Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Evil« (4. Juli 2006, 11:18)
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Berlin - Auch das erfolgreiche italienische Störfeuer gegen Torsten Frings soll Fußball-Deutschland beim Sturmlauf zum vierten WM-Titel nicht aufhalten.
Bundestrainer Jürgen Klinsmann muss nach der Sperre seines Defensiv-Chefs im Mittelfeld zwar eine erhebliche Schwächung im Halbfinal-Klassiker der dreimaligen Weltmeister verkraften, aber sein fester Glaube an die achte deutsche Final-Teilnahme war auch durch die unerwartete FIFA-Entscheidung nicht zu erschüttern. "Die Stimmung bei uns ist sehr konzentriert und fokussiert auf die nächste Hürde Italien, die wir nehmen wollen und nehmen werden", sagte der Bundestrainer.
"Die Mannschaft wird jetzt Flügel bekommen, dass Torsten Frings zu seinem Endspiel kommt. Es wird ein großer Ansporn sein für Trainer und Mannschaft", sagte der Geschäftsführende DFB-Chef Theo Zwanziger. "Jetzt erst recht", lautet nach der Frings-Sperre das Motto im deutschen Lager vor dem Giganten-Duell in der Festung Dortmund. Die Teamkollegen wollen für den 29 Jahre alten Frings, der sich unschuldig fühlte und am Boden zerstört war, kämpfen. Denn im Finale dürfte er laut FIFA "auf Bewährung" wieder dabei sein. "Die Mannschaft ist heiß, sie will mehr, sie will ins Finale", sagte Michael Ballack kämpferisch. Tim Borowski oder Sebastian Kehl stehen als Ersatzmänner für Frings parat.
Der von der medizinischen Abteilung ebenso wie Miroslav Klose wieder fit gemachte Ballack kann es gar nicht abwarten, den Italienern auf dem Platz mit sportlichen Mittel die Grenzen aufzuzeigen. Geradezu genüsslich erinnerte der Kapitän an die schmachvollen Fußball-Lehrstunden vor vier Monaten, als er im März zunächst mit Deutschland in Florenz und anschließend mit dem FC Bayern München beim AC Mailand jeweils mit 1:4 untergegangen war. "Die Italiener sind ein sehr starker Gegner. Sie haben uns klar dominiert, auch im Vereinsfußball. Wir haben eigentlich keine Chance. Alle Vorzeichen sprechen für sie - das ist wunderbar", sagte der Mittelfeldstar lächelnd und mit unverhohlener Kampfeslust.
Die Hoffnungen gegen die Squadra Azzurra, gegen die noch keine deutsche Nationalelf bei einer WM gewinnen konnte, ruhen auf dem enorm gewachsenen Vertrauen in die eigene Stärke und der grandiosen Heimbilanz in Dortmund. "Wir haben eine Wand im Rücken, die uns bis zur letzten Minute unterstützen wird - egal, wie es steht", betonte Ballack. In Dortmund wurde noch nie ein Länderspiel verloren.
"Es wird von der Atmosphäre ein Spiel sein, dass Deutschland noch nicht erlebt hat", prophezeite Lokalmatador Christoph Metzelder. Die Emotionen dürften nach der Bestrafung von Frings noch höher schlagen, auch wenn Klinsmann mit öffentlichen Kommentaren kein weiteres Öl ins Feuer gießen wollte. "Wir nehmen es so, wie es kommt. Polemik gehört vor einem WM-Halbfinale zum Spielchen dazu."
Klinsmann will sich auch ohne Frings nicht vom eingeschlagenen Titelkurs abbringen lassen. "Wir sind voller Eifer und Elan, wir lassen uns nicht stoppen. Wir sind nach sechs Wochen Arbeit absolut überzeugt, dass wir die zwei größten Hürden auch noch meistern werden", erklärte der 41-Jährige. Seine Titelmission soll nicht, auf den Tag genau 52 Jahre nach dem "Wunder von Bern" enden, sondern erst am 9. Juli in Berlin nach dem Endspiel mit dem goldenen Weltpokal in den Händen.
Nachdem sich auch Ballack und WM-Topschütze Klose fit meldeten, reduzierten sich die personellen Gedankenspiele innerhalb des Trainerstabes auf eine Lösung für die Frings-Position. "Wir sind auf alle Situationen vorbereitet", versicherte Klinsmann, der in dem vielseitig verwendbaren Borowski sowie dem Spezialisten Kehl zwei Kandidaten für die Position neben Ballack zur Verfügung hat. Der Kapitän traut beiden die Aufgabe an seiner Seite zu: "Tim hat bisher sehr gute Leistungen gezeigt. Aber wenn Sebastian reinkommt, kann er das genauso gut spielen. Da ist mir überhaupt nicht bange", sagte Ballack. "Wir planen immer, dass alle Gewehr bei Fuß stehen", betonte auch Klinsmann.
Weder personell noch taktisch gibt es darüber hinaus Anlass zu Veränderungen, wie Ballack betonte: "Die Mannschaft funktioniert." Auch die Regeneration habe ausgereicht, um notfalls wieder 120 Minuten gehen zu können. "Alle Spieler haben aufgetankt, um wieder Vollgas zu geben", erklärte Ballack. Klinsmanns Ziel ist es, auch den starken Italienern das eigene, nach vorne ausgerichtete Spiel aufzudrücken. "Die Spielweise wird so bleiben, wir leben sie."
Klinsmann und Ballack warnten aber eindringlich davor, dass in einem womöglich ähnlichen Geduldsspiel wie gegen Argentinien die kleinste Schwäche entscheidend sein könnte. "Wir dürfen uns keine Fehler und Aussetzer erlauben - da ist man sofort draußen", sagte der Kapitän. Und der Bundestrainer ergänzte: "Jetzt sind wir bei der Crème de la Crème dabei, da werden Fehler bestraft."
Klinsmann vertraut darauf, dass die Abwehr um Per Mertesacker und Metzelder auch Italiens Torjäger Luca Toni an die Kette legen wird. "Wir lassen fast gar keine Chancen mehr zu", stellte er befriedigt fest. Im Angriff forderte der ehemalige Weltklasse-Stürmer (11 WM- Treffer) weitere Tore von Klose (10), der ihn in der Rangliste der erfolgreichsten deutschen WM-Torschützen vom zweiten Platz hinter Gerd Müller (14) verdrängen soll. "Er muss mich einholen und sogar an mir vorbeiziehen", befahl Klinsmann.
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