So, jetzt mal ein Loblied auf Hoffenheim
Hoffenheim liegt zwar am Arsch der Welt, das Schicksal teilt es aber mit manch anderem Provinzvereinen. Mainz, Wolfsburg, Hannover oder Freiburg sind auch nicht gerade Weltstädte

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Heidelberg, Mannheim und Frankfurt sind nicht aus der Welt - da können die Schicksen dann einkaufen gehen. Wenns aber alleine daran liegt, wo die Spielerfrauen am besten shoppen gehen können, würde Herta nicht um den Abstieg spielen und Fortuna Düsseldorf wäre in der Champions League
Das sehe ich genauso. Als Shoppingqueen würde man zwar auch in Heidelberg nicht wirklich glücklich, aber es ist ja auch immer die Frage, was man will, da gibt es ganz unterschiedliche Vorlieben. Wenn ich z.B. aus Bosnien oder Kroatien komme, wie Ibisevic, Salihovic und Simunic, dann ist man ja auch nicht gerade in den Megalopoleis dieser der Welt aufgewachsen. Und leben läßt es sich im Kraichgau sehr gut.

Ich bin in der Nähe von Schalke aufgewachsen (Wanne-Eickel), habe u.a. in Bochum studiert und bin in Dortmund und Essen ab und zu shoppen gegangen. Jetzt wohne ich 8 km nördlich von Hoffenheim im Elsenztal und arbeite in Heidelberg in der Altstadt mit Dachterassenblick auf's Schloß und den Neckar. Kein Mensch der Welt würde mich je wieder ins Ruhrgebiet kriegen (außer zum Besuch bei meiner Familie). Und die Fans der sogenannten Traditionsvereine Schalke, Bochum und Dortmund sind mir schon früher eher auf den Keks gegangen. Im Kraichgau und auch bei Hoffenheimer Spielen geht halt alles etwas gemütlicher zu

, das mag ich. Und wenn die Qualität des Fußballs stimmt (im Moment ist da wieder etwas Luft nach oben

), dann ist das ein echter Gewinn für die ganze Region.
Bisher konnte Hoffenheim seine Talente halten. Früher oder später wird es auch hier zur Fluktuation kommen. Aber solange durch die gute Ausbildung im Kader genügend gutes Material verbleibt, sollte auch der ein oder andere Weggang zu verschmerzen sein. Ausserdem bringt ein Verkauf auch wieder Geld in die Kasse und Hoffenheim damit auch ein Stück näher an die Unabhängikeit von Hopps Spenden...
Fluktuation bei den Spielern ist doch völlig normal und gehört zum Geschäft. Und daß man als Hoffenheimer Spieler z.B. in die brasilianische Nationalmannschaft kommen kann (Eduardo), wird sich auch rumsprechen.
Und welcher Verein kommt denn ohne Geld oder zumindest Sicherheiten von außen aus? Schalke holt sein Geld doch auch von Gazprom, Tönnies und der Stadt Gelsenkirchen. Da ist es mir schon lieber, wenn es nicht die öffentliche Hand zahlt, sondern ein privater Geldgeber. Oder Bayern, der Verkauf von Anteilen an Adidas (77 Millionen) und Audi (90 Millionen) ist auch nicht gerade intern durch Fußball erwirtschaftetes Geld.
Lange Rede kurzer Sinn, man wird halt schlicht abwarten müssen, ob sich Hoffenheim als Verein stabilisieren und langfristig in der 1. Liga auf hohem Niveau mitspielen kann. Es gibt eine sehr gute Nachwuchsarbeit und ein gutes, international agierendes Scoutingsystem. Die Infrastruktur ist aufgebaut und die Fan-Verwurzelung in der Bevölkerung ist schon jetzt zigmal besser als z.B. in Berlin. Das Stadion (mit 30000 im Prinzip viel zu klein) ist immer ausverkauft, der Verkauf der Dauerkarten mußte bei ca. 20000 gestoppt werden, die könnten locker mehr als das Doppelte davon verkaufen.
Ich glaube an die Langfristigkeit von Hoffenheim. Was die Leute hier anfangen, hat Hand und Fuß und langen Atem. Die Region gehört wirtschaftlich zu den Stärksten des Landes mit nahezu Vollbeschäftigung in den letzten Jahren, ähnlich wie in der Zeit, als im Ruhrgebiet die großen Fußballvereine entstanden sind. Und jeder Verein hat klein angefangen, vor 40 Jahren war Bayern München auch noch eher ein Dorfverein in der 2. Reihe. Und man muß ja auch nicht schon im 2. Bundesligajahr die internationalen Plätze erreichen ...