Das Evangelium nach Jesus Christus
Autor(en): José Saramago (Portugal 1922)
Produktion: NDR 2007 stereo ~ 180 Min. - Bearbeitung Literatur
Regie: Hans Gerd Krogmann
Bearbeitung: Hans Gerd Krogmann
Komposition: Michael Riessler
Übersetzung: Andreas Klotsch
1. Teil : Der Anfang, 1. Januar 2008, 18:30 Uhr - DLR
2. Teil : Das Ende, 6. Januar 2008, 18:30 Uhr - DLR
Inhaltsangabe: Der portugiesische Nobelpreisträger erzählt die Geschehnisse des Neuen Testaments auf spannende Weise als eine Art Reportagebericht über das Leben Jesu. Darin lässt er Jesus - wie auch Gott und den Teufel - selbst zu Wort kommen. Jesus erscheint als Suchender und zugleich sündiger Mensch, der erst schrittweise seine göttliche Bestimmung erfährt. Er trägt die Schuld seines Vaters Josef mit sich, der, um seinen Sohn zu retten, die Einwohner Bethlehems nicht vor der bevorstehenden Ermordung ihrer Kinder gewarnt hat. Ein Hirte, identisch mit dem Engel der Offenbarung und zugleich dem Teufel, wird zur Schlüsselfigur, Jesus seiner Bestimmung zuzuführen. Der Menschensohn erscheint nur als Teil von Gottes Plan, seine Macht zu erhalten, die er durch die mangelnde Gläubigkeit seines Volkes bedroht sieht. Dafür benötigt Gott einen Märtyrer. Erst am Kreuz und in dem abgewandelten Ruf gipfelnd "Menschen, vergebt ihm, denn er weiß nicht, was er getan hat", erkennt Jesus die ihm zugedachte Rolle. Saramago stellte in seinem 1991 erschienenen und im katholischen Portugal heftig umstrittenen Roman das Evangelium in einen religionskritischen Diskurs, der gegenwärtig hochaktuell erscheint.
Expertenmeinung: Als wäre das gesamte Leben Christi eine Passionsgeschichte, folgt Krogmann der Struktur eines Stationendramas. Das fünfte Evangelium, wenn man den Roman so nennen möchte, kommt als eines aus erster Hand daher: Krogmann hat die Szenen dialogisch aufgelöst; Jesu Werden und Wirken wird hier nicht nacherzählt, sondern miterlebt.
Die Geschichte verschiebt allerdings maßgeblich die Funktion des Religionsstifters. Nicht die Menschheit zu erretten, ist die Aufgabe von Jesus Christus. Gott setzt ihn vielmehr als Bauernopfer ein, hat ihn von vorne herein als Märtyrer ausersehen. Nur so, glaubt Gott, könne er seine Machtstellung bewahren - angesichts eines Volkes, das just dies kaum noch tut: glauben.
Das Evangelium nach Jesus Christus ist insofern nicht ketzerisch, als Krogmann, darin Saramago folgend, religiöse Identifikation ernst nimmt. Sonst würde das Märtyrerkonzept gar nicht aufgehen. Das religionskritische Evangelium steht sogar im Gegensatz zum agnostischen Ansatz, der die rationale Erkenntnis des Göttlichen leugnet. Saramago mag nur nicht daran glauben, dass Gott alles Menschliche fremd ist - wo er von Menschen erschaffen ist. (Stefan Fischer, Süddeutsche Zeitung, 4.4.2007)
Mit: Rolf Boysen, Rosel Zech, Walter Renneisen, Harald Jakel, Werner Wölbern, Céline Fontanges, Michael Mendl, Jens Wawrczeck, Ernst Jacobi, Leslie Malton, Hans Diehl, Klaus Herm, Reinhard Firchow, Anne Weber, Christos Topoulos, u.a.
[Quelle:
www.hoerdat.de]
Wer schneidet das auf MP3 mit?

Zu den Zeiten bin ich leider nicht im Lande