Diesmal geht es um Folge 5: Der Fluch des Rubins
Seit ich dieses Hörspiel kenne (also seit nunmehr fast 40 Jahren

), haben mich zwei Fragen umgetrieben:
- Welche „unheimliche Begegnung mit den Schwarzbärten“ hatten Justus und Konsorten im Mittags-Canyon?
- Und: Hat Mr. Rhandur wirklich „Schwarzbart“ umgebracht? Schließlich wäre ein Mord in einer ???-Geschichte ziemlich starker Tobak.
Diese und auch einige andere Fragen werde ich jetzt anhand der Buchvorlage beantworten. Ich wünsche wie immer viel Spaß beim Lesen und Gewinnen neuer Erkenntnisse!
Welche Rolle spielt der Rolls Royce?
Als die ??? den Royce bestellen wollen, um zu Mr. Hitchcock und Gus zu fahren, gibt es ein Problem: Der Chef der Autovermietung meint, die 30 Tage Benutzungsdauer (die Justus bei dem Preisausschreiben gewonnen hatte) seien abgelaufen. Doch Justus argumentiert geschickt: „30 Tage“ könnten auch so zu verstehen sein, dass die ??? den Wagen an insgesamt 30 Tagen nutzen dürfen (egal, in welchem Zeitraum), und diese 30 Tage seien noch nicht aufgebraucht

. Der Chef gesteht ihnen schließlich zähneknirschend zu, dass sie den Rolls noch für 2 Fahrten haben dürfen – mehr nicht.
Am Ende des Buches sind zwar auch diese 2 Fahrten aufgebraucht, aber das macht nichts – denn Gus regelt mit dem Chef, dass die ??? den Rolls in Zukunft immer benutzen können.
Von der Summe, die Mr. Rhandur für den Rubin bezahlt hat, kann er sich das leisten.
Warum kümmert sich Alfred Hitchcock um Gus?
Der Vater von Gus aus England ist mit Mr. Hitchcock gut bekannt, konnte jedoch aus Kostengründen nicht mit nach Amerika kommen.
Was erfährt man im Buch noch über den verstorbenen Mr. Horatio August?
Als junger Mann war er zur See gefahren, hatte lange in Westindien gelebt und war dort vermögend geworden. 20 Jahre vor seinem Tod zog er nach Amerika. Er kaufte sich das Haus im Mittags-Canyon in den Bergen nördlich von Hollywood und lebte dort (unter dem falschen Namen Harry Weston) ganz zurückgezogen. Allerdings war das Haus mit einer Hypothek belastet. Über Reichtümer verfügte Mr. August bei seinem Tod (scheinbar) nicht mehr.
Kurz nach Mr. Augusts Tod erschien ein Reporter bei Anwalt Mr. Dwiggins und bat diesen um Informationen über den geheimnisvollen Einsiedler Mr. „Weston“. Dwiggins erzählte, was er wusste, und der Reporter veröffentlichte einen Zeitungsartikel – von dem schließlich irgendwie auch Mr. Rhandur Kenntnis erlangte. Daher kam er nach Los Angeles.
Warum hat der Rubin den Namen „das Feurige Auge“?
Der Rubin hat die Form eines Auges. Im Tempel der Gerechtigkeit in Pleshiwar wurde er in die Stirn der Tempelgottheit eingesetzt. Nach dem Wunderglauben der dortigen Bevölkerung sollte der Rubin Verbrecher entlarven können. Wurde ein Angeklagter vor die Götterstatue geführt und leuchtete das Feurige Auge dann plötzlich auf, so galt der Verbrecher als überführt; blieb es unverändert, war er unschuldig.
Ein Tempeldiener, der selbst befürchtete, vom Feurigen Auge „überführt“ zu werden, stahl den Stein eines Tages und verkaufte ihn.
Welche „unheimliche Begegnung“ haben Justus, Peter und Gus im Mittags-Canyon mit den Schwarzbärten?
Die drei Jungen sind auf ihren Fahrrädern zum Haus von Horatio August im Mittags-Canyon gefahren, um dort nach einem Hinweis auf das Versteck des Rubins zu suchen. Doch als sie gerade im Keller sind, tauchen 2 Ganoven auf, die schwarze Schnurrbärte und Hornbrillen tragen (Joe und Charlie).
(Wohlgemerkt: Auch der Schwarzbart auf dem Schrottplatz trug einen schwarzen Schnurrbart und eine Hornbrille - aber keine Sonnenbrille. Daher ist der nette Spruch „Schwarzbart mit Sonnenbrille“ eine Erfindung von H. G. Francis)
Genauso maskiert sind übrigens die vier Gangster in dem US-Kriminalfilm „Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 1-2-3“ von 1974. Ob wohl der Drehbuchautor dieses Films vorher das ???-Buch gelesen hatte?
Aber zurück zum Buch: Die beiden Ganoven sperren Peter und Gus im Keller ein, Justus zerren sie in die Küche und fesseln ihn an einen Stuhl. Nachdem sie vergeblich versucht haben, Informationen aus ihm herauszubekommen, melden sich per Walkie-Talkie die 2 anderen Bandenmitglieder (Hugo und Frank). Sie teilen mit, dass sie gerade den Lastwagen vom Schrottplatz verfolgen. Justus muss gefesselt per Funkübertragung mit anhören, wie Hugo und Frank die Octavian-Büste stehlen, die Bob gerade von der redseeligen Lisa abgeholt hat. Nachdem der Diebstahl (scheinbar) geglückt ist, verschwinden die Ganoven und lassen die Jungen im Haus zurück. Justus kann sich aber bald befreien und holt seine Freunde aus dem Keller.
Was passiert im Buch, als die Jungen das Feurige Auge im Mittags-Canyon gefunden haben?
Im Buch erscheint bekanntlich Mr. Rhandur – doch im Buch sind es die Schwarzbärte, die den ??? an der Baustelle aufgelauert haben. Sie hatten erfahren, dass die ??? am Nachmittag dort gewesen waren und waren sicher, sie würden noch am selben Abend zurück kommen.
Dadurch erweist sich das von den ??? zuvor gestartete aufwändige Ablenkungsmanöver als umsonst: Sie hatten vier Schaufensterpuppen auf die Rückbank des Rolls Royce gesetzt und Mr. Morten beauftragt, damit mehrere Stunden durch die Gegend zu fahren, um eventuelle Verfolger zu täuschen.
Als die Schwarzbärte den Rubin herausverlangen, reagiert Justus blitzschnell: Er wirft den Rubin in hohem, weiten Bogen auf den Rasen. Da es bereits dunkel ist, laufen die Ganoven zu ihrem Auto, um den Scheinwerfer auf den Rasen zu richten. Das nützen die Jungen aus, um zurück zum Lastwagen zu rennen, wo Patrick wartet. Sie fahren nach Rocky Beach zurück, während die Schwarzbärte den Stein suchen.
Wieder auf dem Schrottplatz angekommen, lässt Justus die Katze aus dem Sack: Er hatte nicht den echten Rubin geworfen, sondern die Imitation, die Mr. Rhandur ihnen gegeben hatte. Den echten Rubin hat er in der Hosentasche mitgebracht! Die Freude ist groß.
Doch plötzlich taucht Mr. Rhandur aus dem Dunkel auf. Im Gegensatz zum Hörspiel ist er zwar allein (er hat keine Männer mitgebracht – er ist im Buch ohnehin allein nach Rocky Beach gekommen), doch er hat seinen Spazierstock im Anschlag. Der dann folgende Dialog ist fast genauso wie im Hörspiel und endet damit, dass Rhandur einen Scheck an Gus überreicht. Die Summe erfährt man auch im Buch nicht. Allerdings zahlt Gus jedem der ??? davon eine großzügige Belohnung (und regelt die Sache mit dem Rolls Royce, siehe oben).
Noch nebenbei bemerkt: Durch die Besetzung mit Gottfried Kramer hatte ich mir Mr. Rhandur immer als stämmigen, kräftigen Zeitgenossen vorgestellt. Laut Buch ist er allerdings groß und dünn.
Wie erfuhren die Schwarzbärte von dem Rubin? Warum waren sie hinter ihm her?
Einer der Bande (Hugo) war der Neffe des Anwalts Mr. Dwiggins. Er hatte mitgehört, als Mr. Rhandur bei Dwiggins war und ihm eine hohe Summe für den Stein bot. Hugo zwang daraufhin seinen Onkel, ihm die Kopie von Mr. Augusts Brief zu geben. Dwiggins war das so peinlich, dass er den Überfall vortäuschte, als die ??? zu ihm kamen. Der schlaue Hugo belauschte aber auch das Gespräch zwischen Dwiggins und den ??? und erfuhr so von den Gipsbüsten. Er setzte sich mit Mr. Rhandur in Verbindung, der sich bereit erklärte, Hugo den Stein abzukaufen, falls er ihn finden sollte. Hugo suchte sich ein paar zwielichtige Helfer und begann die (letzlich erfolglose) Suche nach dem Feurigen Auge. Am Ende des Buches sind er und seine Komplizen untergetaucht.
Hat Mr. Rhandur wirklich einen der Schwarzbärte umgebracht?
Nein. Als Hugo den Stein aus der zerbrochenen Augustusbüste aufgehoben hatte, brachte er ihn sofort zu Mr. Rhandur, der jedoch erkannte, dass es sich um eine Imitation handelte. Rhandur ging mit dem falschen Stein zu den ??? und versuchte, ihnen mit der rotgefärbten Klinge im Stock Angst einzujagen. Ob an der Klinge wirklich Blut war (eventuell Tierblut?), erfährt man im Buch leider nicht.
Ich finde, diese erleichternde Aufklärung hätte H.G. Francis im Hörspiel erwähnen sollen - zur Beruhigung der Gemüter.
Tja – das war’s mal wieder. Ich hoffe, ihr blickt jetzt noch besser bei diesem Fall durch als vorher. Ich verabschiede mich bis zum nächsten ???-Klassiker.