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Schüler klagt wegen Tippsystems
Schleswig/Norderstedt (ddp-nrd). Die Tippfertigkeiten eines Berufsschülers beschäftigen derzeit das Schleswiger Verwaltungsgericht. Der 19-jährige Ausbildende zum Kaufmann für Bürokommunikation will weiterhin lediglich mit zwei Fingern statt wie vom Lehrplan gefordert mit allen zehn Fingern auf der Tastatur schreiben. Der Schüler habe einen Eilantrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung gestellt, sagte ein Gerichtssprecher am Donnerstag auf ddp-Anfrage in Schleswig. Mit einer Entscheidung des Gerichts sei noch vor Ende des Monats zu rechnen. Sollte der zuständige Richter den Antrag abweisen, bleibe dem 19-Jährigen noch der Weg an das Oberverwaltungsgericht.
«Das Zehn-Finger-System ist ein Eingriff in die freie Entfaltung meiner Persönlichkeit», sagte der 19-Jährige der in Rendsburg erscheinenden «Landeszeitung» (Donnerstagausgabe). Mit nur zwei Fingern will er eigenen Angaben zufolge bis zu 500 Anschläge in der Minute schaffen. Die Computertastatur sei «für die menschliche Hand doch eigentlich gar nicht ausgelegt», sagte er.
Der 19-Jährige begann erst vor wenigen Wochen seine Ausbildung. Ende Oktober steht in seiner Berufsschulklasse in Norderstedt eine Klassenarbeit im Fach Textverarbeitung an. Der Lehrplan schreibt das Tippen mit zehn Fingern vor.
(ddp)
Quelle: Y A H O O
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Original von dal
wenn er es schaft mit Adlersuchsystem Texte von einem Zettel abzutippen oder welche die "an die Wand geworfen" werden ist doch egal wie er tippt. Wenn er natürlich die Tasten sehen muß ...
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Die Computertastatur sei «für die menschliche Hand doch eigentlich gar nicht ausgelegt
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Original von Skywise
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Die Computertastatur sei «für die menschliche Hand doch eigentlich gar nicht ausgelegt
'tschuldigung, aber das ist, als ob sich auf dem Bau einer beschwert, daß die Steine so rauh sind.
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Original von Kabukichan
Meiner Meinung nach kann man keinem Schüler vorschreiben wie er zu tippen hat.
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Original von Tobiashi
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Original von Kabukichan
Meiner Meinung nach kann man keinem Schüler vorschreiben wie er zu tippen hat.
Doch kannst Du schon.
Unterhalte Dich mal mit meiner Freundin, die hat eine Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin gemacht...
Klar wird das da indirekt gemacht - über die geforderten Anschläge. Die schafft man mit 2 Fingern einfach nicht.
Ich wage übrigens zu bezweifeln, dass die Verfassungsbeschwerde (sollte er so weit gehen) angenommen würde...
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Original von Kabukichan
Als Fremdsprachensekretärin erhält man aber auch (vermutlich) eine entsprechende Ausbildung für das 10-Finger-System. Im beschriebenen Fall wird diese Schreibweise vorgeschrieben, ohne dass es ein entsprechendes Lehrfach dafür gibt... zumindest verstehe ich das jetzt so![]()
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Meiner Meinung nach kann man keinem Schüler vorschreiben wie er zu tippen hat.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Eismarder« (7. Oktober 2005, 16:24)
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Original von Skywise
"Kaufmann / Kauffrau für Bürokommunikation" ist gleichzusetzen mit dem früheren Berufsbild "SekretärIn / Vorzimmer", d. h. daß zu meiner Zeit (also vor elf Jahren) auch Stenographie noch zur Ausbildung gehörte.
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Berufsschüler will nur mit zwei Fingern tippen
Für Matthias K. begann seine Lehre zum Kaufmann für Bürokommunikation recht angenehm: Der Chef duzte gleich am ersten Tag, die Kollegen sind nett, die Arbeit geht leicht von der Hand. "Ich mache erstmal all die ungeliebten Azubi-Jobs", erzählt Matthias - zum Beispiel Anrufe entgegennehmen, Inventuren durchführen und auch Briefe abtippen.
Doch genau damit bekommt Matthias gerade seine Probleme. An der Tastatur ist der 19-jährige Norderstedter ein Virtuose. Das Schreiben gelingt ihm mit links. Oder mit rechts. Auf jeden Fall mit seinen zwei Zeigefingern, denn Matthias mag beim Tippen den doppelten Adlerflug: ausspähen, einkreisen und attackieren - alles mit den Zeigefingern. An seiner Berufschule sieht man das gute alte Adler-Suchsystem indes nicht so gern.
Im September hat Matthias seine Lehre begonnen, in drei Jahren will er fertiger Bürokaufmann sein. Mit den erlernten Qualifikationen "bin ich dann so eine Art linke Hand vom Chef". Doch bis es so weit ist, soll er sich den Bedingungen der Berufsschule Norderstedt beugen. Und die verlangt laut Lehrplan von allen Azubis, die "Normtastatur kennenzulernen, zu benutzen und das Zehn-Finger-Tastschreiben zu beherrschen" - was Matthias K. für "längst überholt" hält.
Darum zieht der Berufsschüler vor das Verwaltungsgericht Schleswig. Sein Wunsch: "Ich will meine Prüfung im Fach Textverarbeitung mit so vielen Fingern schreiben, wie ich es für richtig halte, und das ohne Punktabzug."
Rebellion gegen die zehnfingrige Knechtschaft
Den ersten Ärger gab es für den Tastatur-Exoten, als er im praktischen Unterricht schneller tippte als alle anderen. Mit beachtlichen 500 Anschlägen pro Minute sausten seine Zeigefinger über die Tasten, "die anderen Schüler schafften da nur 60 Anschläge". Prompt schöpfte die Lehrerin Verdacht. Ein Blick über die Schulter des Zwei-Finger-Verfechters enthüllte den Bluff: Hier bleiben acht Finger ungenutzt.
Eine Einigung ist nicht möglich, denn die Lehrerin hat ihm eine Sechs versprochen, sollte er nicht mitziehen, wie es der Lehrplan vorsieht. Matthias K. weigert sich aber partout, ein System zu lernen, das er für "viel zu langsam und altmodisch" hält. Das Verwaltungsgericht soll nun entscheiden, und das zügig, ist doch in zwei Wochen schon die erste Prüfung. Deshalb hat Matthias einen "Eilantrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung" eingereicht. Ein Gerichtssprecher wies jedoch schon darauf hin, mit einer Entscheidung sei "nicht ganz so schnell" zu rechnen.
Einstweilen muss sich Matthias, wie alle anderen Auszubildenden auch, mehr schlecht als recht mit zehn Fingern abmühen. Dabei könne er doch "blind schreiben", rühmt er sein Geschick, "schließlich bin ich mit dem Amiga 500 groß geworden." Der erste eigene Computer und treue Weggefährte wird ihm im Kampf gegen die Schule allerdings wenig nützen. Und sein Chef im Betrieb weiß vom Zwist nichts, denn Matthias hat "Angst, dass der sich wundert, warum man wegen so einer Nichtigkeit eine Klage einbringt".
Und warum bemüht er wegen so einer Nichtigkeit das Gericht? Matthias ist kurz sprachlos und antwortet dann: "Ich will Anerkennung für meine Schreibweise." Der Lehrling sieht sich als Verfechter der freien Schreibkunst auf deutschen Tastaturen, als Rebellen gegen die zehnfingrige Knechtschaft. Werde die Klage vor Gericht anerkannt, dann sei das nicht nur ein Erfolg für ihn, sondern auch für alle anderen Auszubildenden. "Denn", so Matthias ganz pathetisch, "einer muss ja den Anfang machen."
Von Marc Röhlig (getippt mit drei Fingern pro Hand)
Quelle: Spiegel
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Original von Skywise
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Und warum bemüht er wegen so einer Nichtigkeit das Gericht? Matthias ist kurz sprachlos und antwortet dann: "Ich will Anerkennung für meine Schreibweise." Der Lehrling sieht sich als Verfechter der freien Schreibkunst auf deutschen Tastaturen, als Rebellen gegen die zehnfingrige Knechtschaft. Werde die Klage vor Gericht anerkannt, dann sei das nicht nur ein Erfolg für ihn, sondern auch für alle anderen Auszubildenden. "Denn", so Matthias ganz pathetisch, "einer muss ja den Anfang machen."
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Gruß
Skywise
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Original von Sledge_Hammer
also ist er ein moderner held![]()
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Original von Tobiashi
Klar wird das da indirekt gemacht - über die geforderten Anschläge. Die schafft man mit 2 Fingern einfach nicht.
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