid erlebt, weil er soziale Normen ignoriert hat.

Tratsch ist sogar eine Erweiterung des beobachtenden Lernens. Wir diskutieren Erfahrungen von Menschen, die wir selbst gar nicht kennen müssen. Dadurch lernen wir, "wie wir uns benehmen, wie wir denken und kommunizieren sollen", schreibt Eric K. Foster. Was als unmoralisch verschrien ist, dient also dem reibungslosen Zusammenleben. Tratschen wir weiter!

Quelle: brigitte.de

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Original von Morna Ulbrandson

Und nicht nur das: Wenn man mal genauer hinschaut, muss man feststellen, dass die lieben Männer das auch ganz gern machen