Es wird sich wahrscheinlich schon herum gesprochen haben, dass ich ein recht sportlicher Typ bin.
Und so war das auch immer schon. Denn wir haben eigentlich nur draussen gespielt, sind rumgerannt, mit dem Fahrrad Rennen gefahren, Fussball gespielt, Fangen usw. Alles, was man als Kind Pre-Atarikonsole so getrieben hat.
Es hat aber einige Jahre gedauert,um mit mir darueber im Klaren zu werden, dass ich gar nicht mehr der "sportliche Typ" bin. Und das vermutlich seit gut 12 Jahren nicht mehr.
Und es ist auch wirklich sehr schwer zu erkennen, wenn der eigene Blick dafuer getruebt ist, durch den Umstand, dass man sich jeden Tag selber sieht und dabei die schleichenden Veraenderungen nicht wahr nimmt. Und man redet sich auch gewisse Dinge schoen.
Im Wesentlichen geht es mir darum, eine Lanze fuer's Selbstfotografieren zu brechen. Denn aus Eitelkeit und fehlendem Selbstvertrauen, und vielleicht auch ein bisschen Scham, habe ich das nie gemacht. Denn zu 99% bin ich hinter der Kamera und fotografiere andere.
Und hier ist, warum ich das propagiere:
Als ich 1990 in Bruehl meine Polizeiausbildung anfing, wog ich etwa 74kg. Spindelduerr aber eine Sportskanone. Schon in der Schule hatte ich regelmaessig ein Sehr Gut in Sport. Jedes Jahr. Waehrend meiner Ausbildung hat sich das nicht geaendert. Je mehr Sport, desto besser. Meine Sportlehrerin bezeichnete mich gerne als "Bewegungstalent".
Nach zweieinhalb Jahren ging es in den Einzeldienst und aus der Dienstherrverpflichtung heraus hatten wir jede Woche Sport. Supergeil!!!
1994 flog ich das erste Mal nach Australien und wog 76kg. Immernoch spindelduerr und drahtig, wie man so sagt.
Fuenf Jahre darauf fing ich mit dem Kraftsport an. Zwischendurch hatte ich bereits zwei Jahre Aikido trainiert.
Durch den Kraftsport im Fitnessstudio kam auch schnell der Erfolg: Bei 2002 war ich auf 90kg. Dass ich keinen Waschbrettbauch hatte, Neudeutsch "Sixpack", stoerte mich damals wenig. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass ich 14kg an Masse zugenommen hatte. Eine Waage hatte ich nicht. Als ich bei Freunden war, stellten die mich auf die Waage. Ich war geschockt! 90kg hatte ich meinen Lebtag nicht gewogen.
Als ich nach Australien umsiedelte, war ich im ersten Jahr fast genauso aktiv, wie im Polizeidienst. Ein Jahr darauf hatte ich meinen ersten Job in Australien. Drei Jahre lang nachts arbeiten. Meine Routine war dahin. Der wichtige Schlaf fehlte mir. Ich wurde schmaler.
Nach den drei Jahren fing ich, wie schon mal erzaehlt, als Stores Supervisor an. Doch der regelmaessige aerobische Sport fehlte meinem Koerper. Ein Jahr darauf war ich auf 96kg. Dass ich kein "Sixpack" hatte, schob ich darauf, dass ich einfach keins kriegen kann. Stattdessen trank ich lieber ein Sixpack.
Und das war auch mein entscheidendes Problem. Ich habe einfach alles gegessen. Was damals fuer mich nie ein Problem war, wurde ueber die letzten 12 Jahre von mir vollkommen ignoriert. McDonalds? Kein Problem. KFC? Ich kann alles essen. Ich arbeite das wieder ab. Bier? Was machen schon ein paar Flaschen aus.
Ich dachte dabei immer, dass ich doch gut aussehe. Dicke Arme, nettes Laecheln. Schaut euch den Fotoausschnitt von 2009 an! Sieht doch ok aus.
Dann kam 2015. Urlaub auf Hawaii. Braungebrannt und happy, verfiel ich dem unbaendigen Verlangen, wie so viele andere vor mir, ein Selfie zu machen.
Tja, und da stand ich nun. Enttaeuscht! Mein Kopf hatte immer alles schoen geredet. So sehe ich aus? Was hat mir mein Spiegel zu Hause denn immer fuer ein Trugbild vorgegauckelt? Was soll's. Kann man nichts machen.
Und es hat fast anderthalb Jahre gedauert, bevor ich meinen Kopf zurechtruecken und endlich was aendern konnte. Bis Ende Dezember letzten Jahres noch gesoffen, wie ein Loch ( im uebertriebenen Sinne ) und immer das gleiche gefuttert. Jeden Tag der gleiche Ablauf.
Seit Anfang diesen Jahres hat sich das geaendert. Diaet umgestellt auf weniger Fleisch, weniger Kohlenhydrate, mehr Fisch und gute Fette. Kein Alkohol, kein McDoof. Mehr Vegan und/oder vegetarisch. Ich habe das Laufen, dass ich nicht mag, aber gut kann, und das Radfahren wieder angefangen und fordere mich dabei selber heraus.
Ich wiege jetzt zwischen 85 und 86kg, habe jede Menge Koerperfett abgebaut und obwohl ich mich weiterhin vor dem Selfie streube und schaeme, habe ich es trotzdem heute gemacht. Einfach nur, um es mit euch zu teilen.
Vielleicht hat das Selfie auch gar nichts damit zu tun gehabt. Vermutlich ist es nur mein verkorkster Kopf, getruebt durch Haenseleien als ich ein Kind war. Keine Ahnung.
Aber irgendwie hat es was bewirkt.
Das heisst nun nicht, dass ich rumrenne und kontinuierlich Selfies von meinem nackten Koerper schiesse.
Aber ich dachte, vielleicht hilft es ja irgendjemandem, wenn ich diese Erfahrung mit euch teile.
Und ich moechte betonen, dass es fuer mich keinen Zwang darstellt. Ich mache das alles gerne, weil ich die Herausforderung mag. Ich fordere mich gerne selber heraus. Jetzt noch mehr als frueher.
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