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Chocolatminz

Schrumpelmei

Beiträge: 1 578

Wohnort: Schwarzen-Peter-Gasse 13

Beruf: Zauberei, Hexerei und Schummelei

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21

Mittwoch, 28. Juli 2004, 19:53

Zitat

Original von leocat
Ich muss mich für meine Ausdrucksweise entschuldigen. Sorry! :shy: Das Thema nehm ich einfach zu persönlich - da geh ich einfach auf die Palme. Schön wenn man über sowas mit Distanz schreiben kann. Das geht bei mir halt nicht mehr. ;(


Danke, Leo !!! :knuddel: Find ich große Klasse von Dir. :up:

Und jeder hier hat bestimmt dafür Verständnis, dass du bei dem Thema nicht cool bleiben kannst. :]

Liebe Grüße

Choco

22

Mittwoch, 28. Juli 2004, 20:11

ich bin im westen geboren, was aber eigentlich osten war, sprich, ich bin in westberlin aufgewachsen... aus erfzählungen weiss ich, dass es damals recht einfach war, in westberlin arbeit zu bekommen. ich hatte nun das pech oder glück so spät geboren zu sein, dass es die mauer nicht mehr gab, als ich von der schule ging und sich der arbeitsmarkt heftig verändert hat. selbst mit einem abi, das zugegen nicht wirklich brilliant war, habe ich 240 bewerbungen schreiben müssen, um ganze vier ausbildungsstellen haben zu können. ich muss sagen, dass ich so verzweifelt war, dass ich auch meine family aufgegeben hätte und in den "richtigen" westen gegangen wäre. ich bin froh, dass ich hier bleiben konnte. hier am pol, wo ost und west tag täglich zusammen trifft. ich arbeite mit "ossis", einer meiner besten freunde ist "ossi", ich habe mit den menschen kein problem, sie sind wie wir wessis auch und es gibt einige "ossis", die ich sicher nicht mehr missen möchte und es wirklich argbedauern würde, wenn ich sie nicht kennen würde.

ich halte das ganze auch noch nicht für komplett zusammen gewachsen, aber ich finde es schön, dass es so ist, sonst hätt ich einige abende mit vielen lachern über ketwurst, grilletta, polylux und co nicht gehabt... und das, obwohl ich anfangs nicht wirklich begeistert war...
... Ich nehm eine Portion Gammelfleisch und die Schwenkkartoffeln dazu ...

NZ - love u

23

Mittwoch, 28. Juli 2004, 20:41

Die Hitze der Diskussion hier zeigt, dass noch lange nicht zusammen gewachsen ist, was (laut Willy) angeblich zusammengehört. :)

Ich denke, dass da noch eine sehr lange Wegstrecke zurückzulegen ist, bis die Gräben zwischen Ost und West nicht mehr so groß sind. Das ist keine Sache von 10 oder 20 Jahren, sondern eher von 3 bis 4 Generationen oder noch mehr Generationen. Wir werden jedenfalls nicht mehr erleben, dass in den alten und den neuen Bundesländern auch nur annähernd gleiche Verhältnisse vorherrschen. Vielleicht unsere Kindergeneration.

In 45 Jahren haben sich die beiden Teile Deutschlands so weit wie es nur möglich war, voneinander entfernt, die Menschen haben völlig andere Mentalitäten und Verhaltensweisen erlernt. Das ist nicht zuletzt ablesbar an den Wahlergebnissen der PDS oder an den zahlreichen Ausländerfeindlichen Übergriffen im Osten, deren Hauptursachen im SED-Staat zu suchen sind. Die Bewohner Ostdeutschlands verband 45 Jahre lang sehr viel mehr mit Ungarn oder Polen als mit den Einwohnern der Bundesrepublik. Dennoch blickten große Teile der DDR-Bevölkerung jahrzehntelang immer wie gebannt auf den Westen, Vergleiche wurden fast ausschließlich mit der Bundesrepublik, meistens aber nicht mit der SU oder mit Polen gezogen. Und auch heute ziehen viele Bewohner der neuen Bundesländer den Frust auf ihre wirtschaftliche Situation aus Vergleichen mit den alten Bundesländern, anstatt sich mit den Bürgern Polens oder Tschechiens zu vergleichen, die 45 Jahre lang ihre "Brüder" waren und die von einem "Aufbau Ost" nur träumen können.

Ich bin im Westen (bzw. Norden: Schleswig-Holstein ;) ) aufgewachsen. Bereits zu DDR-Zeiten (Mitte und späte 80er Jahre) war ich häufig in der DDR und habe dort auf Privatreisen und auf Klassenfahrten das Land kennengelernt. Nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung habe ich erneut sehr viele Städte und Landschaften in den neuen Bundesländern besucht. Ich war in Wismar, Schwerin, Rostock, auf Rügen, in (Ost-)Berlin, Dresden, Königstein, Bautzen, Leipzig, Erfurt, Weimar, Buchenwald, Ravensbrück, Eisenach, Naumburg, Meißen, Potsdam, Bernburg, Halle, Neuruppin, im Spreewald, im Thüringer Wald, im Elbsandsteingebirge und noch in einigen anderen kleineren Orten. In vielen Städten war ich mehrfach. Ich war sogar in Eisenhüttenstadt, um mir die ehemalige "Stalinstadt" anzusehen. Von der DDR ging und geht für mich eine gewisse Faszination aus. Mein Schwerpunkt in meinem Geschichtsstudium war deswegen auch DDR-Geschichte und es macht mir nach wie vor Spaß, mich mit der DDR zu beschäftigen.

Immer, wenn ich nach Berlin oder in die neuen Bundesländer oder auch noch weiter nach Osten (Polen, Baltikum oder Russland) fahre, bin ich dankbar dafür, dass die Mauer nicht mehr steht. Jede/r, der behauptet, dass die Mauer wieder hochgezogen werden sollte, ist entweder nicht ganz bei Trost oder weiß nicht, was an der Grenze 45 Jahre lang passiert ist. X(

Die Menschen können heute frei wählen, wohin sie fahren, wo sie leben und - sofern es denn möglich ist - arbeiten können. Die Mauer in den Köpfen existiert selbstverständlich noch und wird das auch noch lange tun.

:)
Damals glaubte ich kein Wort von diesen Geschichten, aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher.

Tina

Queen

Beiträge: 4 235

Wohnort: Franken

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24

Mittwoch, 28. Juli 2004, 20:54

Zurück zum Thema "unflexibel"....
Dass viele Ossis ihrer Heimat den Rücken kehren und versuchen im mehr oder weniger weit entfernten "Westen" Arbeit zu suchen, zeugt wirklich von ungeheurer Unflexibilität? :aua:

Ich könnte mir ehrlich gesagt nichts schlimmeres vorstellen, als Familie, Freunde und gewohnte Umgebung wegen Arbeit hinter mir zu lassen. :{

25

Mittwoch, 28. Juli 2004, 21:48

Zitat

Original von Luke Hardin
Die Hitze der Diskussion hier zeigt, dass noch lange nicht zusammen gewachsen ist, was (laut Willy) angeblich zusammengehört. :)
...



da sprichst du ein wahres wort gelassen aus :) da gibt es einfach zuviele falsche vorstellungen und erwartungen auf beiden seiten(!), die sich so net erfüllen lassen, zumindest bis dato net...
Eingeschränkter Winterdienst. Betreten auf eigene Gefahr!


Dieser Beitrag wird 155 mal editiert werden, das letzte Mal von Sledge_Hammer: 05.08.2012, 10:37.

26

Mittwoch, 28. Juli 2004, 23:04

Zitat

Immer, wenn ich nach Berlin oder in die neuen Bundesländer oder auch noch weiter nach Osten (Polen, Baltikum oder Russland) fahre, bin ich dankbar dafür, dass die Mauer nicht mehr steht. Jede/r, der behauptet, dass die Mauer wieder hochgezogen werden sollte, ist entweder nicht ganz bei Trost oder weiß nicht, was an der Grenze 45 Jahre lang passiert ist.


Ich melde mich da mal wieder zu Wort, weil ich mich angesprochen fühle.
Ich weiß sehr wohl, was 45 Jahre lang an der Grenze und nicht nur da passiert ist. Gerade erst vor einem halben Jahr habe ich das Stasigefängnis in Berlin - Hohenschönhausen besichtigt und war wirklich schockiert über das, was dort mit den Leuten gemacht wurde.
Gerade deshalb verstehe ich es aber nicht, daß so viele Ossis heute auf den "blöden Westen" schimpfen und am liebsten selber wieder die DDR zurück haben wollen. Das zieht sich hauptsächlich durch zwei Generationen. Besonders viele der über 65 -jährigen und die ganz jungen Leute denken so. Habe ich mir mehrfach schon selber anhören müssen. Wer meint, es ginge ihm dann besser - bitte, ich hätte keine Probleme damit, wenn die Mauer noch stehen würde.

Abgesehen davon kann sich wohl heute kaum mehr jemand aussuchen, wo er arbeiten möchte. Das ist kein Problem der Ostdeutschen und ich verstehe nicht, warum diese immer darauf rumreiten. Gerade im Norden und Westen von Deutschland gibt es viele strukturschwache Regionen. Da geht´s den Jugendlichen auch nicht besser. Warum wollen die Ostdeutschen deshalb immer bemitleidet werden?

Es war in meinen Augen auch eine riesig große Sauerei, daß jeder Ostdeutsche mal eben so 100 DM in den Hintern gesteckt bekam, nachdem die Mauer gefallen war. Mit welchem Recht? Das waren Unsummen Geld, daß auch viele Westdeutsche Familien gut gebraucht hätten. Es war ja nicht so, daß die Ostdeutschen kein Geld gehabt hätten. Es wurde ja 1 zu 1 umgetauscht.


@ Leocat:

Ich wollte Dich wirklich nicht persönlich angreifen und wenn Du das so empfunden hast, tut es mir leid!
Lange bevor ich erwachsen wurde, lehrte mich ein Teddy, was Liebe wirklich heißt:
nämlich da zu sein, wenn man gebraucht wird.

27

Donnerstag, 29. Juli 2004, 11:44

Zitat

Original von Finchen

Zitat

Immer, wenn ich nach Berlin oder in die neuen Bundesländer oder auch noch weiter nach Osten (Polen, Baltikum oder Russland) fahre, bin ich dankbar dafür, dass die Mauer nicht mehr steht. Jede/r, der behauptet, dass die Mauer wieder hochgezogen werden sollte, ist entweder nicht ganz bei Trost oder weiß nicht, was an der Grenze 45 Jahre lang passiert ist.


Ich melde mich da mal wieder zu Wort, weil ich mich angesprochen fühle.
Ich weiß sehr wohl, was 45 Jahre lang an der Grenze und nicht nur da passiert ist. Gerade erst vor einem halben Jahr habe ich das Stasigefängnis in Berlin - Hohenschönhausen besichtigt und war wirklich schockiert über das, was dort mit den Leuten gemacht wurde.



Dann verstehe ich erst recht nicht, dass Du hier allen Ernstes und anscheinend frei von Ironie den Wiederaufbau der Mauer forderst.
Damals glaubte ich kein Wort von diesen Geschichten, aber jetzt bin ich nicht mehr so sicher.

28

Donnerstag, 29. Juli 2004, 11:54

Zitat

Original von Eliza
Ich könnte mir ehrlich gesagt nichts schlimmeres vorstellen, als Familie, Freunde und gewohnte Umgebung wegen Arbeit hinter mir zu lassen. :{


Das hängt ja ganz von den Umständen ab. Ist es ein "muss" oder ein "kann". Ich glaube nicht, dass jeder, der wegen einer neuen Arbeit den Osten verlässt sonst keine Arbeit finden würde. Aber da lasse ich mich gerne belehren :)

der landvogt

"Giant for a day"

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Beruf: Treppenterrier

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29

Donnerstag, 29. Juli 2004, 13:44

Ich glaube, das hier oft Vergangenheit und Gegenwart durcheinander geworfen wird.

Bei den ersten Ossis, die ich kurz nach der Wende im Westen kennengelernt habe, war es tatsächlich so, daß die mit der Arbeitspraxis im Westen etwas überfordert waren.
Meine eigenen Eindrücke, wurden mir von meinem Bruder, der in dieser Zeit als Unternehmensberater in einigen ostdeutschen Firmen tätig war und von einem guten Freund, der einer von 4 Geschäftsführern von Messer-Griesheim Ost war bestätigt.

Die angebliche Vollbeschäftigung der DDR war oft nichts anderes als Anwesenheitspflicht. Und wenn nach 6 Stunden kein Arbeitsmaterial da war, war eben Feierabend. Und damit war nach der Wiedervereinigung eben Schluß und man mußte durcharbeiten.

Diese Übergangsprobleme dürften jedoch der Vergangenheit angehören. Zumindest ist mir in den letzten Jahren nicht derartiges mehr aufgefallen oder zu Ohren gekommen.
When all the laughter dies in sorrow and the tears have risen to a flood
When all the wars have found a cause In human wisdom and in blood
Do you think they'll cry in sadness. Do you think the eye will blink
Do you think they'll curse the madness. Do you even think they'll think

When all the great galactic systems sigh to a frozen halt in space
Do you think there will be some remnant of beauty of the human race
Do you think there will be a vestige or a sniffle or a cosmic tear
Do you think a greater thinking thing will give a damn that man was here.

Written by - Kendrew Lascilles
From - Chicago III