Goth
Japanisches "Thrillerdrama", 2008
wird voraussichtlich in zwei Monaten auch in Deutschland auf DVD erhältlich sein. Ob in synchronisierter Fassung oder nur mit Untertiteln - keine Ahnung.
Eines schönen Tags sitzt eine junge Frau im Sommerkleid gemütlich in der Nähe eines Planschbeckens. Das ist schön. Allerdings ist diese Frau tot und eine am Gelenk abgetrennte linke Hand läßt vermuten, daß sie nicht freiwillig gestorben ist. Das ist weniger schön. Die Polizei stellt eine Verbindung her zu einem anderen Mordfall, der zwei Monate zurück liegt. Der Mordfall weckt auch das Interesse eines Schülers und seiner Klassenkameradin. Beide sind Außenseiter, Seelenverwandte, die vom Morbiden, Makaberen fasziniert sind. Beide beginnen auf eigene Faust mit Ermittlungen, allerdings nicht, um den Täter seiner gerechten Strafe zuzuführen, sondern um mehr Details über dessen Methoden und seine Denkweise zu erfahren, immerhin setzt er seine Leichen kunstvoll und wirksam in Szene ...
"Goth" ist ein ausgesprochen ruhiger Film. Schreibt man die Dialoge auf, dürfte man wohl Probleme damit bekommen, fünf DIN A4-Seiten zu füllen. Der Film lebt von seinen Bildern, von der Körpersprache der Darsteller, von den Farb- und Lichtkonstrasten und von der Faszination des Todes, die der Regisseur auf den Zuschauer überträgt. Man sieht keine Schockeffekte, es gibt nur wenige Szenen, die einem schmerzlich unter die Haut gehen, selbst die Leichen werden so bizarr in Szene gesetzt, daß sie eher faszinieren als abschrecken. So auch die beiden Hauptfiguren des Films. Es sind keine Personen, mit denen man sich identifizieren kann - dazu sind beide zu schräg drauf. Man kann auch nicht unbedingt mit ihnen mitfiebern, aber es ist eine interessante Konstellation, die zumindest über weite Teile den Film trägt. Es fließt nur wenig Blut, es gibt zwar einige ungemütliche, aber keine schreckenerregende Szenen, es gibt keinen Showdown, die Geschichte wird sehr geradlinig erzählt und überrascht nur geringfügig, meistens sind es eher die beiden Hauptfiguren, die für Überraschungen sorgen. Und das ist das große Manko des Films: manchmal wünscht man sich, daß die Handlung ein bißchen mehr anziehen oder der Regisseur sich eben nicht nur auf die Wirkung seiner Bilder verlassen würde. Im ersten Drittel des Films klappt das zwar noch ausgezeichnet, im letzten Drittel überwiegt dagegen deutlich der Abschluß der Handlung, aber der komplette Mittelteil zieht sich ordentlich. Da fehlte einfach noch eine halbwegs vernünftige Idee oder aber noch ein weiterer Charakter, der einen Kontrast zu dem schweigsamen, aber tiefgründigen Pärchen bildet und die Handlung auf seine Weise vorantreibt.
"Arthouse meets Grindhouse" steht auf der englischsprachigen DVD ... das "Arthouse" unterschreibe ich gerne. Man bekommt einen handwerklich ausgezeichneten, schön inszenierten Film zu sehen, der mit seinen Bildern voll und ganz überzeugen kann. "Grindhouse" - nun ja, da war wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens. Der Streifen hat sicher eine interessante und ungewöhnliche Geschichte, kann aber nicht über die komplette Distanz überzeugen. Wer sich aber für Filme mit stimmungsvollen Bildern und/oder ein paar ungewöhnlichen Hauptfiguren interessiert, ist hier sicher nicht ganz verkehrt.
Gruß
Skywise