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Mittwoch, 18. Mai 2011, 13:54

Was ist denn bei LITERA (LPs) sammelns/ hörenswert? (nat. subjektive Einschätzung)

Hi zusammen,

es scheint ja um die 183 Titel bei Litera im Lp- Bereich zu liegen..ich hab bis dato noch sehr wenig angehört und vom Cover her würden mich so um die 10 Scheiben besonders ansprechen..habt ihr Erfahrungen mit den Hörspielen gemacht und welche findet ihr besonders hörenswert?...Wenn man eine Top3 der seltensten Litera-LPs zusammenstellen müsste, welche würdet ihr da auflisten?
Lg MO

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »maerchenonkel123« (18. Mai 2011, 13:55)


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Mittwoch, 18. Mai 2011, 15:35

RE: Was ist denn bei LITERA (LPs) sammelns/ hörenswert? (nat. subjektive Einschätzung)

Zitat von »maerchenonkel123«

es scheint ja um die 183 Titel bei Litera im Lp- Bereich zu liegen..ich hab bis dato noch sehr wenig angehört und vom Cover her würden mich so um die 10 Scheiben besonders ansprechen..habt ihr Erfahrungen mit den Hörspielen gemacht und welche findet ihr besonders hörenswert?...Wenn man eine Top3 der seltensten Litera-LPs zusammenstellen müsste, welche würdet ihr da auflisten?

Es dürfte deutlich (!) mehr Platten von Litera geben als diese 183, aber viele sind (noch) nicht in den Hörspielwelten drin, weil eben selten :D Als "selten" würde ich so ziemlich alles von LITERA einstufen, das über die Märchen [edit wegen Korrektur ... nennen wir es besser "Kinder- und Jugendplatten"] hinausgeht :D Meint: Personenportraits (ob Literaten oder Personen der Zeitgeschichte is' egal), Theaterstücke, reine Lesungen "höherer Literatur", literarische oder informelle Aufbereitung bestimmter Themen wie Kriege oder Sozialismus tandaradei plus diverse Sonderauflagen zu besonderen Anlässen. Gab vielleicht nicht so viel Auswahl in der DDR, aber es gab trotzdem noch Dinge, die kaum einer haben wollte. Woran sich wahrscheinlich auch vergleichsweise wenig geändert haben dürfte. Selten sind weiterhin die Platten und Auflagen, die kurz vor der Wende oder noch während der Wendezeit produziert wurden. Gilt nicht nur für LITERA, sondern auch für einige Sachen der AMIGA bzw. der Deutschen Schallplatten Berlin GmbH oder diversen anderen Labels, die zu dieser Zeit aus dem DDR-Boden schossen, nur um später aus kapitalistischen Gründen zuhauf wieder die Segel zu streichen. Selten außerdem: die 10"er von LITERA, pauschal gesprochen. Also - ich WirklichWessi hab' zumindest keine und noch nie bewußt eine in der Hand gehabt, obwohl wirklich eine ganze Menge LITERA-Zeuchs nach der Wende selbst in meine Breitengrade gespült worden ist ("Ströme - Negerlyrik aus zwei Kontinenten" :headbang: )

"Hörenswert" ist ein etwas zweischneidiges Schwert. Wenn ich jetzt mal meine LITERA-Sachen Revue passieren lasse, behaupte ich einfach mal, daß es nur sehr wenige Sachen gibt, die wirklich schlecht sind. Aber sie sind eben nicht mehr zeitgemäß und höchstens noch im historischen Zusammenhang interessant. Ich mein', solch'n Klöpper wie etwa "Erlebte deutsch-sowjetische Geschichte 1917-1987" wirkt natürlich inhaltlich über weite Strecken ungefähr so wie die aktuelle "Wachturm"-Ausgabe und ist auch bestimmt nix für jedermann, aber wenn man den richtigen Maßstab ansetzt, ist das durchaus interessant zu hören :keineahnung: Gilt auch für viele Humor-Platten von Eberhard Cohrs über Herricht & Preil bis hin zu Heinz Rennhack - klar sind das Sachen aus einer völlig anderen Generation, ähnlich wie die von Herbert Hisel, Peter Frankenfeld oder Knut Kiesewetter, aber trotzdem kann man sie sich anhören ohne größeren Schaden zu nehmen. Ich hör' mir auch heute noch lieber WItze mit Bart an als solche von Barth.

Für die meisten Hörspiele (traditionelle Märchen, moderne Märchen und Geschichten, Theaterstücke) gilt, daß man dort durchgängig Leute als Sprecher zu bieten hatte, die wirklich was auf dem Kasten hatten und die wirklich über weite Strecken das Hörspiel getragen haben, selbst wenn nur wenige Effekte und Musiken eingesetzt wurden. Anders als bei Europa kann man hier Sprecher hören, die sich gegenseitig die Bälle zuwerfen - und das macht (mir zumindest) Spaß :]

Gruß
Skywise
Radio Liederlicht
Liedermacher & Co.


Mittwoch.
Skywise: "Das ergibt deshalb keinen Sinn, weil's falsch ist. Wer hat dir denn den Blödsinn erzählt?"
Kollegin: "Kollegin X."
Skywise: "Na gut, die ist ja auch ein bißchen blöd."
Kollegin: "Kannste doch so nicht sagen!"
Skywise: "Hast recht. Streich' das 'bißchen'."

3

Mittwoch, 18. Mai 2011, 16:25

Danke sky...wie immer seeehr informativ zu lesen und in der tat sind mir auch schon etliche Platten untergekommen, die nicht aufgelistet sind, allerdings eben viele Lesungen und ich meine auch Theatermitschnitte, die mich dann doch auch nicht so angesprochen haben...immerhin schafft man es ja nicht mal in Ruhe alle "gängigen" LPs durchzuhören, die unter Kinder- und Jugendliteratur laufen...wenn wir jetzt aber mal bei den Hörspielen bleiben, die bei Hörspielwelten gelistet sind, hat da jemand ein paar besonders hörenwerte zu empfehlen und bzgl der Top3..wäre da zum Bsp. die Ijon Tichy zu nennen?...die Seltenheitsstufe gibt ja nicht unbedingt darüber aufschluss..immerhin kommen mir manche Teile (und sei es nur aus Zufall) trotz vermeintlicher Seltenheit doch öfters unter die Finger...

Lg MO

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »maerchenonkel123« (18. Mai 2011, 16:26)


4

Dienstag, 7. Juni 2011, 12:29

Hey leocat..du hast doch mal erwähnt, dass du ausschliesslich LITERA sammelst..hast du kurz Luist bei Gelegenheit deine Einschätzung abzugeben?
Liebe Grüße
MO

5

Donnerstag, 9. Juni 2011, 11:27

Bei Litera würde ich die drei Märchenfolgen mit je vier Geschichten wärmstens empfehlen. Sind meiner Meinung nach der Maßstab in Sachen klassische Märchen. Auch die Regentrude ist sehr gut gemacht und sollte in keiner Litera- oder Märchensammlung fehlen.

6

Dienstag, 14. Juni 2011, 11:45

Es gab meines Wissens eine Sherlock Holmes-Folge bei LITERA (muss ich aber noch mal genau recherchieren). Die die ich meine, hatte Michael Gwisdek als wirklich großartigen Holmes-Sprecher in der Hauptrolle: leicht arrogant, schnell gelangweilt und sehr scharf in seinen Formulierungen. Das ganze, fand ich, war eine der drei besten Hörspieldarbietungen von SH (neben Hansen und Barner).
Gelgenheitsautorin auf http://hoerspiele-kostenlos.de/

7

Mittwoch, 15. Juni 2011, 01:02

Es gab meines Wissens eine Sherlock Holmes-Folge bei LITERA (...)


ja, eine gabs: es war "das zeichen der vier". ;)
die original-DDR-mc war (damals zumindest) recht schwer aufzutreiben.

später gabs dann auch nochmal eine neuauflage, unter welchem label die dann allerdings veröffentlich wurde entzieht sich momentan meiner kenntnis.
Ich bin richtig froh, in der Schule alles über Parallelogramme gelernt zu haben und nichts über Steuern. Das hat mir richtig geholfen bei meiner diesjährigen Parallelogramm-Erklärung.

8

Mittwoch, 15. Juni 2011, 08:01

Es gab meines Wissens eine Sherlock Holmes-Folge bei LITERA (...)


ja, eine gabs: es war "das zeichen der vier". ;)
die original-DDR-mc war (damals zumindest) recht schwer aufzutreiben.

später gabs dann auch nochmal eine neuauflage, unter welchem label die dann allerdings veröffentlich wurde entzieht sich momentan meiner kenntnis.

Auf CD von Polydor. Darüber hatten wir hier schon mal diskutiert im Rahmen von Sherlock-Holmes-Hörspielen. Aber so viele Leute dürfte es nicht geben, die die CD-Auflage besitzen ... war vielleicht auch die falsche Zeit für so ein Experiment :keineahnung:

Gruß
Skywise
Radio Liederlicht
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9

Montag, 2. April 2012, 09:48

hallo - noch mal das thema litera wieder aufgewärmt - mir sind am we
meine ersten LITERA-MCs in die hände gefallen:
Tischlein deck Dich
Petrea und die Blütenkaiserin

auf
http://www.liedderzeit.de/
werd ich nicht so recht schlau, wie viele mcs litera überhaupt rausgebracht hat, so rein aus dem subjekiven empfinden heraus sehe ich (auf west-flohmärkten) viele lps, aber sehr selten mcs von litera - habt ihr da was in der sammlung bzw infos darüber?

so langsam bleibe ich beim flohmarkt immer öfters bei litera/eterna hängen - schöne cover und auf ebay ziehen die titel deutlich an.
trotzdem habe ich den eindruck, dass hier sich kaum jemand um die ddr-hspe kümmert, warum lassen wir die aussen vor?

10

Montag, 2. April 2012, 19:50

hallo - noch mal das thema litera wieder aufgewärmt - mir sind am we
meine ersten LITERA-MCs in die hände gefallen:
Tischlein deck Dich
Petrea und die Blütenkaiserin

auf
http://www.liedderzeit.de/
werd ich nicht so recht schlau, wie viele mcs litera überhaupt rausgebracht hat, so rein aus dem subjekiven empfinden heraus sehe ich (auf west-flohmärkten) viele lps, aber sehr selten mcs von litera - habt ihr da was in der sammlung bzw infos darüber?

Die VEB Deutsche Schallplatten war vor allem eine Schallplatten-Produktion. Cassetten genießen praktisch immer Seltenheitswert, denn diese Auflagen waren in der Regel klein, trotz unverschämter Preise meistens schnell vergriffen und wurden selten genug nachproduziert. Hoch lebe die Planwirtschaft ;)

Zitat

so langsam bleibe ich beim flohmarkt immer öfters bei litera/eterna hängen - schöne cover und auf ebay ziehen die titel deutlich an.
trotzdem habe ich den eindruck, dass hier sich kaum jemand um die ddr-hspe kümmert, warum lassen wir die aussen vor?

Ziemlich einfach - weil die meisten Kassettenkinder aus'm Westen stammen ;)

Gruß
Skywise
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Mittwoch.
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11

Dienstag, 3. April 2012, 08:56

aha - vielen dank für die info - sehr schön auf den mcs auch das papierlabel - da gab es wohl ein blankolabel, das schon gedruckt war und darauf wurde dann mit echten bleilettern der titel schwarz eingedruckt - man sieht deutlich, dass die lettern vertieft sind - DAS ist echt kurios!

jaja, ddr-kassettenkinder sind bekanntlich rar - meine frage, warum hier so wenige lietra & co sammeln, bezog sich auch mehr auf lps

Perry

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12

Dienstag, 3. April 2012, 09:13

Das Label Litera (und ebenso die anderen DDR-Label) habe ich zu Beginn meiner Sammelei gemieden, weil mir in aller Regel die LP-Cover überhaupt nicht gefallen haben. Mittlerweile habe ich zwar einige Litera-LPs, aber hierbei handelt es sich ausschließlich um Abenteuergeschichten. Die Cover finde ich nach wie vor nicht doll und auch mit den Geschichten werde ich nicht so richtig "warm", obwohl die Geschcihten die ich habe bzw. kenne nicht schlecht gemacht sind.
"Wo bist du gerade?" - "In der Bredouille!" - "Hach. Frankreich! Wie schön."

Instagram: Vinylianer

13

Mittwoch, 4. April 2012, 02:53

Zitat von »don.raphael«

jaja, ddr-kassettenkinder sind bekanntlich rar - meine frage, warum hier so wenige lietra & co sammeln, bezog sich auch mehr auf lps

Problem Nr. 1: Sie waren im Westen nur schwer zu bekommen.
Während die eine oder andere Musikgruppe im Westen einen entsprechenden Vertrieb fand, waren die Hörspiele praktisch durch die Bank nur als "Import" aus der DDR zu bekommen. Insofern fand LITERA auf dem BRD-Markt seit Mauerbau eigentlich überhaupt nicht statt und ging daher an den Kassettenkindern mehr oder weniger spurlos vorbei. Als die Mauer fiel, waren im Prinzip die Schallplatte einerseits und der Hörspielmarkt andererseits tot.

Problem Nr. 2: Sie hinkten teilweise dem Zeitgeist deutlich hinterher.
Die Sachen, die LITERA Ende der 70er Jahre auf den Markt warf, hätten praktisch in derselben Zeit in der BRD wohl kaum eine Chance gehabt. Dort hatten andere Labels mittlerweile ihre Akzente gesetzt und ihre jeweiligen Programme auf die BRD-Jugend ausgerichtet, bei LITERA würde ich diesen Schritt in die 80er Jahre setzen, als Reinhard Lakomy mit seinem "Traumzauberbaum" um die Ecke kam oder Pittiplatsch auf Platte erschienen - mit diesen Sachen konnte man aber im Westen nichts anfangen. Ansonsten produzierte man bis zum Ende fleißig Märchen oder Klassiker, selbst als im Westen danach kein Hahn mehr krähte.

& indirekt damit zusammenhängend

Problem Nr. 3: Für West-Ohren ungewöhnliche Produktion.
Darüber hinaus würde ich behaupten, daß den meisten LITERA-Sachen ein völlig anderes Konzept zugrunde liegt als den Wessi-Hörspielen. Plump gesagt: während man sich im Westen bemühte, Kopfkino zu erzeugen, setzte man bei LITERA auf Kopftheater. Die Sprecher versuchen, ihre Parts zu verkörpern und man merkt den meisten die Theatererfahrung deutlich an. Darüber hinaus wirkten sie bei den einzelnen Szenen praktisch immer zusammen und spielten sich die Bälle zu. Fehlende Effekte wurden von den Sprechern kompensiert. Man arbeitete viele Stoffe zu regelrechten Inszenierungen um, griff in die Handlung ein, baute Rollen aus, versuchte, glaubhafte Charaktere zu basteln und entfernte sich manchmal sogar vom kindlichen Tonfall, den man eigentlich erwarten könnte.
Du hast "Das blaue Licht" als B-Seite vom "Tischlein"? Dieter Scharfenberg ist ein absolut großartiger Bearbeiter, das fängt mit "Hase und Igel" an und macht auch vor dem "Blauen Licht" nicht Halt. Was Sprecher Rolf Ludwig da gegen Ende mal so eben an Genugtuung aus dem Ärmel schüttelt, ist absolut beeindruckend. Wohlgemerkt - es passiert nichts im Hintergrund, da herrscht die vollkommene Stille, und nur ein halber Satz stammt aus dem ursprünglichen Märchen, aber Rolf Ludwig zieht eine bühnenreife Vorstellung ab. Nur - die Sprache ist definitiv keine, die man von einem westdeutschen Hörspiel zur selben Zeit gewohnt gewesen wäre:

Zitat

"Frisch an die Arbeit, Freund! Schlag mir die falschen Richter, die Häscher und den König - schlag sie zu Boden, allesamt! Mach zu, mein Freund! WIe Blitz und Donnerwetter fahr' dazwischen, daß ihnen Hören und Sehen vergeht und sie der Schreck verstummen macht! Ja! Ja! SO ist's gut! Heieieieiei, wie das rennt und stolpert, stürzt und Purzelbäume schlägt! Laß sie meinen, sicherlich der Teufel packt sie am Schlafittchen und treibt sie durch die Felder! Ja-ha-ha! Wie das hastet, wie das rennt und springt, jagt, wie sich das plagt, wie das taumelt zu den Toren hin! Ach! Das ist ein Schauspiel, wie ich's mir erträumt! Herr König! Das hast du nicht erwartet, wie? Das ist der Lohn für alle Wunden, die dein Krieg mir schlug!"

Sprachlich und interpretatorisch mag das ziemlich geil sein, allerdings entstand dieses Hörspiel zu einer Zeit, als z. B. EUROPA sich bereits größtenteils von den Märchen verabschiedet hatte, nämlich anno 1974. Die Konkurrenz hieß Hexe Schrumpeldei, HUI BUH, Hanni & Nanni. Die Fünf Freunde befanden sich ebenfalls bereits in den Startlöchern. Kurt Vethake produzierte Hörspiele nach Karl May. Wer in so einer Welt noch ein theatralisches Märchenhörspiel nach den Brüdern Grimm cool finden konnte, war definitiv ein Einzelschicksal. Im Westen sowieso.

Gruß
Skywise
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Mittwoch.
Skywise: "Das ergibt deshalb keinen Sinn, weil's falsch ist. Wer hat dir denn den Blödsinn erzählt?"
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14

Mittwoch, 4. April 2012, 09:11

geile einschätzung - danke skywise!!!

macht lust auf das zeuch... den traumzauberbaum hat mir ein ostberliner freund geschenkt - war eines seiner favourits als kind.

15

Mittwoch, 4. April 2012, 17:42

Ich habe hier schon seit Jahren ein paar Litera-MC rumliegen, die mir mal als Beifang ins Netz gegangen sind.
Noch nie gehört, aber nach dieser Diskussion kram ich die mal raus und hör mal rein. No risk, no fun :lach:
@Don und Sky: Vielen Dank für die tollen Anregungen. Ich erweitere auf diese Art und Weise sehr gerne meinen "Hörhorizont" :)
Cu
Ma

leocat

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16

Mittwoch, 4. April 2012, 23:17

Dann meld ich mcih auch mal - so als vermeintliche "Expertin". Als DDR-Kind bin ich mit den LPs aufgewachsen, allein die Stimmen der Sprecher haben für mich einen absoluten Nostalgie- und Wohlfühlfaktor. Das wird bei euch mit Hans Clarin und Hans Paetsch wohl ähnlich sein. Bei mir sind das eben Kurt Böwe, Klaus Piontek, Carmen-Maja Antoni und natürlich Rolf Ludwig.

Hört man heute Litera-Hörspiele (oder auch Radioproduktionen), die NICHT für den Schulunterricht gedacht (und demnach politisch gefärbt) waren - zu Erkennen am SCHOLA-Label - würde einem die DDR aufgrund des Inhalts nicht unbedingt "anspringen" - wohl aber dem Ton nach. Skywise beschreibt das sehr schön.

Ich war später regelmäßig irritiert und auch genervt von "West-Hörspielen" - das waren immer mehr Mono-als Dialoge, effektlastiger und inhaltsärmer (will heißen, dass sich die Handlung oft sehr dahin zog) und vor allem mit Erzählertexten, die viel zu lange dauerten und zu viel von der Fantasie - von meinem Kopfkino - weg nahmen. Ich war gewohnt, dass das anders gelöst wurde: Mauerschau halt oder erlebtes Erzählen des Protagonisten. Erzähler kommen in diesen Hörspielen so gut wie nicht vor (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Ein gutes Beispiel sind Hörspiele wie "Sindbad der Seefahrer" - dort ist Sindbad auch derjenige der das Geschehen vorträgt - ein Chor kommentiert das Geschehen (gewöhnungsbedürftig - aber hervorragend gelöst). Für damalige Westkinder sicher unhörbar - weil ungewohnt und nicht ganz leichte Kost - im Vergleich zu etwa TKKG.
Ich erinnere mich an eine Diskussion hier, in der u.a. Captain Blitz die Holmes-Umsetzung als die absolut schlechteste Empfand, die er je gehört hätte. Für mich ist sie ein absolutes Highlight. Sie hat aber eine "pace" wie man das heute so schön nennt, der man folgen können muss. Das geht schnell und die Wortwahl ist nicht immer alltäglich. Allein der Anfang (Ich zitiere aus dem Gedächtnis - für Irrtümer keine Haftung):

Zitat

Watson(Erzählerton: Es war der siebente Juni 1888, einer jener Londoner Frühsommertage, die in Wahrheit schon den Herbst ankündigen. Dauerregen pladderte auf das Kopfsteinpflaster von Baker Street. Weil Holmes - wie immer nur Haut und Knochen - leicht fröstelte, hatte ich den Kamin angezündet. Aber nicht seine Hitze trieb nun die Schweißperlen auf meines Freundes hohe Stirn; sie rührten von der Besessenheit her, mit der er die Kadenz mit dieser kitzligen Apercien*-Passage aus dem E-Moll-Konzert von Mendelsson-Bartholdy zu beherrschen suchte."

*bis heute habe ich keine Ahnung was das ist und wie man es schreibt

In diesem Hörspiel kann man auch wunderbar dieses von Skywise erwähnte "Bälle-zuspielen" in Perfektion erleben. Ich nenne da mal die erste Szene zwischen Holmes (Michael Gwisdek) und Sholto (der unverwechselbare Hans Teuscher, den man ja immernoch gut im Synchron und Hörspielbereich raushört). Traumhaft!

Nun will ich nicht sagen, dass alle DDR-Hörspiele vor Anspruch strotzten, aber gerade im Kinderbereich habe ich später im Vergleich gemerkt, dass das "kleine Publikum" doch viel ernster genommen wurde als im Westen. Diesem "heidi-dei-"Ton bin ich nie begegnet - erst bei Benjamin Blümchen oder "Kasperle"-Hörspielen - wo wirklich Overacting bis ins Mark betrieben wird. "Ja was hat unser Benjamin denn? Auweaih! Er wird doch wohl nicht... " Da wär ich mir als Kind echt veralbert vorgekommen... :naja:

Die DDR-Märchenhörspiele bleiben für mich die Referenzaufnahmen. So schön Hans Paetsch erzählt (zum Einschlafen wunderbar) - wenn Kurt Böwe mit Klaus Piontek Hase und Igel sprechen - nein: spielen - dann steht das Feld vor meinen Augen, die Flasche Branntwein und der Taler liegen als Preis in der Furche und der Hase rennt und rennt...

Einen weiteren Vorteil muss man vielleicht noch nennen: An der Musik wurde auch nicht gespart. Diese wurde nicht aus Archiven geholt, sondern in der Regel extra komponiert und aufgenommen - mindestens von einer Instrumentalgruppe, aber auch schonmal mit Orchester. Skywise darf mich da aber gern korrigieren.

Mit Effekten wurde gespart - oder einfach sparsam umgegangen - aber nicht an Sprechern. Da ist vor allem die "Garde" aus dem Deutschen Theater Berlin zu nennen. Später als ich den Führerschein hatte, hatte ich das große Glück viele davon noch auf der Bühne sehen zu dürfen: Kurt Böwe, Inge Keller, Jutta Wachowiak, Reimar Johannes Baur, Wolfgang Dehler, Ursula Karusseit (leider Rolf Ludwig und Klaus Piontek nicht mehr *seufz* - dem trauere ich echt nach und ich würde meinen kleinen Finger für eine TV-Aufzeichnung des "Drachen" aus 60ern geben.)

Achso: Vielleicht zur Erläuterung, warum man - übrigens auch in "Neufünfland" auf dem Flohmarkt wenige bis keine LITERA-MCs findet: Die waren einfach nicht so verbreitet - und vor allem: viel teurer als LPs. Wer gibt bei einem Nettoeinkommen von 500 Mark 20.10 Mark für eine Kinderkassette aus - wenn man die LP für 12.10 bekommt? Zumal letztere besser klang und länger hielt. Das Kinder Kassettenrecorder hatten, kam eh kaum vor. Die hat man sich wohl eher vom ersten eigenen Gehalt gekauft - die kosteten nämlich schonmal einen halben-oder ganzen-Monatslohn.

Als Einstieg empfehle ich wirklich die Märchen (gibt es auf CD-Neuauflage sehr erschwinglich). Erstmal die Grimms, die kann man auch mit kleineren Kindern hören, dann Hauff und Andersen - Vorsicht: schonmal gruseliger.

[isbn]3898305155[/isbn][isbn]3898305171[/isbn][isbn]3898305198[/isbn][isbn]3898307859[/isbn][isbn]3898302415[/isbn][isbn]3898302490[/isbn][isbn]3898303322[/isbn]

Bei den Märchenliedern lohnt es sich auch mal reinzuhören: [isbn]B0029MGNWQ[/isbn]

Die Abenteuer-Box möchte ich in Klammern setzen - da merkt man die DDR-Färbung schon hin und wieder - wenn auch nicht übermäßig. Mehr an der Themenwahl an sich als in der Umsetzung. Wer auf Gospels und/oder Manfred Krug steht, sollte sich mal Onkel Toms Hütte anhören ;-)

[isbn]3898302164[/isbn][isbn]3898303829[/isbn][isbn]3898301818[/isbn]

So, jetzt muss ich aber ins Bett...

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »leocat« (4. April 2012, 23:39)


leocat

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17

Mittwoch, 4. April 2012, 23:43

PS: Tippfehler - besonders die vergessenen Kommas - sind der Uhrzeit geschuldet und dürfen als kostenloses Rechtschreibtraining betrachtet werden :D

18

Donnerstag, 5. April 2012, 00:32

Zitat

Aber nicht seine Hitze trieb nun die Schweißperlen auf meines Freundes hohe Stirn; sie rührten von der Besessenheit her, mit der er die Kadenz mit dieser kitzligen Apercien*-Passage aus dem E-Moll-Konzert von Mendelsson-Bartholdy zu beherrschen suchte."

*bis heute habe ich keine Ahnung was das ist und wie man es schreibt

"Arpeggien", deutsche Mehrzahl von "Arpeggio" ;) Ein "aufgelöster Akkord", wenn man so will. Wenn Du Dir ein Klavier vorstellst: da kann man einen Dreiklang auf einmal spielen, indem man drei Tasten gleichzeitig drückt. Beim "Arpeggio" werden die Tasten mit kurzer Verzögerung gespielt, meist von unten nach oben, somit klingt er etwas freundlicher, runder und kunstfertiger. Die Violine ist in dieser Hinsicht aufgrund mangelnder Saiten oder derer Anordnung ein wenig eingeschränkter. Da muß man den Bogen schon flitzen lassen, wenn der Komponist es von einem verlangt. Mendelssohn-Bartholdy macht das in seinem Violinkonzert ;)

Zitat

Die DDR-Märchenhörspiele bleiben für mich die Referenzaufnahmen. So schön Hans Paetsch erzählt (zum Einschlafen wunderbar) - wenn Kurt Böwe mit Klaus Piontek Hase und Igel sprechen - nein: spielen - dann steht das Feld vor meinen Augen, die Flasche Branntwein und der Taler liegen als Preis in der Furche und der Hase rennt und rennt...

Jepp. Und wie der Hase zetert :D

Zitat

Igel (siegessicher): "Den Wettlauf verlierst du, Schlappohr!"
Hase (hektisch, laut): "Das will ich sehen! Nenn mich nicht Schlappohr! Ich! Geb! Das! Kommando!"
Igel: "Nur zu."
Hase: "EINS!"
Igel: "Nur zu."
Hase: "ZWEI!"
Igel: "Nur zu."
Hase: "DREI!"
Igel: "Nur zu!"

:schadenfroh:

Zitat

Einen weiteren Vorteil muss man vielleicht noch nennen: An der Musik wurde auch nicht gespart. Diese wurde nicht aus Archiven geholt, sondern in der Regel extra komponiert und aufgenommen - mindestens von einer Instrumentalgruppe, aber auch schonmal mit Orchester. Skywise darf mich da aber gern korrigieren.

Nö, mir fällt keine Ausnahme ein. Kann höchstens sein, daß mal ein paar Volksweisen zitiert werden oder die Musik auch mal etwas einfacher gehalten ist, wenn's zum Thema paßt ("Meister Ali oder Die Gewalt der Töne" würde ich da einordnen), aber im wesentlichen dürften die tatsächlich für die Hörspiele geschrieben, auf jeden Fall aber eingespielt worden sein.

Gruß
Skywise
Radio Liederlicht
Liedermacher & Co.


Mittwoch.
Skywise: "Das ergibt deshalb keinen Sinn, weil's falsch ist. Wer hat dir denn den Blödsinn erzählt?"
Kollegin: "Kollegin X."
Skywise: "Na gut, die ist ja auch ein bißchen blöd."
Kollegin: "Kannste doch so nicht sagen!"
Skywise: "Hast recht. Streich' das 'bißchen'."

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Donnerstag, 5. April 2012, 09:06

toll, leocat, genau das hab ich mir vom aufwärmen dieses threads erhofft!

Hier noch was zur Vertiefung zum Thema Arpeggio (was da Hörbeispiel da allerdings aussagen soll, ist mir rätselhaft) - auf der Violine ist da nicht unbedingt das Flitzen über die Saiten die Schwierigkeit sondern vielmehr der Fingersatz: man muss sehr schnell (ein Arpeggio ist auf der Violine eigentlich nix anderes als ein sehr schnell und gebunden gespielter Lauf) die Finger in der richtigen Reihenfolge über die Lagen bringen, und das, ohne einen Knoten reinzubekommen. Insofern ist ein Arpeggio auf der Violine sehr übungsintensiv und "Kopfsache", weil man neben der Geläufigkeit auch den Automatismus des richtigen Fingersatzes sich draufschaffen muss. Sich statt süsser Melodeien hinzugeben Fingersatz üben - das ist wohl eine typisch Holmsche Freizeitbeschäftigung!

20

Samstag, 21. April 2012, 01:47

Hallo Leocat,
vielen Dank für Deine interessanten Ausführungen. Danke auch für die Links zu den CD-Boxen. Höre als Sammler natürlich lieber von "antiquarischen Medien" ;) , dennoch sehr interessant.
"Der Hase und der Igel" ist sowieso ein echt geiles Märchen. Das Hörspiel von Litera habe ich hier als MC liegen. Ich werde es demnächst mal hören und Dir meine Meinung darüber mitteilen.
Schönes Wochenende!
Ma