Die Hoerspiel-Wiederauferstehung war fuer mich nichts anderes als eine Retrospektive meiner Kindheit und die daraus folgende Moeglichkeit, mir Hoerspiele, die ich damals zwar kannte und gehoert, aber niemals besessen hatte, anzueignen und so das wohlige Gefuehl der Vertrautheit wieder aufleben zu lassen. Ich glaube, jede(r) von uns erlebt diese Retrospektive zu einem bestimmten Zeitpunkt in seinem Leben und nur die Herangehensweise und das Resultat sind in gewisser Weise verschieden.
Neue Hoerspielserien hatten mich ueber Jahre nicht im Geringsten interessiert, weil das Wieder- bzw. Neuentdecken fuer mich eine groessere Prioritaet hatte. So kam ich eigentlich relativ spaet zu John Sinclair oder Gespenster-Krimi oder Gruselkabinett und im Nachhinein bin ich sogar froh, dass ich mir Rohrkrepierer wie Gabriel Burns nicht angehoert hatte. Fuer Fans ist das sehr unbefriedigend!
Wie das in Boomzeiten so ist, war der Bedarf hoch und das Angebot vielfaeltig. Die Preise zogen an und Geschaeftsopportunitaeten wurden herausgefiltert und implementiert. Aber so schnell die Euphorie wuchs, zerfloss sie auch in Ernuechterung und Selbstgefaelligkeit. Misgunst zwischen Foren und Forenmitgliedern keimte auf. "Hoerspielraritaeten", fuer die man einen Batzen Geld bezahlt hatte, sind heute nur noch fuer den Individualisten wertvoll. Vermeintlich professionelle Hoerspielproduktionen stapfen in dem Sumpf alter Denk- und Produktionsstrukturen herum, in dem glauben, nur weil man das Internet nutzen wuerde, waere die Vorgehensweise innovativ. Die Erwartungshaltung an Dritte wird nur durch die eigene Bequemlichkeit und Inkompetenz uebertroffen.
Alte Produktionen werden wieder aus dem Keller hervorgeholt und einem juengeren Publikum offeriert und eine Vielzahl von Hardcore-Fans streben dem Wohlvertrauten hinterher, gierig Teil eines kollektiven Freudentaumels zu sein, der mehr als nur drei Fragezeichen offen laesst.
Am Ende bleiben wieder Erinnerungen. Die Retrospektive wird zu der selbigen, aber die Kultur besteht fort und bleibt präsent. Erfreut sich Produktionen, die sich von dem Boom geloest und bewaehrt, sich in ihrem Konzept bewahrheitet haben. Offeriert Faninformationen in einem alten, neuen Gewand.
Wird es wieder einen Hoerspiel-Boom geben? Wohl kaum. Ist es schade, dass der Boom vorbei ist? Vom emotionalen Aspekt schon.