Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: CLH - Hoerspielforum und mehr. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

joe adder

praktiziert MOVEMBER das ganze Jahr, jedes Jahr!

Beiträge: 7 110

Wohnort: Land der Antipoden

Beruf: Gentleman

  • Nachricht senden

41

Dienstag, 22. August 2006, 11:19

@Matze - Deine Beispiele sind doch nur Ressentiments, die Deine offensichtliche Antipathie unterstreichen wollen.

Im Nachhinein ist man immer schlauer. Das gilt auch fuer Grass.
"Warum sollte ich mich fürchten? Ich kenne keine Furcht."

Für meine Fotos auf EYEEM: The Art Of Daydreaming <== bitte hier klicken!

Matze

Fortgeschrittener

  • »Matze« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 413

Wohnort: Bad Mülheim

  • Nachricht senden

42

Dienstag, 22. August 2006, 12:15

Zitat

Original von joe adder
Deine Beispiele sind doch nur Ressentiments, die Deine offensichtliche Antipathie unterstreichen wollen.


Hab mir mal die Arbeit gemacht, die Einzelteil zu einem Essay zu kompilieren. Klickst Du hier:
http://www.textdiebe.de/werkstatt/autor.php?autor=1246

Mehr habe ich nicht mehr dazu zu sagen.

bedanke mich, Matze
In der Bedeutung des Lehnworts aus dem Französischen, wo der "amateur d' art" den kenntnisreichen, enthusiastischen Liebhaber der Künste meint, bin ich ein Dilettant.

43

Dienstag, 22. August 2006, 13:23

Zitat

Original von Matze
Mehr habe ich nicht mehr dazu zu sagen.

Wenn ich mir das so durchlese, frage ich mich, warum dieser Thread hier überhaupt erst eröffnet werden mußte, denn tatsächlich kann man hier nachvollziehen, wie dieses Essay Stück für Stück entstand: durch Ignorieren der Gegenstimmen.

Hättest Du das Essay zu Hause auf einem Block Papier entworfen, hätte es nicht den leisesten Unterschied gemacht. Ein Hoch auf die Diskussion mit denjenigen, die nicht imstande sind, von ihrer vorgefertigten Meinung auch nur einen Millimeter abzurücken. Man mag das als Stärke verkaufen können, aber in Bezug auf fruchtbare Diskussionen halte ich diese Eigenschaft doch eher für hinderlich, da es unmöglich ist, einen Konsens zu erreichen, der sich außerhalb des Horizonts des Starr-Denkenden befindet.

Und was Deinen Essay-Satz "Man kann das Werk eines Künstlers nicht von seinem Schöpfer und dessen Leben trennen" angeht, würde ich an Deiner Stelle noch einmal darüber nachdenken. Das Leben eines Künstlers und sein Werk werden von der Geschichte stets unterschiedlich bewertet. Glaubst Du, heute wird in der Schule darüber diskutiert, warum Schiller ein Bettnässer war und angeblich viele seiner Stücke unter Drogen geschrieben hat? Glaubst Du, es ist wichtig zu wissen, daß Händel ein Freßsack war oder Brahms auch als Puff-Pianist gearbeitet hat? Es spielt doch überhaupt keine Rolle, solange sich Individuen von deren Kunst angesprochen fühlen. Eine Beziehung zur Kunst des Künstlers kommt nicht dadurch zustande, daß man sich vorher mit dem Künstler selbst oder dessen Leben auseinandergesetzt hat. Auch in Bezug auf Grass nicht.

Gruß
Skywise
Radio Liederlicht
Liedermacher & Co.


Donnerstag. Tagung, gemeinsam mit Chef.
Skywise: "Ja, mein Chef hat mich ja bereits vorgestellt. Was ich bemerkenswert finde, denn letzte Woche kam er mir noch auf dem Gang entgegen und hat gesagt 'Was hier läuft, ist unvorstellbar', somit hat er genau genommen gerade den Gegenbeweis erbracht. Der Mann wächst manchmal über sich hinaus, ich sag's Ihnen ..."

Matze

Fortgeschrittener

  • »Matze« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 413

Wohnort: Bad Mülheim

  • Nachricht senden

44

Dienstag, 22. August 2006, 13:28

Zitat

Original von Skywise
unterschiedlich bewertet. Glaubst Du, heute wird in der Schule darüber diskutiert, warum Schiller ein Bettnässer war und angeblich viele seiner Stücke unter Drogen geschrieben hat?


Was ich glaube ist irrelevant. Und wie gesagt, von meiner Seite ist dazu alles gesagt.

Grüßken, Matze
In der Bedeutung des Lehnworts aus dem Französischen, wo der "amateur d' art" den kenntnisreichen, enthusiastischen Liebhaber der Künste meint, bin ich ein Dilettant.

joe adder

praktiziert MOVEMBER das ganze Jahr, jedes Jahr!

Beiträge: 7 110

Wohnort: Land der Antipoden

Beruf: Gentleman

  • Nachricht senden

45

Mittwoch, 23. August 2006, 04:50

Zitat

Original von Matze

Zitat

Original von joe adder
Deine Beispiele sind doch nur Ressentiments, die Deine offensichtliche Antipathie unterstreichen wollen.


Hab mir mal die Arbeit gemacht, die Einzelteil zu einem Essay zu kompilieren. Klickst Du hier:
http://www.textdiebe.de/werkstatt/autor.php?autor=1246



Nein, danke. Falls dort auch so ein Nonsens steht, den Du hier verzapft hast, verzichte ich lieber, anstatt meine Augen zu beschmutzen und meine Gedanken mit Kappes zu verseuchen. :]
"Warum sollte ich mich fürchten? Ich kenne keine Furcht."

Für meine Fotos auf EYEEM: The Art Of Daydreaming <== bitte hier klicken!

Matze

Fortgeschrittener

  • »Matze« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 413

Wohnort: Bad Mülheim

  • Nachricht senden

46

Mittwoch, 23. August 2006, 05:55

Zitat

Original von joe adder
Nein, danke. Falls dort auch so ein Nonsens steht, den Du hier verzapft hast, verzichte ich lieber, anstatt meine Augen zu beschmutzen und meine Gedanken mit Kappes zu verseuchen.


Ein Problem vieler Foren. Es wird "über" etwas geredst, nicht aber eigentliche Quellenkunde betrieben.

Grüßken, Matze
In der Bedeutung des Lehnworts aus dem Französischen, wo der "amateur d' art" den kenntnisreichen, enthusiastischen Liebhaber der Künste meint, bin ich ein Dilettant.

47

Mittwoch, 23. August 2006, 11:10

Zitat

Original von Matze

Zitat

Original von joe adder
Nein, danke. Falls dort auch so ein Nonsens steht, den Du hier verzapft hast, verzichte ich lieber, anstatt meine Augen zu beschmutzen und meine Gedanken mit Kappes zu verseuchen.


Ein Problem vieler Foren. Es wird "über" etwas geredst, nicht aber eigentliche Quellenkunde betrieben.

Grüßken, Matze


Ein Problem, eine Lösung: Mach doch ein eigenes auf! Es zwingt dich ja niemand, dich mit dem literarischen Pöbel, geblendet von Uneinsichtigkeit und Ignoranz, auseinanderzusetzen. Wenn du die Muße hast, dich über solch eine im Grunde für dich und dein Leben (oder bist du mit Grass verwandt?) irrelevante Scheiße tagelang auszumehren und die Diskussion (ich definiere das auch so, wenn keine Überzeugung des Gegenübers daraus resultiert) immer wieder von vorne zu beginnen, musst du wirklich ein sorgenfreies Leben führen.

Ich persönlich bin leider noch nicht auf dieser Stufe der allumfassenden Sorglosigkeit und des Mangels an Problemen und Beschäftigungsmöglichkeiten angekommen und habe daher in meinem Leben noch andere, mich direkt betreffende Dinge, zu erledigen.

Meine Aktivität hier nutze ich sowohl zum Austausch als auch zur Zerstreuung, aber nicht dazu, hier anderen meine Erkenntnisse und moralischen Wertvorstellungen aufzubürsten. Ich diskustiere ebenfalls gern über diverse Themen, wobei ich mich freue, wenn aufgrund verschiedener Standpunkte auch wirklich ein Austausch (nicht zu verwechseln mit verbalem Blitzkrieg) stattfindet, muss meine Vorlieben aber dennoch nicht wie ein Plakat vor mir her- und anderen ständig vortragen.

Im Grunde verhältst du dich ebenso wie du es Grass (man beachte übrigens die Kleinschreibung am Ende!) vorwirst und ich hoffe in deinem Interesse, dass du in deinem Leben nie irgendwie schlecht über einen ausländischen Mitbürger geredet hast (auch als Kind nicht, man ist jederzeit voll verantwortbar!) und dabei gehört wurdest. Sowas ist unendschuldbar und wird ewig einen dunklen Schatten auf dein Leben werfen, wie auch immer du dich in der Zwischenzeit entwickelst. Am Ende müßtest du deine eigenen Moraleinstellungen noch auf dich selbst anwenden und das wäre wirklich nicht wünschenswert (für dich). X(

48

Mittwoch, 23. August 2006, 12:32

Das ist ja witzig hier :lach: !

Man siehe:
Selbst Grass
macht manchmal spass...

Beste Grüße
Krumpfy
wenns denn sein muß - mein senf dazu...

Matze

Fortgeschrittener

  • »Matze« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 413

Wohnort: Bad Mülheim

  • Nachricht senden

49

Mittwoch, 23. August 2006, 13:16

[quote
Im Grunde verhältst du dich ebenso wie du es Grass ([/quote]

Sogar mit ner Hobbyanalyse heute!

bedanke mich, Matze
In der Bedeutung des Lehnworts aus dem Französischen, wo der "amateur d' art" den kenntnisreichen, enthusiastischen Liebhaber der Künste meint, bin ich ein Dilettant.

leocat

Königin von Hukapetapank

Beiträge: 2 863

Wohnort: Auch fast ganz oben

Beruf: Buchhändlerin

  • Nachricht senden

50

Mittwoch, 23. August 2006, 17:19

Hätte er noch nen studierten Psychologen engagieren sollen? Mehr als "Hobby" ist dein Essay auch nicht. Ein Germanistik-Prof. würde sich kaputtlachen. Solch pseudo-intellektuelle Moralin-Ergüsse sehen die auch nicht so häufig. :lach:

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »leocat« (23. August 2006, 17:21)


Matze

Fortgeschrittener

  • »Matze« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 413

Wohnort: Bad Mülheim

  • Nachricht senden

51

Mittwoch, 23. August 2006, 18:59

Zitat


Mehr als "Hobby" ist dein Essay auch nicht.


Zur Klärung der Gattung:

Ein Essayist weder Politiker noch Sprecher für irgendeine Sache, ihm muss unabhängig von Ideologien die totale Freiheit der Imagination zustehen. Mit dem Begriff 'Essay', zu Deutsch in etwa ''Versuch“, distanzierte sich der Meister bewußt von der Wissenschaft, seine ''Versuche'' sind vielmehr von subjektiver Erfahrung und Reflexion geprägte Erörterungen. Für mich bedeutet eine geistreiche Abhandlung eine Herausforderung meiner stilistischen und gedanklichen Fähigkeiten. Ich versuche mich dem Gegenstand der Überlegungen zu nähern und ihn aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.Vielleicht gelingt es mir, der literarischen Kunstform des Essays eine aktuelle Variante abzugewinnen. Möglicherweise irre ich mich auch, jedoch nicht umher, eher auf dem Weg, den der geschätzte Montaigne beschritten hat: frei flottierend. Die Reise geht weiter, die Schreibbewegung geht weiter, und solange das Schreiben den Tod aufschiebt, kann auch das Leben weitergehen. Vollendet ist das Werk, wenn der Essayist es losgelassen, es unvollendet hinterlassen hat.

Im Bemühen, Textarbeit zu machen, wundere ich mich immer wieder, warum Menschen in Foren immer gleich beleidigend werden. Diesen Menschen sei ein Auszug aus dem letzten Priogramm von Dieter Nuhr empfohlen:

"Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten!"

bedanke mich, bis dahin, Matze
In der Bedeutung des Lehnworts aus dem Französischen, wo der "amateur d' art" den kenntnisreichen, enthusiastischen Liebhaber der Künste meint, bin ich ein Dilettant.

52

Mittwoch, 23. August 2006, 19:42

Zitat

Original von Matze
Ich versuche mich dem Gegenstand der Überlegungen zu nähern und ihn aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Dies gelingt Dir am besten, indem Du Themen in Foren startest, andere Sichtweisen ignorierst und gar nicht erst auf die Argumente anderer Leute eingehst. Originell.
Ich weiß, daß eine Diskussion mit anderen Leuten nicht unbedingt etwas mit Subjektivität zu tun hat. Allerdings sehr wohl mit Reflexion und den gedanklichen Fähigkeiten, respektive der gedanklichen Flexibilität.

Zitat

Möglicherweise irre ich mich auch, jedoch nicht umher, eher auf dem Weg, den der geschätzte Montaigne beschritten hat: frei flottierend.

Also: allzeit bereit, eins auf die Schnauze zu kriegen.

Zitat

Vollendet ist das Werk, wenn der Essayist es losgelassen, es unvollendet hinterlassen hat.

Wie mich dieser Ausspruch an einen meiner letzten Toilettengänge erinnert ...

Zitat

Im Bemühen, Textarbeit zu machen, wundere ich mich immer wieder, warum Menschen in Foren immer gleich beleidigend werden.

Frage dich lieber, weshalb Du Menschen in Foren zu einer Party einlädst, wenn Du doch nicht vorhast, die Zeche zu zahlen.

Zitat

Diesen Menschen sei ein Auszug aus dem letzten Priogramm von Dieter Nuhr empfohlen:

"Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten!"

Ohne Kritik: es war das vorletzte - seit wenigen Tagen hat er ein neues Programm ("Nuhr die Wahrheit") am Start.

Ansonsten ein jüdisches Sprichwort:
"Der Weisen Disput kommt der Weisheit zugut."

Gruß
Skywise
Radio Liederlicht
Liedermacher & Co.


Donnerstag. Tagung, gemeinsam mit Chef.
Skywise: "Ja, mein Chef hat mich ja bereits vorgestellt. Was ich bemerkenswert finde, denn letzte Woche kam er mir noch auf dem Gang entgegen und hat gesagt 'Was hier läuft, ist unvorstellbar', somit hat er genau genommen gerade den Gegenbeweis erbracht. Der Mann wächst manchmal über sich hinaus, ich sag's Ihnen ..."

joe adder

praktiziert MOVEMBER das ganze Jahr, jedes Jahr!

Beiträge: 7 110

Wohnort: Land der Antipoden

Beruf: Gentleman

  • Nachricht senden

53

Donnerstag, 24. August 2006, 01:04

Ich bin beeindruckt, dass Du, Matze, soviel Aufwand betreibst, Reden zu formulieren, die in keinster Weise auf Deinen eigenen Mist gewachsen sind. Das bestaetigt definitiv das letzte Wort in Deiner Signatur: Dilettant !!!
"Warum sollte ich mich fürchten? Ich kenne keine Furcht."

Für meine Fotos auf EYEEM: The Art Of Daydreaming <== bitte hier klicken!

Matze

Fortgeschrittener

  • »Matze« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 413

Wohnort: Bad Mülheim

  • Nachricht senden

54

Donnerstag, 24. August 2006, 05:54

Zitat

Das bestaetigt definitiv das letzte Wort in Deiner Signatur: Dilettant


Im Gegensatz zu anderen Usern verfüge ich damit jedoch über hinreichend Selbstironie.

Grüßken, Matze
In der Bedeutung des Lehnworts aus dem Französischen, wo der "amateur d' art" den kenntnisreichen, enthusiastischen Liebhaber der Künste meint, bin ich ein Dilettant.

55

Donnerstag, 24. August 2006, 10:23

Hallihallo!

Schwieriges Thema:
Ich habe hier viele gute Argumente gefunden, für unterschiedliche Meinungen, möchte jetzt mal versuchen, meine Sichtweise darzustellen.

(Ich versuche mich kurz zu halten, hoffe, es wirkt dadurch nicht platt und missverständlich, aber ihr habt vieles schon sehr gut und ausführlich dargelegt.)

Ich sehe das größte Problem darin, und das stößt mir wirklich sehr unangenehm auf, das Grass selber in der Vergangenheit einer der bekanntesten und schärfsten Kritiker war, der vor allem moralisch argumentiert hat. Seine Bücher behandeln das Thema (sehr gut übrigens in "Katz und Maus", sein, wie ich finde, bestes Werk, in dem es zufällig um die Verführbarkeit Jugendlicher im Nationalsozialismus geht), er griff als angesehener Intellektueller in die Politik ein, kurz: er teilte ordentlich aus.
Und das mit Recht, wie ich finde.
Viele seiner Aussagen werden ja durch sein Outing nicht falscher. (oder doch irgendwie? Interessantes philosophisches Problem!)
Nur: Das macht es so schwierig! Und regt viele Leute (auch mich!) auf.

Nicht die Tatsache, dass er jetzt in der Waffen SS und nicht in der Wehrmacht war, ist problematisch (natürlich ist das auch kein Ruhmesblatt!), sondern vor allem sein, ja ich finde man kann das sehr gut so sagen, heuchlerisches Verhalten. (File under "Doppelmoral"/ "Glashaus") Viele Menschen (Feinde, aber vor allem auch Freunde) fühlen sich getäuscht!
Er wusste, weil er selber sich gerade dadurch profiliert hat, dass er alte Nazis kritisierte, die sich nicht um Bewältigung ihrer Vergangenheit kümmerten, bei einem früheren Outing hätte er um seine Karriere fürchten müssen. Das ist der eigentliche Grund für sein Schweigen, denke ich. Menschliches Verhalten.

Das das Outing zeitgleich mit der Veröffentlichung seiner Autobiographie erscheint, halte ich für zumindest fragwürdig. (Es gab schon andere Biographien vorher...z.B. von Jürgs) Glaubt ihr wirklich, Grass wusste nicht, was er damit lostritt? Und wie sich das auf die Verkaufszahlen auswirken wird? Das soll nicht polemisch klingen. Ich denke, weil man Grass immer als einen moralisch sehr integren Manschen gesehn hat, denkt man, er würde sowas nicht mit einbeziehen. Ich glaube, das ist falsch. Grass, den ich, nicht gerade wegen seiner Bücher, sehr geschätzt habe, hat sich schon immer auch sehr um sein öffentliches Ansehen bemüht. (Auch Intellektuelle inszenieren sich, hier eben in Breitcord und mit Pfeife.)

Tja, bin mir immer noch nicht so ganz sicher, wie meine endgültige Meinung aussehen wird...

Ach ja, ich bin übrigens nicht der Meinung, dass, mit dem Hinweis, dass wohl jeder in seiner Jugend mal was "Falsches" gemacht, gesagt, gedacht hat, automatisch jeder von Selbstreflexion und Schuld freigesprochen wird, solange er danach was "Gutes" getan hat.

Ciao!

Dieser Beitrag wurde bereits 9 mal editiert, zuletzt von »1fromhell« (24. August 2006, 10:46)


Matze

Fortgeschrittener

  • »Matze« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 413

Wohnort: Bad Mülheim

  • Nachricht senden

56

Donnerstag, 24. August 2006, 10:41

Zitat

Original von 1fromhell
Ich sehe das größte Problem darin, und das stößt mir wirklich sehr unangenehm auf, das Grass selber in der Vergangenheit einer der bekanntesten und schärfsten Kritiker war, der vor allem moralisch argumentiert hat.


Zustimmung. Das zentrale Skandalon bleibt der Mangel an der Aufrichtigkeit eines Moralisten, diese lässt sich auch nicht mit dem Euphemismus „nachwachsender Scham“ schönreden. Ein moralischer Appell gewinnt seine Wahrheit durch Gründe und Argumente, nicht durch die Person des Autors. Auch wenn ein notorischer Übeltäter dazu aufriefe, Verbrechen aufzudecken und zu bestrafen, so verlöre diese Aufforderung nichts von ihrer Richtigkeit. Aber vieles von ihrer Berechtigung - und allerhand von ihrer Wirkung.

Grüßken, Matze
In der Bedeutung des Lehnworts aus dem Französischen, wo der "amateur d' art" den kenntnisreichen, enthusiastischen Liebhaber der Künste meint, bin ich ein Dilettant.

joe adder

praktiziert MOVEMBER das ganze Jahr, jedes Jahr!

Beiträge: 7 110

Wohnort: Land der Antipoden

Beruf: Gentleman

  • Nachricht senden

57

Freitag, 25. August 2006, 01:17

@1fromhell - Das zweifelt ja auch keiner an und Deine Zusammenfassung, und die Argumentation daraus, ist sehr aufschlussreich. Es ist ja auch durchaus was anderes, seine Meinung, oder zumindest die Richtung, ( da Deine Meinung ja noch nicht feststeht ) zu erklaeren und glaubhaft zu machen und dadurch eine Diskussion zu aktivieren, als durch wortreiche Klasterbildung eine unzensierte Meinung aufzudraengen, die keiner haben will.
Ich verstehe Dein Argument, dass Grass in der Vergangenheit der groesste moralische Kritiker war, in dessen Position er sich wahrscheinlich auch selber reinmanoevriert hat. Das eine Person dadurch unglaubhaft wird, ist nicht anzuzweifeln, muss aber nicht sein. Ich komme auch sehr gut mit dem Punkt zurecht, dass eine Person wie Grass durch diese, vielleicht, Selbstinszenierung im Zuge der Veroeffentlichung seiner Autobiografie das Thema angestachelt hat.
Das einzige, mit dem ich nicht zurechtkomme, ist die Vernazisierung, wenn es dieses Wort gibt ( auch egal, dann gibt es dieses Wort ab jetzt! ), von Personen, die wider ihres besseren Wissens, welches sie auch nicht haben konnten, weil wir sie erst haben, an einem Krieg teilgenommen, und ich spreche bewusst nur von Krieg, der zu einer Zeit stattfand, in der alle Menschen aller Laender einen ausgepraegten Nationalstolz hatten und heute noch haben. Bis auf Deutschland. Ist ja auch nicht falsch. Das begreifen aber heute die meisten nicht, weil Stolz hier, oder besser bei euch, als Faschismus oder Nationalsozialismus betrachtet wird. Und das ist ein Deutsches Nachkriegssyndrom.
"Warum sollte ich mich fürchten? Ich kenne keine Furcht."

Für meine Fotos auf EYEEM: The Art Of Daydreaming <== bitte hier klicken!

Matze

Fortgeschrittener

  • »Matze« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 413

Wohnort: Bad Mülheim

  • Nachricht senden

58

Freitag, 25. August 2006, 11:35

Nachtrag: Die Frundsberg–Parole, unter der seine Waffen–SS–Einheit antrat lautet: "Viel Feind, viel Ehr".

Grüßken, Matze
In der Bedeutung des Lehnworts aus dem Französischen, wo der "amateur d' art" den kenntnisreichen, enthusiastischen Liebhaber der Künste meint, bin ich ein Dilettant.