Max und Moritz und der Struwwelpeter (also die Geschichten daraus.
Habe meinen Plan endlich in die Tat umgesetzt und höre jetzt auf dem guten
Walkman mit Equalizer von Panasonic im Auto MCs.
Im Zuge des Säckchenadventkalenders sind zuallererst Kinderhörspiele dran, die auf Eignung für meine 4-jährige zu prüfen ich mir zum Ziel gesetzt habe.
Max und Moritz wurde letzthin im Originaltext gelesen und obwohl sie alles dank der Illustraionen verstand, war ich doch in Sorge, ob die alte Reimsprache im Hörspiel so gut funktionieren würde. Auch ist der Inhalt teilweise doch recht, naja, drastisch, wenn gar nicht grausam.
Heute also
Max und Moritz auf der Hin- und die Struwwlepetergeschichten auf der Rückfahrt.
Die in freien Dialogen mit guten Sprechern vorgetragenen Streiche wurden leicht verständlich vom Paetsch mit den Eröffnungsversen eingeleitet, die Schiesspulver-in-Lehrer-Hempels-Meerschaumpfeifen-Explosion, die ja in der Illustration grausame Verstümmelung mit unbekannten Auswirkungen auf sein weiteres Leben hatte, wurde zwar in aller Drastik beschrieben, die Folgen dieses Streichs wurden aber explizit als harmloser dargestellt. Dass M&M zuletzt gemahlen und aufgepickt werden, ist 1:1 nachgespielt und hat wie im Originaltext auch einen gewissen comichaft verharmlosenden Anstrich ohne Blut und Knochensplitter.
Insgesamt eine sehr gute Hörspieladaption des Kinderklassikers, mit dem Charme der längst in den deutschen Sprach- und Redewendungsgebrauch eingegangen Versatzstücke des Originaltexts, das sehr gut ohne die Illustrationen auskommt. Bravo, hätte ich nicht so gut erwartet.
Nun die B-Seite, die Geschichten aus dem Struwwelpeter:
Die Geschichte vom Struwwlepeter - im Originaltext ja nur ein kleines Gedicht, hier zu einer seltsamen Geschichte aufgeblasen, in der dem Struwwelpeter das Haus samt Katze Pussycat (!) davonfliegen um ihn für seine Unreinheit zu strafen, verhöhnt von anderen Kindern. Eine wahrlich haarsträubende Geschichte, besonders der Spott um Peter herum wird als völlig legitim dargestellt, was mir in mein Erziehungsmodell nicht passt.
Die Geschichte vom bösen Friederich – nah am Originaltext, lustig, gegen Tierquälerei, find ich gut
Die Geschichte mit dem Feuerzeug - Paulinchen verbrennt vor den Augen der mahnenden Katzen, uiuiui, spätestens hier wusste ich, dass die Kassette nix für das Töchterchen ist, das ist etwas arg.
Die Geschichte von den schwarzen Buben -
"Was kann denn dieser Mohr dafür, Daß er so weiß nicht ist, wie ihr?“ Zur Strafe für Ihren Spott werden Sie auch schwarz gemacht, tolle Moral.
Die Geschichte vom wilden Jäger - bizarre Geschichte, ohne Bilder nicht nachvollziehbar
Die Geschichte vom Daumelutscher -
Mit der Scher’ die Daumen ab, Mit der großen scharfen Scher’! Hei! da schreit der Konrad sehr. von wegen - dies blutrünstig detail wird weggelassen, stattdessen besticht er den strafenden schneider mit einem pudding und besänftigt ihn mit seinem versprechen, nie mehr daumen zu lutschen. eine zeitgemässe zensur und die grösste umänderung der vorlage, die den anderen geschichten auch gut getan hätte
Die Geschichte vom Suppenkasper ohne die drastische bebilderung eine ganz harmlose geschichte
Die Geschichte vom Zappelphilipp dito
Die Geschichte vom Hans Guck-in-die-Luft fast schon langatmige hörspielfassung mit bedenklich spöttischer moral
Die Geschichte vom fliegenden Robert hui, da fliegt der robert weg. man möchte ihn aber fast beneiden, der traum vom fliegen! irgendwie geht da die lehre flöten.
fazit der seite b: der moralinsaure, teils sehr grausame struwwelpeter-epos ist nix für mein kind. man hat sich mühe gegeben, insgesamt wäre eine freiere und zeitgemässere bearbeitung wünschenswert gewesen.
Zum Auffrischen hier noch einmal der Originaltext mit Illustrationen:
http://de.wikisource.org/wiki/Der_Struwwelpeter
Erstaunlich auch hier wie bei Max und Moritz der Einfluss des Werks auf die deutsche Sprache.