Linda Fairstein - Das Totenhaus
[isbn]3442366658[/isbn]
Nach ein paar Stunden Extremlesen etwa halb durch
Tarnt sich als Thriller, ist aber bislang eher dem Wasser gleich, das unbeschwert den Rhein entlang plätschert. Und so, wie es auch bei Vater Rhein Seitenarme gibt, die von ihm einzig zu dem Zweck mit Wasser versorgt werden, weil sie gerade gut in die Landschaft passen, weist die Handlung jede Menge Abschweifungen auf, was bitte nicht mit "Ausschweifungen" verwechselt werden sollte, die permanent die Einführung von neuen Charakteren fordern, so daß ich zwischenzeitlich das Gefühl hatte, eigentlich das New Yorker Telefonbuch in der Hand zu halten. Hinzu kommt die mittlerweile bei Thrillern offenkundig völlig unvermeidliche Beziehungsgeschichte zwischen der Protagonistin, einer ermittelnden Staatsanwältin, die natürlich viele seelische Wunden aus ihrer Vergangenheit zu lecken hat, und einem TV-Reporter. Die engen Zeitpläne dieser beiden vermeiden natürlich eine intensive Beziehung; so geht ein gutes halbes Buch des Weges, ehe die beiden physisch die erste Zeit miteinander verbringen, im Gegenzug lassen die meisten der vorhergehenden Kapitel mindestens einmal den Gedanken an die unzureichende Beziehung aufblitzen, wodurch der Reporter im Buch präsenter ist als er es eigentlich verdient hat. Zu guter Letzt gibt es auch noch so etwas Nebensächliches wie eine Handlung: eine Universitätsprofessorin, die mit ihrem Angetrauten seit Jahr und Tag eine Sie-küßten-und-sie-schlugen-sich-Beziehung führte, aber stets eine Anzeige abgelehnt hat, bekommt eines Tages Besuch von zwei Mördern, die ihr ihr Liebster auf den Hals gehetzt hat. Sie wird an der Haustür des schwesterlichen Hauses niedergeschossen und ihr Tod beherrscht kurze Zeit später die Medien. Gleichzeitig geben Radio und TV aber auch schon wieder Entwarnung, denn bei der Ermordung handelte es sich um eine Inszenierung, die durchgezogen wurde, um Beweise gegen ihren Gemahl zu sammeln. Von der plötzlichen Freiheit beflügelt verläßt die Professorin ein paar Stunden später den Schauplatz des Pseudo-Verbrechens, nur um zu Hause dann einem echten Mörder in die Hände zu fallen. Daraufhin nehmen die Staatsanwältin Cooper und ihr Partner bei der New Yorker Polizei die Ermittlungen auf. Der Fall nimmt im Verlauf der Untersuchungen ungeahnte Dimensionen an.
Autorin Linda Fairstein war oder ist wohl selbst im Bereich der Juristerei tätig, wobei sie bereits häufiger die Anklage in Fällen häuslicher Gewalt und (sexuellem) Mißbrauch an Frauen und Kindern vertreten hat. Daß ihr diese Themen also am Herzen liegen - geschenkt, aber irgendwie ist das trotzdem kein Grund, deshalb immer und immer wieder von der eigentlichen Handlung abzuschweifen, um weitere Fälle zu beschreiben, die den Weg ihrer Hauptfigur kreuzen. Die eigentliche Handlung ist äußerst schwerfällig und es fällt einem nach der Hälfte schwer zu glauben, daß am Ende wirklich alle Details des Falls gelöst sein sollen. Wie dem auch sei - ich beiß mich da durch
Gruß
Skywise