Inhalt:
Was im Hörspiel-Auftakt Schrei der Angst so anziehend abstoßend begann, findet nun in Spuren aus Blut seine grausame Fortsetzung. Neue gemästete und entstellte Opfer, neue rätselhafte Details und ein kauziger FBI-Agent del Canto, der mit Hilfe der Spezialeinheit OMOH im winterlichen Sankt-Petersburg die Russen-Mafia jagt. Welche Rolle spielt der geheimnisumwobene Clan der Nenzen? Bringt das brutale Vorgehen der OMOH del Canto ans Ziel? Und Doris Debrochet das Lieblingsmastobjekt des Feeders? Wird sie sich aus den Fängen ihres Peinigers befreien? Und für wie lange?
Story:
„Schrei der Angst“ geht also in die zweite Runde und auch der „Feeder“ geht weiter. Aus der Geschichte rund um den perversen Geisteskranken soll nun eine Serie werden, die (mindestens?) vier Folgen umfassen soll. Bei „Spuren aus Blut“ fällt direkt auf, dass es sich diesmal nur um eine CD handelt. Kurz zuvor hatte man auch von Folge 1 einen gekürzten „Action-Cut“ präsentiert. Das größte Manko des in meinen Ohren insgesamt eher durchschnittlichen Hörspiels hat man hier zumindest teilweise eindämmen können. So verliert sich die Handlung nicht mehr nur in minutenlangen Erzählerpassagen, sondern es gibt auch diverse längere Dialogsequenzen, so dass man sich diesmal wirklich wie in einem Hörspiel fühlt und nicht in einer inszenierten Lesung. Lob gibt es auf jeden Fall auch für die Idee. Man mag zwar davon halten was man will, aber man muss zugestehen, dass es derzeit auf dem Hörspielmarkt nichts Vergleichbares gibt. Leider offenbaren sich wieder einige Schwächen im Bezug auf die Umsetzung. Das, was das Medium Hörspiel ausmacht, nutzt man hier nur sehr bedingt. Erneut gibt es viele (wenn auch viel weniger als im ersten Teil) Erzählerpassagen, die mitunter auch Information vermitteln, die für die Handlung an sich eher irrelevant sind. Nicht gerade leicht man es sich auch dadruch, dass man viele Szenen hat, in denen nur eine Person agiert. Hier greift man dann zu einem sehr seltsamen Mittel, um den Erzähler nicht zu omnipräsent werden zu lassen. Man lässt die Beteilgten beschreibende Monologe führen. Dies führt leider an diversen Stellen zu unfreiwilliger Komik, die in meinen Ohren mal so gar nicht zu extrem harten Image der Serie passen will. Als Beispiel hierfür mal die Szenen genannt, in denen Wassili durch den Untergund schleicht und sich dabei selbst erzählt, dass er Angst hat, oder der Moment in dem Feeder Schwarz vor seinem Häuschen steht und erst einmal die Umgebung beschreibt. Es ist schon verdammt schade, denn man hätte aus diesem durchaus harten Stoff sicherlich eine Menge machen können, doch die Hörspiel-Umsetzung zeigt einige Mängel, die dem Gebotenen stellenweise die Ernsthaftigkeit nehmen.
Sprecher:
Eine überaus postive Entwicklung darf man hier verkündigen, denn statt Arndt Schmöle agiert hier Christian Rode als Erzähler. Dieser Mann versteht sein Handwerk einfach und schafft es trotz seiner 74 Jahre immernoch Stimmungen durch seine Stimme zu vermitteln. So wirken die langen Erzählerpassagen bei dieser Produktion nicht ganz so ermüdend wie beim Debüt. Auch ansonsten kann sich Besetzung sehen bzw. hören lassen. Mit Martin May, Annette Gunkel, Detlef Bierstedt, Karen Schul-Vobach oder Martin Sabel hat man einige bekannte Stimmen im Studio gehabt, die für Qualität sorgen. Wer leider etwas unangenehm auffällt, ist Stefan Peters. Ihm kommt allerdings auch die sehr undankbare Rolle des Wassili zuteil, der sich selbst erzählen darf, wie furchtbare Angst er hat, durch die Kanalisation zu schleichen. Gerade solche Szenen sorgen wie beschrieben eher für unfeiwillige Komik, die in extremen Widerspruch zum bitterbösen Intro von Ernst Meincke steht. Prinzipiell kann man aber mit den Sprechern doch wirklich zufrieden sein.
Musik und Effekte:
Auf der technischen Seite konnte bereits der Erstling sich sehr überzeugend zeigen. Dennoch hat man es geschafft, sich noch ein Stück zu verbessern und somit erwartet den Hörer hier eine sehr dichte und stellenweise regelrecht beklemmende Atmosphäre. Dabei ist es egal, ob man das Geschehen in eine Eiswüste verlegt, oder in einen Stripclub. Man hat als Hörer relativ wenige Schwierigkeiten, sich das Geschehen vor dem geistigen Auge auszumalen und somit darf man in diesem Punkt von einer sehr gelungenen Arbeit sprechen. Hinzu gesellt sich eine Mischung aus elektronischer Musik und Soundtrack-Elementen, die gemeinsam mit den Geräuschkulissen für eine dichte Atmosphäre sorgen. Sehr gute Arbeit.
Fazit:
Mit „Feeder 2 – Spuren aus Blut“ macht man es der Hörerschaft erneut nicht gerade leicht. Dabei gibt es doch so viele positive Aspekte dieser Produktion. Das Aushängeschild ist ohne Frage die technische Umsetzung des Stoffes. Musik und Effekte vermischen sich zu einer unglaublich dichten Atmosphäre, die sich auch hinter so mancher Szenengröße nicht verstecken muss. Auch auf der Seite der Sprecher gibt es viel Positives zu vermelden, denn man hat richtig gute Leute im Studio gehabt, die ihren Job, bis auf kleine Ausnahmen, sehr gut erledigen. Leider scheitert es erneut daran, die ansich sehr coole Idee ordentlich in Hörspielform zu bringen. Zwar zeigen sich die Erzählerpassagen schon deutlich kürzer, aber dennoch hält man sich gerne mit Beschreibungen auf, die für das Geschehen nicht unbedingt relevant sind. Um den Erzähler etwas zu entlasten, hat man einigen Sprechern beschreibenden Monologe in den Mund gelegt, die hier und das für Komik sorgen, die so aber nicht gewollt gewesen sein kann, denn dafür präsentiert man sich ansonsten zu bewusst auf böse und fies getrimmt. Insgesamt ist es nicht ganz leicht ein Urteil hierüber zu fällen. Wer die erste Folge mochte, der wird hier wahrscheinlich noch ein wenig mehr auf seine Kosten kommen. Wem das Debüt allerdings zu zäh war, für den dürften die Änderungen hier nicht derart gravierend sein, dass sich „Schrei der Angst“ plötzlich zu seiner Lieblingsserie entwickelt. Unterm Streich bleibt am Ende ein durchschnittlicher Eindruck, der in der Schule wohl ein Befriedigend bekommen hätte: Kann man hören, muss man aber nicht unbedingt kennen.
*** / *****
Befriedigend
© 23.06.10 by lord gösel /
Hörspiel-Maniac