Drehbuch-Autor Herbert Reinecker gestorben
München. SDA/DPA/baz. Herbert Reinecker, der Erfinder von Krimiserien wie «Derrick», hat es sich nie leicht gemacht. «Man muss den Lauf der Welt in einem grossen Zusammenhang sehen», sagte er anlässlich seines 90. Geburtstages im Dezember 2004.
Moralische Schranken gebe es nicht mehr. Reinecker selbst befand, es sei nicht gut, wenn Krimis nur der Unterhaltung dienen. Er wollte die Gesellschaft erklären. Seine Geschichten handelten stets von schuldhafter Verstrickung und unentrinnbarer Sühne. Reinecker starb am 27. Januar im Alter von 92 Jahren.
Über 400 Krimidrehbücher hat Reinecker verfasst. Davon allein 281 für die Fernsehserie «Derrick» mit Horst Tappert in der Titelrolle. Tappert klagte anfangs über die ersten Derrick- Drehbücher, der Autor habe ihm «Sätze in den Mund gelegt, die auch «Der Kommissar» hätte sprechen können».
Völlig freie Hand
Mit den Kriminalfilmen des ausgehenden 20. Jahrhunderts konnte Reinecker sich nicht mehr identifizieren: «Heute wird die Qualität eines Textes nur noch am Unterhaltungswert und an den Quoten gemessen.»
Das sei bei ihm noch anders gewesen. «Ich hatte immer völlig freie Hand bei der Wahl meiner Geschichten. Die wurden dann auch so verfilmt.» Nicht nur «Derrick» trug über viele Jahre die Handschrift Reineckers, sondern auch die nicht weniger populäre Serie «Der Kommissar», für die er von 1969 bis Anfang 1976 knapp 100 Folgen geschrieben hat.
Die Zeiten, in denen er noch etwas habe «loswerden müssen», seien vorbei. «Alles hat seine Zeit. So wie ich Krimis geschrieben habe, so verfasst sie heute keiner mehr», sagte er, nachdem «Derrick» 1998 in den Ruhestand geschickt worden war.
Sehr glücklich
Sein Leben «nach Derrick» verbrachte Reinecker gemeinsam mit seiner Frau in einem Haus am Starnberger See. «Ich bin sehr glücklich, auch wenn ich manchmal nur einen Satz am Tag schreibe», sagt er. Nur durch die Hilfe seiner Frau könne er trotz eines Augenleidens noch aktiv am Leben teilhaben.
Die Karriere Reineckers hatte auch ihre Schattenseiten. Nach seinem Eintritt 1932 in die Hitlerjugend wurde er Propagandaschreiber im Berliner Presseamt des Reichsjugendführers. Im Zweiten Weltkrieg war er Kriegsberichterstatter der Waffen-SS.
1953 entstand sein Bestseller-Roman «Kinder, Mütter und ein General», der nach seinem Drehbuch auch erfolgreich verfilmt wurde. Für sein Werk zum Kinoerfolg «Canaris» erhielt er das Filmband in Gold.
Nachlass an Filmmuseum Berlin
Zum Fernsehen fand er in den sechziger Jahren durch die Zusammenarbeit mit dem Münchner Produzenten Helmut Ringelmann. In dieser Zeit haben ihm vor allem die Drehbücher für seine pfiffige Rentner-Serie «Jakob und Adele» mit Carl Heinz Schroth und Brigitte Horney berühmt gemacht.
Der passionierte Golfspieler Reinecker war zwei Mal verheiratet und hat zwei Kinder aus erster Ehe. Im Februar 2003 kündigte er an, seinen beruflichen Nachlass - fast 500 Drehbücher, Manuskripte und Briefe - dem Filmmuseum Berlin zu vermachen.
«Herbert Reinecker verabschiedet sich von seinen Freunden», steht in der kleinen Todesanzeige, die jetzt erschien. Seine Familie wollte keinen Rummel um den Mann, der einst im Mittelpunkt der TV-Branche stand.
Quelle: BEZ