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irina

kriseninterventionsteam

  • »irina« ist der Autor dieses Themas

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1

Freitag, 15. Mai 2009, 19:55

amazon mal wieder im kreuzfeuer der kritik!

nach dem sog. zensur-skandal um die vermeintliche entfernung jeglicher homosexuellen-literatur aus dem amazon-katalog, steht amazon erneut im kreuzfeuer der kritik. grund diesmal: im katalog sind etliche bücher des NPD-verlags "deutschen stimme" geführt, der vom verfassungsschutz beobachtet wird. (quelle und weitere infos: TAZ)


mal abgesehen davon, dass die existenz der titel im amazon-katalog wahrscheinlich von den meisten menschen unbemerkt geblieben wären, hätte die TAZ die tatsache nicht publik und ein riesiges drama draus gemacht, muss ich mal wieder feststellen, dass ich mich über diese "ungeheuerlichkeit" von amazon nur bedingt echauffieren kann. die bücher sind nun mal frei verkäuflich und könnten wohl ebenso gut über den buchhandel bestellt werden. insofern kann ich die aufregung nicht wirklich verstehen! bin ich zu nachsichtig?!
»Alles, was Spaß macht, ist entweder unmoralisch, illegal oder macht dick. In besonders spaßigen Fällen alles auf einmal.« (Mae West)

2

Freitag, 15. Mai 2009, 22:02

bin ich zu nachsichtig?!

Wer? Du? :rofl:

Nö, ich seh' das irgendwie genauso - amazon ist doch nicht der einzige Händler auf dem Markt. Warum also darüber aufregen, daß ein Händler Material eines Verlages nicht vertreibt? Das kann einem bei anderen Händlern ebenso passieren. Vielleicht hat der Kritiker nur noch nie gemerkt, daß es noch andere Bezugsquellen gibt? :keineahnung:

Gruß
Skywise
Radio Liederlicht
Liedermacher & Co.


Mittwoch.
Skywise: "Ja klar ist der Laden super und so, aber ich mach' da trotzdem einen Bogen drum, denn allein für's Umschauen muß man da schon den großen Geldbeutel dabei haben."
Kollegin: "Ach was, das geht auch ohne. Mit EC-Karte zum Beispiel."

3

Samstag, 16. Mai 2009, 02:50

Totale Panikmache. Ich sehe das auch so.

4

Samstag, 16. Mai 2009, 12:43

Das liegt wohl daran, dass das Internet laut unseren Politikern schlechtin DAS böse Medium ist.
Die "klassische" Presse quasselt im Großen und Ganzen - auf der Suche nach einer neuen Schagzeile - alles nach und dann kommt halt allerlei Mist dabei raus.

In letzter Zeit bin ich sehr sehr froh über unsere Judikative(Verfassungsgericht). Was die Legislative in letzter Zeit so alles an Schwachsinn von sich gibt und was die momentan so für Gesetze auf die Beine stellen ist in meinen Augen einfach mehr als dämlich :{

Ich wünschte man könnte Politiker nicht nur expliziet wählen sondern auch abwählen.
.
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irina

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5

Samstag, 16. Mai 2009, 20:11


Ich wünschte man könnte Politiker nicht nur expliziet wählen sondern auch abwählen.

ich versteh zwar nicht, was das mit der TAZ und amazon zu tun hat, aber das ist ein gedanke, der wohl zum totalen chaos führen würde! :D
»Alles, was Spaß macht, ist entweder unmoralisch, illegal oder macht dick. In besonders spaßigen Fällen alles auf einmal.« (Mae West)

6

Samstag, 16. Mai 2009, 21:01

Ich denke, Amazon sollte alle Buecher, die nicht explizit verboten sind, auch verkaufen duerfen und auch im Program haben. Ich kann jedoch verstehen, wenn ein Bereich herausgenommen wird und ein anderer nicht, dass dies zu Unverstaendnis bei den benachteiligten fuehrt. Also generell, alles was nicht verboten ist, sollte auch verkauft werden.

7

Sonntag, 17. Mai 2009, 00:53

Zitat

Ich denke, Amazon sollte alle Buecher, die nicht explizit verboten sind, auch verkaufen duerfen und auch im Program haben. ... Also generell, alles was nicht verboten ist, sollte auch verkauft werden.


Das sehe ich ehrlich gesagt ganz und gar nicht so. :down:

Natürlich besteht kein Grund zu irgendeiner Panik und es geht auch nicht darum, daß Amazon solche Bücher verkaufen DARF. De jure kann es niemand verbieten, solange es nicht unter Strafe steht.

Aber das Argument, daß alles, was verkauft werden darf, auch von einem Händler verkauft werden sollte, ist - mit Verlaub - ziemlich schwachsinnig. Ich werde den Teufel tun, in meiner Plattenkiste Titel aus einem NPD-Verlag zu verkaufen, völlig egal, ob es legal oder illegal ist. Selbst Titel aus den bekannten Doku-Reihen habe ich nicht im Angebot, obwohl ich damit ganz gut Geld verdienen könnte.

Und ich erwarte vom Buchhändler, bei dem ich Bücher kaufe (was bei Amazon der Fall ist), daß er es bitteschön auch unterläßt, Propaganda verfassungsfeindlicher Organisationen zu vertreiben. Denn es ist ein Unterschied, ob eine Sache Sache nicht verboten ist (weil der Gesetzgeber zu dämlich dazu war) oder ob ich sie selber auch noch unter die Leute bringe.

Daß die Titel auch auf andere Weise erworben werden können, spricht nicht im Geringsten dafür, daß Amazon diese auch vertreibt. Mit diesem Argument, daß es sonst ja jemand anders tut (tun könnte), ließe sich jede fragwürdige Tat und jedes Verbrechen rechtfertigen, was die Sache ad absurdum führt.

Also: kein Grund für Panik, aber ein guter Grund, schleunigst sein Sortiment zu überarbeiten. Denn Amazon verkauft ja nicht alles, was es gibt, sondern trifft sehr wohl eine Auswahl nach diversen Kriterien. Da ist es nicht zuviel verlangt, Nazikram (und allem, was in den Dunstkreis gehört) nicht noch die beste Verkaufsplattform Deutschlands zu bieten.

Ich finde es gut und richtig, wenn Zeitungen so etwas publik machen, denn dadurch wird auch wirtschaftlicher Druck auf Amazon ausgeübt. Ich persönlich werde mir überlegen, ob ich nicht meine Bezugsquelle für Bücher und andere Waren wechsle, falls ich sehen sollte, daß Amazon weiter hin solche Titel vertreibt.

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Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Bruze« (17. Mai 2009, 00:56)


8

Sonntag, 17. Mai 2009, 06:35

Das mag ja alles schoen und gut sein, aber wer soll denn da die Auswahl treffen? Schwule Literatur rein oder raus? Lesbische Literatur rein oder raus? Linke Literatur, die gegen unsere Gesellschaftsform aufwiegelt rein oder raus? Rechte Literatur, die Hitler als Heiligen darstellt rein oder raus? Geschichtsliteratur, die sich kritisch mit dem Nuernberger Prozess beschaeftigt rein oder raus (ist das nun kritische Geschichtshinterfragung oder schon Nazi-Propaganda?). Wo wird denn da die Grenze gezogen? Ich bin gegen Ausgrenzung, solange die Werke nicht vom Verfassungsschutz als gefaehrlich eingestuft werden und vom Staat verboten sind. Da ist der Staat gefragt, Verbote zu verhaengen und durchzusetzen. Besonders bin ich gegen Ausgrenzung von Literatur von Minderheiten inklusive Homosexuellen. Was hier in den USA abgeht, grenzt schon an Minderheitendiskriminierung (hier wird Homosexualitaet immer noch oft als Krankheit angesehen, von der Leute geheilt werden muessen :irre: ) und das fuehrt auch zur Auswahlseinschraenkung von Literatur in Buchlaeden, die ich als falsch empfinde.

Der Staat macht Zensur und das ist in bestimmten Rahmen sinnvoll, z.B. wenn die Schriften gefaehrlich sind und den Staat destabilisieren koennte (z.B. ein Buch mit Anleitung zum Selberbauen einer Dirty-Bomb oder ein Al-Quaida Selstmordhandbuch). Das Verbot einiger Buecher ist sinnvoll um den Staat stabil zu halten, jedoch sollte das meiner Meinung nach der Staat regeln und nicht aufgrund von Druck von Zeitungen passieren. Nun zu verlangen, dass ein Online-Versand die einen Buecher drin laesst, aber die anderen rausnimmt, obwohl die alle nicht verboten sind, wird im Endeffekt immer irgendeine Gruppe vergraulen und die Kunden nur in Kontakt mit extremeren Verlagen und Gruppen fuehren und sie damit nur noch extremeren Literatur aussetzen und fuehrt zur weiteren Radikalisierung. Sicherlich muss ein Buchladen (traditionell oder online) Entscheidungen treffen, ob sie aus wirtschaftlichen Gruenden ihr Sortiment anpasst und jeder Buchladen hat seinen eigenen Schwerpunkt. Den jedoch von aussen veraendern zu wollen und das Angebot einzuschraenken, halte ich nicht fuer gluecklich. Dadurch wird man automatisch in eine Ecke getrieben und das ist nicht gut, denn ein Buchhaendler sollte neutral sein und uns keine Meinung aufdraengen. Dem Artikel der TAZ koennte eine rechts-gerichtete Zeitung auch einen aehnlichen Artikel ueber Links-Radikale Literatur oder eine Zeitung in den USA koennte einen anderen Artikel ueber Amerika-feindliche Literatur entgegensetzen (von der gibt es in Deutschland genug) und wo wuerde das dann enden? ZENSUR, und das halte ich nicht fuer gut. Solange die Werke nicht verboten sind, halte ich es fuer gut, dass die Werke mit allen politischen Meinungen zugang zur Bevoelkerung finden koennen. Ein Beispiel ist der Umgang mit dem islamischen Terrorismus und die Vorphase des Irakkrieges. In den Jahren 2002/2003 (im Vorfeld des Irakkrieges) war hier in den USA bei den meisten Personen und vor allem auch bei den meisten Journalisten eine Gehirnsperre eingesetzt, die keinerlei Kritik an diesen Kurs zulies (das hat sich nun zu 95% gedreht und selbst die meisten Neo-Cons halten den Irakkrieg nun fuer falsch). Einige Autoren mussten 2002-2004 unter Pseudonymen schreiben, wenn sie z.B. ein Buch herausbrachten, in dem sie behaupteten, dass der Westen den "War on Terror" verliert oder dass der Krieg gegen den Irak falsch ist, da sie sonst ihren Job und ihre Karriere verloren haetten. Dennoch finde ich es wichtig, dass man die Argumente aller Seiten hoert. Ich habe mir da die ganze Bandbreite angetan und Buecher der Neo-Cons und auch von sehr kritischen USA-Politik Gegnern durchgelesen um deren Positionen zu verstehen und das ist meiner Meinung nach einer der groessten Triuemphe der Demokratie, dass dies moeglich ist. Das einzuschraenken, halte ich nicht fuer sinnvoll und Bestrebungen dies zu tun gab es da auch zuhauf, und der Artikel der TAZ liest sich sehr stark wie Artikel der Neo-Con Zeitungen von 2003, die Literatur mit Kritik an USA Politik zu verbieten versucht hat.

Und in der Meldung der TAZ ist ja beschrieben, dass dort Buecher eines Verlages vertrieben werden, der vom Verfassungsschutz "beobachtet wird". Das ist im Moment eine Beobachtung. Wenn das zu einem Verbot des Verlages (oder einiger Buecher) fuehrt, ist das eine klare Richlinie, die alle zu befolgen haben. Also das System funktioniert. Zensur aufgrund von Populismus oder auesseren Druck (von links oder rechts oder von oben oder unten oder von werweisswo) war noch nie gut und wird niemals gut sein.

Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von »Cherusker« (17. Mai 2009, 06:57)


joe adder

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9

Sonntag, 17. Mai 2009, 09:37

:applaus: Sehr gut. Danke, Cherusker. :]
"Warum sollte ich mich fürchten? Ich kenne keine Furcht."

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leocat

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10

Sonntag, 17. Mai 2009, 11:08

Ich verkaufe auch "Literatur" vom Leopold Stocker-Verlag (naja, genau ein Buch, an dem wir leider nicht vorbei kommen, weil es leider das einzige deutschsprachige zum Thema "Occhi für Anfänger" ist *seufz* ). btw: habe ich mal erwähnt, das Leute, die Occhi machen schon fast per definitionem doof sind? Jedenfalls macht mich das auch nicht zum Nazi. Genauso wenig, wie es mich dazu macht, wenn ich als Buchhändler einem Kunden so einen Titel bestelle und verkaufe (ich kann das höchstens noch etwas sabotieren indem ich es ein bisschen länger dauern lasse als nötig :D ).
Ich finde schon, dass amazon die Bücher verkaufen darf und sollte. Ich würde einschlägige Titel dennoch irgendwie gesondert handhaben, z.B. indem man diese Titel nur findet, wenn man konkret danach sucht (Mit Titel/Autor), nicht wenn man grundsätzlich "stöbert". Das würde der Handhabung im Buchhandel entsprechen. Da werden solche Sachen auch nicht ins Regal gestellt, wohl aber auf Verlangen bestellt.

11

Sonntag, 17. Mai 2009, 18:04

Tut mir leid, aber das sehe ich weiterhin anders.

An dieser Stelle Rechtsextreme und Homosexuelle gleichermaßen als "schützenswerte Minderheiten" nebeneinanderzustellen, halte ich ehrlich gesagt für eine Beleidigung letzterer. Die sexuelle Orientierung ist etwas, das niemanden sonst etwas angeht. Rechts- und linksextreme politische Propaganda schon. Hier gibt es keine Neutralität.

Die Verbreitung von rechtsextremer und linksextremer Propaganda durch den Verkauf entsprechender Schriften zu fördern, ist dagegen nichts Neutrales, sondern - beabsichtigt oder nicht beabsichtigt - aktive Unterstützung derselben. Hier erst auf ein Verbot des Staates zu warten, bis ein Buch mal verboten wird, da kann man lange warten. Auch in der Weimarer Republik hat man sich nicht darum gekümmert, bis dann tatsächlich erst die Bücher brannten (leider die falschen), dann die jüdischen Mitbürger und schließlich Europa und die Welt.

Es gibt und darf gegenüber rechtsextremen Propagandaschriften keine Neutralität geben, und zuallerletzt von einem Buchhänder!
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BillyThomas

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12

Sonntag, 17. Mai 2009, 18:49

Ich unterstütze sehr Bruzes Sicht der Dinge und möchte hier noch einen eher illusionslosen Aspekt hinzufügen:

Die Händler, mehr als alle anderen amazon, werden primär nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten agieren. Die hier schon erwähnte Strategie ist demnach logischerweise gang und gäbe: Ich mache keine Werbung für rechtsextreme Literatur (das könnte mir schaden und somit Einnahmen verringern), aber auf Wunsch verkaufe ich sie (Geld, das man verdienen kann, lässt man nicht liegen).

Das mag ja alles schoen und gut sein, aber wer soll denn da die Auswahl treffen? [...] Wo wird denn da die Grenze gezogen?


Wie schon bei einem anderen hier zuletzt diskutierten Thema (Zensur Internetseiten) finde ich die Grenzziehung überhaupt nicht schwierig. Will jemand in Abrede stellen, dass es den Historikern in den letzten Jahren 60 Jahren insgesamt schon gelungen ist, den Nationalsozialismus von jeder Seite angemessen kritisch zu bewerten? Ich nicht. Also ist meist auch zu erkennen, ob einer die Nürnberger Prozesse fachlich korrekt oder mit bedenklichen Tendenzen bespricht.
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knobibrot

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13

Freitag, 21. August 2009, 21:07

Also ist meist auch zu erkennen, ob einer die Nürnberger Prozesse fachlich korrekt oder mit bedenklichen Tendenzen bespricht.
Und wer soll deiner Meinung nach beurteilen wann das der Fall ist?