Sie sind nicht angemeldet.

1

Samstag, 21. Februar 2004, 10:23

DREAMCATCHER - Rezi



Als sich Stephen King nach seinem folgenschweren Unfall im Juni 1999, als ein gewisser Bryan Smith mit seinem Lieferwagen den Autor nahe seines Sommersitzes in Lovell Maine anfuhr, schwer verletzte und sich dieser nur langsam wieder erholte, nahm er trotz erheblicher Schmerzen seinen Roman „Duddits“ org. „Dreamcatcher“ wieder auf, der vor den unglücklichen Ereignissen schon im Planungsstadium war.
Mit Stift und Papier bewaffnet, da es für ihn im damaligen Zustand unmöglich war sich vor den Computer zu setzen, widmete sich King gerade so lange dem Buch, bis immer wieder allzu große Schmerzen ein Weiterschreiben unmöglich machten.

Dies alles war der Geschichte um die vier Jugendfreunde, die sich alljährlich zu einem Jagdausflug in einer abgelegenen Hütte in den Bergen treffen zweifellos anzumerken. Der Schreibstil veränderte sich teilweise radikal, und war für mich erst wieder mit King in Verbindung zu bringen, als er zur Jugendzeit der Protagonisten zurückkehrte, und dies wieder ein wenig an seine besten Werke wie „Es“ erinnerte.
Dementsprechend zählt das Buch auch nicht unbedingt zu Kings allerbesten Storys, was sicher auch daran lag, dass sich hier der Meister ein bisschen zu sehr zu einer Hommage an die Science-Fiction–Invasionsfilme wie etwa „Krieg der Welten“ hinreisen ließ, die er in seiner Jugend geradezu verschlang.

Relativ kurz nach erscheinen von „Duddits bemühte sich das auf King-Verfilmungen spezialisierte Studio Castle Rock um eine Adaption des Stoffes, die dann auch unter dem Originaltitel „Dreamcatcher“ ziemlich zügig in die Wege geleitet wurde.
Ich für meinen Teil wunderte mich noch, wie so ein – in meinen Augen – schwierig zu verfilmendes Buch so rasch zu seiner Umsetzung kam. Und ich befürchtete schon, dass radikale Einschnitte in die Handlung vorgenommen würden.



Filmhandlung


Die vier Jugendfreunde – Henry, Beaver, Jornesy und Pete versammeln sich wie jedes Jahr ein paar Tage zu einem Jagdausflug in der Einsamkeit Mains. In ihrer Blockhütte in den tief verschneiten Bergen schwelgen sie in Erinnerungen an ihre Kindheit und vor allem an Duddits, einem geistig behinderten Jungen, der sie in jener Zeit mit einer ganz besonderen Gabe ausstattete, die sie seither verbindet.
Eines Tages als Beaver und Jornesy allein bei der Hütte zurückbleiben, da Henry und Pete in der Stadt Vorräte besorgen, läuft den zurückgebliebenen ein ziemlich verwirrter Mann in die Arme, dem es offensichtlich gar nicht gut geht.
Als sie ihn erst mal in die Wärme der Hütte genommen haben, behauptet der Fremde zwar nur etwas Schlechtes gegessen zu haben, doch Beaver beobachtet beunruhigt, wie sich etwas im Bauch des Mannes zu regen beginnt.

Unterdessen haben Henry und Pete ihre Einkäufe erledigt und versuchen - da sich ein Schneesturm zusammenzubrauen scheint - so schnell wie möglich wieder zu den Anderen zu stoßen.
Doch auf ihrer Rückfahrt zur Hütte kommt es zum Unfall, als urplötzlich eine Frau mitten auf der Fahrbahn erscheint. Als die beiden Freunde sich aus dem Wrack des Wagens zwängen, und nach der Frau sehen wollen, bemerken sie sehr schnell, dass mit ihr etwas ganz und gar nicht in Ordnung sein kann. In ihrem Unterleib beginnt es gewaltig zu rumoren.

Unterdessen in der Blockhütte im Wald: Fassungslos müssen Beaver und Jornesy mit ansehen, wie sämtliche Waldtiere in panischer Angst vor etwas unbekanntem flüchten. Als kurz darauf noch ein Hubschrauber auftaucht, der ihnen klarmacht, dass das Gebiet unter Quarantäne steht, ahnen die Freunde nichts Gutes.
Als die Beiden mitten in der Nacht nach ihrem Gast mit den Verdauungsproblemen sehen wollen, entdecken sie eine blutige Spur, die direkt ins Badezimmer führt. Als sie schließlich gewaltsam die Tür aufbrechen, erwartet sie eine wirklich unappetitliche Angelegenheit, die auch noch absolut tödlich ist…



Kritik


Eines muss ich den Machern gleich zu Anfang meiner Kritik zu gute halten, sie haben zumindest versucht eine adäquate Umsetzung der Erzählung von Stephen King hinzubekommen. Es wurden bis auf das überzogene Finale (auf der DVD gibt’s noch ein Original-Ende wie im Buch) so ziemlich alle relevanten Stellen aus dem Roman, von Regisseur Lawrence Kasdan übernommen. Doch erst mal der Reihe nach.
Genau wie schon im Buch, werden auch in der Filmumsetzung dem Zuschauer die Hauptpersonen nahe gebracht, die aber nicht unbedingt sehr glücklich sind, mit ihrem bisherigen Leben. Denn die Fähigkeit die sie in ihrer Kindheit von Duddits erworben haben, scheint ihnen nicht nur Freude zu bereiten. Danach geht es relativ schnell zu den Szenen, die ich schon im Roman am spannendsten fand.
Es sind die - nach meinem dafürhalten – atmosphärisch ungemein gelungenen Abschnitte, wenn der Schneesturm einzusetzen beginnt, und somit die unvergesslichen Momente in der Jagdhütte einläuten. Selbst diejenigen, die das Buch schon kennen, werden sich angesichts dieser Sequenzen im Badezimmer, das nächste Mal wohl selber genauer versichern, dass sich nichts unter dem Klodeckel befindet.
In diesen blutigen Minuten hat der übersinnliche Alien-Thriller dann auch seine beste Wirkung. Hier wird packendes Spannungskino das einen zweifelsohne nicht kalt lässt, mit einer gehörigen Portion Horror und auch nicht zu vergessen jeder Menge Komik geboten.

Wenn die Handlung allerdings zu Colonel Curtis (Morgan Freeman) und seiner außerirdischen Bekämpfungstruppe kommt, wird das dem einen oder anderen nicht mehr ganz so sehr behagen. Hier wird leider ein etwas chaotischer Invasions- und Seuchenplot dem Betrachter angeboten, der im Buch noch durchaus einen Sinn machte, hier aber leider teilweise etwas motivationslos wirkt.
Ein weiteres Kriterium das in Kings Roman eine Rolle spielte war das „Gedankenwarenlager“ in das sich Jornesy, nachdem in das Alien Mr.Gray übernommen hatte, zurückzog.
So werden sich Zuschauer die Kings Erzählung nicht kennen sicher schwer tun, wenn Jornesy seine Gedankenakten (sein Unterbewusstsein) vor dem außerirdischen Eindringling in Sicherheit zu bringen versucht. Zwar war es von den Filmemachern sicher mutig zu versuchen diese Komponente des Buches quasi als Metapher darzustellen. Doch im Streifen selber wirken diese Bilder mitunter leicht fehl am Platz und somit für viele sicher nicht immer verständlich. Für mich waren sie allerdings durchaus plausibel.

Die Actionelemente mit dem Angriff auf das Raumschiff sind allesamt routiniert eingefangen, dennoch bringen sie die Story im Grunde auch nicht viel weiter, sondern treiben nur die Produktionskosten in die Höhe. Die Computeranimierten „Kackwiesel“ und sonstiges Alien-Zeugs sind aber insgesamt recht gut in den Film integriert worden.
Die Schauspieler sind wie ich finde, ohne Ausnahme hervorragend ausgewählt und spielen passend zu ihren Rollen. Wobei der etwas übertriebene Charakter vom Colonel hier leider etwas nervt. Das war zwar im Buch stellenweise auch schon so, kam aber dennoch in geschriebener Form viel besser rüber.
Apropos übertreiben: Dem Romanschluss fanden die Macher wohl etwas fade, und drehten neben dem Original- Ende gleich noch ein Actiongeladenes, reichlich abstruses Finale mit. Dieses wurde dann unglücklicher weise dann auch verwendet. Den Buchschluss den ich - wie schon angedeutet - viel besser finde, kann man sich immerhin im Bonusmaterial der DVD einmal näher anschauen.



Fazit


Die teilweise rüde Schelte die an der Verfilmung geübt wurde, kann ich in diese Härte deshalb keineswegs nachempfinden. Und mit dem Attribut - einer der schlechtesten Filme des zu Ende gehenden Jahres, wie er hier auch schon bezeichnet wurde, sollte man auch nicht gleich vorschnell bei der Hand sein.
Lawrence Kasdan inszenierte einen recht spannenden Genrestreifen, der erstaunlich viele Motive aus Kings Romanerzählung beinhaltet. Insgesamt gesehen bietet er trotz aller von mir eingestandenen Kritik, doch noch jede Menge Unterhaltung und Spannung. Er dürfte jedenfalls einen guten Mittelfeldplatz in der langen Reihe der - was die Qualität anbelangt - recht unterschiedlichen King-Verfilmungen einnehmen.
Mein Tipp deshalb: Leute die sich den Streifen noch nicht angesehen haben, sollten sich - so weit das noch möglich sein sollte – vorbehaltlos vor den Fernseher klemmen, und ihn sich in aller Ruhe einmal anschauen. Wer weiß, vielleicht hatte ich ja doch nicht ganz Unrecht mit meiner etwas wohlwollend ausfallenden Meinung.



Anmerkung zur DVD-Version:

Leider bietet Warner dem deutschen DVD-Fan eine zur Code 1 Version leicht abgespeckte Variante an. So sucht man auf dem Silberling zum Beispiel ein Making of vergebens. Für Liebhaber des Autors dürfte daher das 8 Minuten Spezial Dreamwriter am interessantesten sein. Stephen King erzählt etwas zur Entstehung der Geschichte, die ja durch die besonderen Umstände seines Unfalls geprägt waren.
Danach gibt es noch eine Zusammenstellung der visuellen Effekte, nicht verwendete Szenen und die Trailer vom Film. Weiteres Zusatzmaterial gibt es nur noch auf PC mit DVD-ROM-Laufwerk. Fans sollten hier aber auf alle Fälle einen Blick riskieren.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »blair_110« (21. Februar 2004, 10:33)


Evil

second sight

Beiträge: 775

Wohnort: insufficient data!

  • Nachricht senden

2

Dienstag, 16. März 2004, 21:00

Die Aliengeschichte kann ma ja fast nicht mehr hören, aber trotzdem gelungener Film, will ich doch meinen. Vor allem sehr lobenswert daß Thomas Jane (Deep Blue See) ne Hauptrolle hatte.

3

Mittwoch, 17. März 2004, 13:15

Ich fand den film eigendlich super, bis dann die Infantrie kam und ab da wurde der film schwach!!
bis schneesturm und klo usw alles SUPER.. aber anach wurde es wirklich...sagen wir mal komisch !!!