P. S. @topic:
[isbn]3257800606[/isbn]
Jakob Arjouni - Chez Max
Ähm, ja. Zwei Probleme.
Erstens: ich kenne Arjounis "Hausaufgaben".
Natürlich unterscheiden sich die beiden Romane grundlegend. In "Hausaufgaben" demontiert ein Lehrer von heute vor aller Augen (nur nicht vor sich selbst) sein Leben als große Lebenslüge, in "Chez Max" führt ein Restaurantbesitzer und Spitzel in einem dystopischen Umfeld einen inneren Monolog gegen sein Gewissen. Aber in beiden Fällen handelt es sich bei den Protagonisten äußerlich um uninteressante Personen, was sich auch in ihrem Denken und Geltungsbewußtsein direkt oder indirekt spiegelt und werden sie vor Situationen gestellt, in denen sie eine Entscheidung treffen müssen. Es gibt auch bezüglich Aufbau und Ablauf der Handlung einige Parallelen, aber die seien hier nicht weiter ausgeführt.
Zweitens: 2064.
Arjouni blickt vom Jahr 2005 in das Jahr 2064. Kann man machen. Aber dann sollte man nicht so weit ins Detail gehen, um die weitere Entwicklung zu glaskugeln, denn bereits fünf Jahre später ist klar: so wird's nicht kommen. Bereits jetzt ist bereits wieder so viel Detailwissen aus dem öffentlichen Bewußtsein verschwunden, daß man davon ausgehen kann, daß bereits in naher Zukunft kaum jemand mehr nachvollziehen kann, auf welcher Grundlage Arjouni seine Zukunftsvision aufgebaut hat. Der Roman an sich hätte die Zusammenfassungen der Ereignisse vergangener Jahr(zehnt)e auch gar nicht nötig gehabt, insofern sind sie vielleicht ein nettes Gedankenspiel, mehr aber eben auch nicht.
Bitte nicht falsch verstehen: der Roman ist sicher nicht verkehrt und Arjouni selbst liest ihn auch sehr ordentlich, aber für die Ewigkeit ist er nicht gemacht, dazu mangelt es ihm an Originalität und Tiefe. Aber für ein einfaches Nebenbei ist er gut geeignet.
Gruß
Skywise