@irina: Humor steht bei dem Hörspiel auch nicht unbedingt im Fokus.
Ich persönlich finde Dodo richtig klasse.
Rezension:
Welche Daseinsberechtigung braucht eine Geschichte?
Psychologischen Tiefgang, eine tiefgreifende Botschaft, Gesellschaftskritik oder schlicht Unterhaltung? Man ist versucht Dodo schnell mit der letzten Schublade zu abzufrühstücken, doch so richtig passt es da eigentlich nicht hin.
Am Anfang war ich wohl noch skeptisch, was das man mit dieser Serie zu erwarten hat. Aber zugegebenermaßen auch positiv gespannt. Die einleitenden Worte sind in jedem Fall prädestiniert, aufhorchen zu lassen. Mit was bekommt man es hier zu tun?
Die Auftaktfolge dieser Serie ist schon sehr anders. Eine Art modernes Märchen, das von sich zwar wiederholt behauptet, lediglich dazu da zu sein, um den Hörern die Zeit zu stehlen, aber genau dahinter steckt bereits deutlich mehr als es vordergründig den Anschein hat.
Ivar Leon Menger verarbeitet eine ganze Menge großartiger Ideen, die im ersten Moment manchmal etwas banal erscheinen mögen, im großen und ganzen aber eine Kunstwelt erschaffen, die hochinteressanten Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist.
Eine außergewöhnliche Rolle nimmt ganz klar der Erzähler (eigentlich ja DIE Erzähler) ein. Gerade damit spielt Ivar Leon Menger sehr gezielt, um schlussendlich eine großartige Wendung zu präsentieren, die mir persönlich einfach nur irre viel Spaß gemacht hat. Nicht zuletzt wegen der genialen Sprecherleistung Ekkehardt Belle, von dem ich sonst überraschenderweise noch gar nichts vernommen habe.
Dodos Alltag scheint schon fast zu alltäglich. Was soll an diesem Jungen, der gerade dabei ist seiner Oma den Rasen zu mähen, nur interessant sein? Doch dann kommt er - der alles entscheidende Telefonanruf, der eine 5000 Euro monatliche Sofortrente verspricht. Und Dodo ist bereit mitzumachen. Wobei? Das weiß er selbst eigentlich auch gar nicht so genau. Es geht um irgendeinen seltsamen gestreiften Löffel - aber was es nun mit diesem genau auf sich hat ? - Das scheint vorerst nur einer zu wissen...
Dodo ist in meinen Augen mehr als nur spaßiger Klamauk. Zwar schöpft man nicht immer aus dem Vollen und der Einstieg schleppt sich noch etwas, aber spätestens in der anderen Welt und vor allem am Ende gibt es ein gelungenes Hörspiel-Experiment zu hören. Interessant sind insbesondere die Grauschattierungen, die einen nie so wirklich wissen lassen, was denn nun eigentlich gut / böse, falsch oder richtig ist.
Im ersten Teil ist die Inszenierung recht ruhig und man unterstützt mittels Musik und Effekten lediglich das nötigste. Gänzlich anders wird es dann aber jenseits der großen Tür, bei der die Musikuntermalung so richtig außergewöhnlich wird, was mir rückblickend sehr gut gefallen hat. So habe ich das ganze jedenfalls bisher noch bei keiner Produktion gehört.
Neben bereits erwähntem Erzähler verteilen sich die bedeutenderen Rollen wie folgt: Dodo: Andreas Fröhlich, Stromtom: Jan-David Rönfeldt, Erzählerin: Dörte Lyssewski, Eleonor: Luise Helm. Es mag möglicherweise etwas überraschend sein, aber Andreas Fröhlich bleibt hier im Vergleich sogar eher farblos, obgleich er in seiner Rolle einen wirklich sehr souveränen Job abliefert. Die anderen Rollen bleiben wegen ihrer Extravaganz wesentlich mehr im Ohr kleben.
Fazit: Ein modernes Märchen in bisweilen leicht verrückt erscheinendem Stil. Ivar Leon Menger versteckt hinter der Fassade aber einige Aspekte, die mehr sind und durchaus zu gewissem Nachdenken Anlass geben (können). Die Inszenierung zeigt sich recht experimentierfreudig und der Spaß beim Hören kommt somit auch nicht zu kurz. Der Einstieg kommt für mich etwas zu schleppend daher, aber letztlich hat mich das Ende dafür allemal wieder entschädigt. Keine typische Hörspielkost, aber wer braucht schon noch mehr Einheitsbrei?