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Dienstag, 15. April 2008, 06:28

Die amerikanische Hörspielszene

Ich habe mich in den letzten Monaten intensiv mit der amerikanischen Hoerspielszene befasst und tummele mich auch in ein paar US Hoerspiel Foren und muss sagen, dass die Szene hier recht dynamisch ist, und eine Reihe von begeisterten Mitglieder hat. Da es hier bei den Hoerspiel-Freunden zwei Threads bzgl. "Deutschland - Hoerspielland Nr. 1" und "Englischsprachige Hoerspieltipps" gab, poste ich mal hier meinen bisherigen Eindruck. Wenn ich etwas lernen will, dann schreibe ich einen Bericht. Das ist meine Art zu lernen. Hier ist mein bisheriger Bericht ueber die amerikanische Hoerspielszene. Ich werde hier auch hin und wieder mal ein Update posten

Hoerspielszene in den USA:
Als ich zum ersten mal in die USA kam, dachte ich, dass die amerikanische Hoerspielszene tod ist. Aber das war eine schwere Fehleinschaetzung. Das passiert wenn man seine eigenen kulturellen Ansaetze auf andere Kulturen uebertraegt. Es stimmt schon, dass das kommerzielle Hoerspiel, wie wir es in Deutschland kennen, hier nicht stark vertreten ist, aber es gibt eine Dynamik und Begeisterung hier, welche der in Deutschland in nichts nachsteht und meiner Meinung nach sogar weitgestreuter ist als in Deutschland. Sie ist halt nur anders und auf diese Kultur zugeschnitten. Aber erst mal zurueck zu den Anfaengen.

Das goldene Zeitalter:
In den USA gab es bis vor einem halben Jahrhundert eine sehr ausgepraegte Radiohoerspielkultur wie sie auch in Deutschland und England verbreitet war. Das amerikanische Radiohoerspiel gab es sogar viel frueher und viel umfangreicher als bei uns in Deutschland. Beispiele fuer diese fruehen Hoerspiel-Schaetze sind die “A Baker Street Dozen”, eine Reihe von 12 Sherlock Holmes Geschichten von 1953, die mit einer genialen Crew z.B. Orson Welles als Moriaty sehr erfolgreich waren.

http://www.highbridgeaudio.com/bakerstreetdozen.html

Desweiteren gibt es viele Serien und Hoerspiele zu Filmen, wie Captain Blood (gesprochen von Errol Flynn und Olivia de Havilland). Es gibt auch einige Philip Marlow Hoerspiele mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle. Absolut klasse. Man denke auch an den absoluten Hoerspielklassiker “War of the Worlds” in dem ein Radiohoerspiel so real aufgezogen wurde, das ganze Scharen von Hoerern in Panik vor den angeblichen Aliens geflohen sind. Also es gab eine absolute Bluetezeit des amerikanischen Hoerspiels und das goldene Zeitalter waren die 40er und 50er Jahre.

Jedoch ist in den USA mit der Einfuehrung und Verbreitung des Fernsehens das Radio-Hoerspiel zum Ende der 50er/Beginn der 60er Jahre fast ausgestorben. Das Fernsehen wurde in den USA viel breitflaechiger und viel frueher eingefuehrt als in Deutschland oder England. Deshalb hat das Fernsehen das Hoerspiel in den USA fast voellig verdraengt. Jedoch ist der Hoerspielboom in Europa zeitverzoegert eingetreten. Und waehrend es in Grossbritannien und Deutschland den oeffentlich rechtlichen Rundfunk gab, die Hoerspiele weiterhin (vom Staat finanziert) erfolgreich produzierten , gab es in den USA keinen oeffentlich rechtlichen Rundfunk und das Radio-Hoerspiel in den USA fiel in einen Winterschlaf, aus dem es erst jetzt (Anfang des neuen Jahrtausends) langsam wieder erwacht (Satelitenradio – es gibt einen eigenen Hoerspielsender). Und in der Zwischenzeit (bis vor ca. 10 Jahren) wurde im Radio nur sehr wenig nenneswertes produziert (Ausnahmen siehe unten).

1970 wurde der oeffentliche und zum Grossteil von oeffentlichen Geldern und Spenden finanzierte Sender NPR (National Public Radio) gegruendet, der eine Show mit dem Namen Earplay ins Programm nahm, welches bis 1981 klassische Stuecke als Hoerpspiel produzierte. Der Anteil dieser Sendung an der Wiederauferstehung des Hoerspiels in den USA kann nicht ueberbewertet werden. Es ist auch interessant, dass ein Grossteil der Verantwortlichen fuer diese neuen Hoerspiele europaeische Erfahrung hatten und von den britischen und deutschen Radiohoerspielen der 50er und 60er profitierten. Somit kam der Boom der 40er und fruehen 50er Jahre erst von den USA nach Europa und dann Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre schwappte die Hoerspielbegeisterung wieder zurueck.
NPR nahm auch eine Sendung mit dem Namen NPR Playhouse ins Programm. Im Rahmen dieser Serie sind einige sehr gute Hoerspiele entstanden, unter anderem The Hobbit und alle drei Teile des The Lord of the Rings (insgesamt 13 CDs fuer alle vier Buecher). Die Folgen unterscheiden sich von den BBC Hoerspielen und haben ihren eigenen Charakter und haben sehr eindringliche und unvergessliche Lieder.

http://www.highbridgeaudio.com/jrrtolcol.html

Noch erfolgreicher waren jedoch die Star Wars Hoerspiele die nach 1981 im Zuge des Erfolgs der Kinofilme produziert wurden. In ueber 13 Stunden (13 CDs) wurden die Episoden IV, V und VI in viel mehr Detail dargestellt, als die Filme, was den Markt mit dem Wissensdurst der Star Wars Fans genau getroffen hatte. Die Folterszene, in der Darth Vader Prinzessin Leia foltert ist einmalig.

Brian Daley hat die Filmvorlagen aufs Hoerspiel umgeschrieben und John Madden hat Regie gefuehrt. Die Sprecher waren teilweise die Schauspieler aus den Filmen, z.B. Mark Hamill als Luke und Anthony Daniels als C3PO. Zusammen mit den genialen Musiken und Soundeffekten aus den Filmen waren diese Hoerspiele ein absoluter Erfolg. Diese Hoerspiele waren ein grosser Durchbruch, da bis dahin kaum einer an einen neuen Erfolg von Radio-Hoerspielen geglaubt hatte. Doch im Durchschnitt haben ueber 750,000 Hoerer den verhoerspielten Abenteuern von Luke, Han and Leia am Radio zugehoert.

Im Laufe der naechsten beiden Jahrzente sind noch einige weitere Star Wars Hoerspiele entstanden, u.a. die Dark Forces Triologie, Tales of the Jedi und Dark Empire I und II (alle Folgen sind ca 2 Stunden lang). Sie wurden alle von HighBridgeAudio auf CD herausgebracht. Hier ist eine Uebersicht:

http://www.highbridgeaudio.com/starwars.html

ERNEUTER NIEDERGANG:
Doch finanzielle Probleme (hervorgerufen durch Praesident Reagans drastische oeffentliche Ausgabenkuerzungen fuers oeffentliche Radio), haben dazu gefuehrt, dass z.B. The Return of the Jedi viel kuerzer wurde als die ersten beiden Folgen (waehrend “A New Hope” noch 7 CDs hatte, gab es fuer “Return of the Jedi” aus Budgetgruenden nur 3 CDs.
Auch die Reihe NPR Playhouse wurde wieder eingestellt und damit waren diese oben genannten schon die wichtigsten Hoerspiele der 70er und 80er. Der Hoerspielmarkt verfiel wieder in seinen Winterschlaf und wurde von dem Publikum strikt vernachlaessigt und es gab kaum nennenswerte Produktionen. Nur noch Idealisten haben Hoerspiele produziert. Vor allem um Theater haben sich Schauspielgruppen zusammengetan und haben Hoerspiele produziert.

Die wohl wichtigste neue Produktionsfirma war das 1973 gegruendete “The Colonial Theatre on the Air” das tapfer weitermachte aber mehr aus Idealismus als aus irgendeinem anderen Grund. Leben konnte man davon kaum. Somit hat sich das Hoerspiel so immer am Limit durchgeschlagen. Es gab ein paar wenige sehr gute Produktionen, aber da man davon nicht leben konnte, war das eher die Ausnahme.

WIEDERAUFERSTEHUNG:
Erst im Zuge des Hoerbuch Booms in den 90ern haben sich mehr und mehr unabhaengige Produzenten an neue Hoerspielproduktionen gewagt. Sie wollten eine neue Nische finden und haben daher versucht das Hoerspiel neu zu positionieren. Daher gibt es auch heute so viele verschiedene Namen fuer was wir in Deutschland “Hoerspiel” nennen.

WAS HEISST HOERSPIEL AUF ENGLISCH?
Mit “Old-Time-Radio” wird auf die goldene Zeit des Hoerspiels in den USA verwiesen bevor es das Fernsehen gab (40er und 50er). Manche nennen das Hoerspiel auch heute noch “Radio Drama” oder “Radio Theater” basierend auf den Anfang der Hoerspiele im Radio. Aber das ist fuer die neuen Produktionen nicht mehr unbedingt der Fall und deshalb nicht mehr 100% korrekt. Manche haben mit dem Begriff “Audio Movies” versucht an den Erfolg von Hollywood Filmen anzuknuepfen. Andere wiederum haben versucht Hoerspiele als Alternative zum klassischen Theater zu definieren und dem Hoerspiel Serioesitaet zu geben. Daher Begriffe wie “Audio Drama”, “Audio Theater”, “Theater of the Mind”. Allgemeinere Bezeichungen fuer Hoerspiele sind z.B. “Full Cast Audio” oder “Full-Cast Dramatization”. Der Begriff “Full Cast” wird benutzt um zu beschreiben, dass da nicht nur einer liest sondern, dass da eine ganze Sprechercrew am Werke war. Dieses ist nur eine Auswahl von den vielen Bezeichnungen fuer das, was wir in Deutschland Hoerspiel nennen. Insgesamt wird von vielen Produzenten der Begriff “Audio Theatre” bevorzugt, da er aussagt, dass verschieden Rollen gespielt werden und es gibt dem ganzen auch eine gewisse Menge an Serioesitaet vom Theater. Das Problem in Deutschland, dass man Hoerspiele leider immer noch als etwas fuer Kinder sieht, gibt es hier nicht. Es wird stattdessen als etwas altmodisches angesehen, so als wenn man einen Oldtimer faehrt, waehrend man einen neuen Wagen (Fernsehen) fahren koennte. Warum soll man auf das Bild (im Film) verzichten? Diese Meinung ist immer noch weit verbreitet und der Vorteil der Visualisierung beim Hoeren wird von der Bevoelkerung nicht sehr geteilt. Insgesamt hat sich jedoch jetzt der Name “Audio Drama” fuer das deutsche Wort Hoerspiel durchgesetzt.
Viel kommerziellen Erfolg hat jedoch kaum einer der neuen Labels gehabt. Es gibt eigentlich nur eine handvoll nenneswerte Labels (siehe unten), wobei zwei meiner Meinung nach die aktuell qualitative Spitze darstellen. Diese beiden heissen “The Colonial Theatre on the Air” und “Hollywood Theatre for the Ear”. Diese beiden kommen aus der Tradition des Theaters und haben damit angefangen, klassische Theaterstuecke auf der Buehne zu verhoerspielen. Daher z.B. auch der Name “Colonial Theatre on the Air”, da die Hoerspiele wirklich auf der Buehne des Colonial Theatres aufgenommen werden. Diese wurden dann teilweise im Radio gesendet und eine Haupteinnahmequelle ist die Verwertung dieser klassischen Stuecke in Bibliotheken, da private Personen Hoerspiele immer noch nicht kaufen mochten. Daher gibt es Hoerspiele nun auf CD oft als Bibliotheksausgabe und als Privatausgabe zu kaufen. Das Angebot wird jedoch langsam breiter und populaere Buecher werden als Hoerspiele produziert, jedoch wird auch heute noch sehr oft die lobenswerte Tradition gepflegt, dass die Hoerspiele meistens von einer kompletten Sprechercrew simultan in einem Theater eingesprochen werden. Also wirklich Theater fuer die Ohren und nicht nachtraegliches uebereinandermischen der Sprecher. Oft wird also das Hoerspiel wirklich auf der Buehne mit der kompletten Sprechercrew aufgenommen was die Dynamik der Konversationen natuerlich sehr stark beeinflusst. Nachher wird dann noch geschnitten und Musik und Sound eingemischt.

VERKAUF:
Wenn es ein Label wirklich geschafft hat, dass es kommerzielles Interesse an deren Produktion gibt, dass geht der Verkauf von Hoerspielen heutzutage hauptsaechlich ueber Online Haendler. Da ist natuerlich Amazon.com ein Hauptspieler. Aber ein andere hat alle anderen nenneswerten Labels im Programm. Blackstone Audio hat eine grosse Bandbreite an Hoerspielen von allen nenneswerten Labels. Diese gibt es entweder als CD, als MP3-CD, als Download oder als Bibliotheksausgabe zum kaufen.

Der MP3 Verkauf boomt hier auch und viele alte Hoerspiele werden gar nicht mehr auf CD sondern nur noch als MP3 Download oder als MP3 CD angeboten (z.B. alle 52 Horatio Hornblower Folgen auf einer CD als MP3 Dateien).

PRODUKTIONSSTUDIOS:
Zu sagen, dass der amerikanische Hoerspielmarkt tod ist, wuerde hier von sehr vielen freischaffenden Kuenstlern als Beleidigung aufgefasst werden. Es ist richtig, dass das kommerzielle Hoerspiel wie wir es aus Deutschland kennen (Europa, STIL, Titania, etc.) hier sehr schwach vertreten ist. Aber es gibt eine Reihe von sehr guten Hoerspielgruppen und begeisterten die Hoerspiele produzieren und das auch teilweise auf sehr hohem Niveau. Vor allem gibt es eine Reihe von sehr guten Gruppen aus Theaterschauspielern, die Stuecke akustisch spielen. Diese Gruppen haben sich um Theater in einer Stadt oder Region gebildet und die Aufnahmen werden oft direkt auf der Buehne mit verschiedenen Spielern aufgenommen. Das gibt eine sehr gute Akustik und Dynamik. Man hat die Raeumlichkeiten, die Technik, die Talente, die sowohl spielen als auch sprechen koennen. Also die Infrastruktur ist da und kann genutzt werden.

The Colonial Theatre on the Air
Das in meiner Hinsicht besten Hoerspiellabel in den USA ist “The Colonial Theatre on the Air”. Es wurde von Regisseuren und Schauspieler des gleichnamigen Theaters gegruendet und sie schreiben Stuecke fuers Hoerspiel um und die Theaterschauspieler spielen ihre Rolle auf der Buehne, und es wird dann aufgenommen um es mit Effekten und Musik zu untermalen. Sie haben angefangen mit Geschichtshoerspielen zur amerikanischen Geschichte und die wurden dann in Souvenierlaeden verkauft. Jerry Robbins ist inzwischen ein sehr guter Bekannter von mir und er hat mir erzaehlt, wie er am Anfang von Souvenierladen zum naechsten ging um seine Geschichtsbuecher zum Buergerkrieg an den Mann zu bekommen. Das hat geklappt und sie konnten sich mit viel Idealismus und viel Durchhaltevermoegen ueber Wasser halten. Inzwischen haben sie sich zum Primus der US Szene entwickelt. Sie sind eines der wenigen Labels, die kommerziellen Erfolg haben.

http://www.colonialradio.com/

Das Label wird geleitet von:
Jerry Robbins – Writer, director, producer
Jeffrey Gage – Music Director
Nancy Curran Willie – Director
Chris Snyder – Producer

Selbst Ray Bradbury ist von Colonia’s Arbeit so ueberzeugt, dass er bei Jerry angerufen hat und ihm die Rechte fuer ein paar seiner Buecher kostenlos zur Verfuegung gestellt hat. Er arbeitet da auch als Berater mit.
Herausragende Hoerspiele sind:

CAPTAIN BLOOD – 6 CD Hoerspiel um die legendaere Geschichte, die schon mit Errol Flynn verfilmt wurde. Absolut geniales Hoerspiel. Hier gibt es eine Hoerprobe:

http://www.blackstoneaudio.com/audiobook.cfm?id=3852&mp3=1

Das Teil gibt es uebrigens bei BOL.de fuer nur 13,99 Euro. Geschenkt!!!

http://www.bol.de/shop/home/suchartikel/…l?jumpId=124046

POWDER RIVER – Eine Western-Hoerspiel Serie mit bisher ueber 60 Folgen. Sehr gut gemacht und absolute fesselnd.

THE LEGEND OF SLEEPY HOLLOW – Grusel-Hoerspiel

GETTYSBURG – 210 Minuten historisches Hoerspiel ueber die beruehmte Schlacht. Sehr detailliert und historisch genau.

ALAMO – 87 historisches Hoerspiel ueber den beruehmten Kampf der Texaner gegen Mexico.

THE BLOCKADE RUNNERS – 70 Minuten Hoerspiel basierend auf die Jules Verne Vorlage

PATER BROWN – Hoerspiele wie die von Maritim. Bisher 8 Folgen, die auf CD erschienen sind. Vier weitere sind gerade aufgenommen.

Ray Bradbury war so angetan von Colonials Arbeit, dass er bei Jerry angerufen hat und ihm die Rechte fuer ein paar seiner Werke ohne Entgeld angeboten hat. Es gibt schon zwei geniale Werke und ein weiteres ist in Arbeit. SOMETHING WICKED THIS WAY COMES und DANDELION WINE sind die beiden Bradbury Stories von Colonial.

Sie haben gerade eine 2 CD Version von Zorro und ein Hoerspiel mit Allan Quatermain “King Salomon’s Diamonds” produziert. Die kommen demnaechst auf Satelitenradio und dann auf CD.

Also da ist einiges in Bewegung und der kommerzielle Erfolg ist inzwischen sichtbar und da ist Colonial wohl eines der ganz wenigen Studios in den USA, die das geschafft haben.

The Hollywood Theater of the Ear
Waehrend ich The Colonial Theatre on the Air als das aktuell beste auf dem Markt ansehe, ist ein anderes unabhaengiges Produktionsstudio “The Hollywood Theater of the Ear” auch sehr gut:

http://www.irasov.com/hte.htm

Yuri Rasovsky ist der Produzent und Regisseur und er hat schon in den 70ern und 80ern Pionierarbeit geleistet hat, unter anderem mit dem National Radio Theatre of Chicago. Sein neues Label “The Hollywood Theater of the Ear” wurde 1993 gegruendet und ist eine Firma, die nicht auf Gewinn arbeitet sondern alles spendet was ueber den Ausgaben liegt.
Sie haben viele klassische Stuecke der griechischen Literatur fuer Bibliotheken als Hoerspiele insziniert. Die bisherigen Hauptwerke sind:
2000x – Eine Serie von 40 Episoden (zusammen mit NPR produziert), die 40 utopische Kurzgeschichten von namhaften SF Autoren verhoerspielten.

THE CABINET OF DR. CALIGARI – Schaurige Geschichte.
SWEENEY TODD – Eine gruselige Geschichte basierend auf einem Theaterstueck. Blutig und schaurig mit genialer Musik.
THE SHERLOCK HOLMES THEATRE – Zwei Hoerspiele zu den beiden von Sir Arthur Conan Doyle geschriebenen Sherlock Holmes Theaterstuecken.
THE ORESTEIA - Griechischer Klassiker
THE ODYSSEY OF HOMER – Die Geschichte der Odyssee in einem 8 Stunde Hoerspiel
TALES FOR A STORMY NIGHT – Sammlung schauriger Gruselgeschichten von Edgar Allen Poe, Lovecraft, Stevenson.

Andere Studios
Die Atlanta Radio Theatre Company unter Produzent Dirk Maggs hat einige Heinlein und Lovecraft Hoerspiele herausgebracht. Er hat auch an den “Per Anhalter durch die Galaxis” Hoerspielen der BBC mitgearbeitet und hat auch 3 stuendige Hoerspiele ueber Batman und Supermann produziert.
Das irische Studio Crazy Dog Audio unter Poduzent Roger Gregg macht teilweise witzige, teilweise nachdenklich machende Hoerspiele. Mein bisheriger Favorit ist “Infidel”. Ein 2 Stunden Hoerspiel welches zur Zeit der Kreuzzuege spielt und sich kritisch mit dieser Zeit auseinandersetzt. Ein absoluter Knaller, genial produziert und kostenlos aus dem Netz (legal) zum runterladen als Podcast. Sie haben auch noch mehr gemacht. Nennenswert ist da “The Salmon of Blackpool”, welches nachdenkliches, und kritisches in unserer Zeit wiederspiegelt. Eine moderne Version des "Tod eines Handlungsreisenden:".

Decoder Ring Theatre unter lebt alleine von Spenden, die Fans nach dem Hoeren dem Studio zufliessen lassen. Alles ist kostenlos auf der Webseite zum Download. Serien wie Red Panda, Black Jack Justice kommen in regelmaessigen Abstaenden neue Folgen und haben eine treue Hoererschaft.

Dann gibt es noch eine Reihe von kleinen Gruppen von Idealisten, die Hoerspiele machen, aber denen ist der kommerzielle Erfolg bisher verwehrt geblieben. Die veroeffentlichen oft sehr gute Fanprojekte als kostenlose Downloads oder Podcasts via RSS Feed.

Also insgesamt eine Szene, die sehr wenige professionelle Labels hat, die wenig Geld verdienen und sich bisher hauptsaechlich auf die Vertonung von Klassikern spezialisiert. Eigens fuers Hoerspiel geschriebenes gibt es hier eher selten.

PODCASTS:
Das Internet und der Computer ist das Studio des kleinen Mannes. Es gibt eine sehr dynamische und lebendige Hoerspielszene, die ihre Arbeiten als Podcast oder als RSS Feed anbieten. Und man sollte die Qualitaet dieser Amateurhoerspiele nicht unterschaetzen. Eininge liefern Spitzenproduktionen ab.

Und da es Amateurproduktionen sind, sind sie frei sich beruehmter Vorlagen zu bedienen. Z.B. gibt es da James Bond, Indiana Jones, Star Wars, Conan und andere Hoerspiele.

Vor allem das Indiana Jones Hoerspiel “Indiana Jones and the Well of Life” von Pendant Audio ist absolute klasse. Die Musik, die Sprecher, die Story … klasse. Und wer haette gedacht, das jemand Sean Connery als Indy’s Vater so gut nachmachen kann.

Eine Serie in der Tradition von Twin Peaks ist Wormwood. Hier kann man sich bisher 24 Folgen gut gemachte Mystery kostenlos herunterladen.

http://wormwoodshow.com/

The Age of Swords ist ein technisch sehr gut gemachtes Fantasy-Hoerspiel, welches unverschaemt bei dem Herrn der Ringe klaut, aber es ist sehr unterhaltsam.

Broken Sea Audio ist voller Elan und Begeisterung dabei. Sie haben schon Hoerspiele zu Battlestar Galactica gemacht. Auch eine Lesung von Conan gab es schon. Im Moment arbeiten sie an einem Conan Hoerspiel “Conan and the Queen of the Black Coast”. Ich bin sehr gespannt.

Also Dynamik ist da und es gibt sehr, sehr viele Produktionen, halt nur nicht so wie bei und. Die US Hoerer wollen dafuer selten Geld ausgeben, also gibt es sie meist als Podcast, RSS Feed oder anderes. Eine sehr dynamische Szene, die viel Potential hat. Mal sehen wie sich das so entwickelt.

OLD TIME RADIO Produktionen:
Im Gegensatz zu Deutschland, haben Radiosprecher alter Radioproduktionen keine Ansprueche auf Geld, wenn ihre Produktionen auf CD herauskommen. Deshalb kann man sich fast alle noch erhaltenen OTR Klassiker auf MP3-CDs zum Aufwandspreis holen. Z.B. habe ich mir die 52 Horatio Hornblower fuer $5 auf MP3 CD (inkl. Porto) bestellt. Man kann sich auch CDs von Superman, Richard Diamond und vieles mehr bestellen. Ein Vorteil, wenn man die alten Sprecher nicht mehr bezahlen muss.

ZUSAMMENFASSUNG:
Hoerspiele sind in den USA kommerziell nicht so erfolgreich wie in Deutschland, aber die Produzenten sind voller Ideale, Kreativitaet und das Internet hilft ihnen, ihre Produkte an den Mann zu bringen. Einige Hoerspiele werden einfach umsonst auf den Webseiten angeboten und das Geld kommt dann per Werbung herein.

PS: Ich werde hier hin und wieder mal Updates posten mit Tipps zu neuen Hoerspielen.

irina

kriseninterventionsteam

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Wohnort: sanatorium

Beruf: datenschutzbeauftragte

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2

Dienstag, 15. April 2008, 07:57

das ist ja sehr informativ, vielen dank, cherusker! :)
»Alles, was Spaß macht, ist entweder unmoralisch, illegal oder macht dick. In besonders spaßigen Fällen alles auf einmal.« (Mae West)

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Mittwoch, 16. April 2008, 00:04

Wow, wirklich interessant.
Danke Dir für die Infos.
Ist es ein Vogel!? Ist es ein Flugzeug!? Nein, es ist................der Teddy!

dot

Reden ist Schweigen, Silber ist Gold

Beiträge: 843

Wohnort: Winzenbutzhausen

Beruf: Sozialpfleger / Psychiatrie

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4

Mittwoch, 16. April 2008, 08:54

Super Posting, wirklich sehr, sehr interessant!! :]

Vielen Dank für die informativen Einblicke, Cherusker :)
Gruß, dot

Waschbär

Am Institut für Strahlenkunde und Pendelistik

Beiträge: 1 353

Wohnort: Frisinga

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5

Mittwoch, 16. April 2008, 17:39

Danke für den überaus interessanten Einblick in die Geschichte der amerikanischen Hörspielproduktionen. :up:
Was andere Leute uns zutrauen, ist meist bezeichnender für sie als für uns.

Es würde nur sehr wenig Böses auf Erden getan werden, wenn das Böse niemals im Namen des Guten getan werden könnte.

Marie v. Ebner-Eschenbach

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Donnerstag, 17. April 2008, 21:38

Interessanter Einblick, Cherusker! Danke! :]

The iPhone is nothing more than a luxury bauble that will appeal to a few gadget freaks. In terms of its impact on the industry, the iPhone is less relevant. [...] Apple will sell a few to its fans, but the iPhone won't make a long-term mark on the industry.

Matthew Lynn, Published in Bloomberg, Jan 13, 2007

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Samstag, 21. Februar 2009, 07:17

Nicht unbedingt amerikanisch, aber englisch:

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Ein absoluter Knaller ist dieses Angebot, dass ich gerade gesehen habe. Die gesamte Sherlock Holmes Reihe der BBC (mit 64 CDs - alle 56 Kurzgeschichten und alle 4 Romane) in einer Box fuer nur $ 157.50. Das sind gerade mal 120 Euro oder gerade mal 1,89 Euro pro CD. Fuer diese genialen Sherlock Holmes Hoerspiele ein absoluter Knaller und ein ganz besonderes Geschenk fuer Sherlock Holmes oder Hoerspiel-Krimi Fans. Bei Amazon.de kostet dies fast 240 Euro. Also auf jeden Fall bei Amazon.com bestellen. Da spart man jede Menge Geld.

Ich habe mir die Hoerspiele vor ein paar Jahren in einer anderen Kiste gekauft. Die war meiner Meinung nach schoener als diese hier, aber auch teurer. Dieses neue Angebot ist das beste, das es bisher gibt. Zugreifen!!!

http://www.amazon.com/Complete-Conan-She…n/dp/1602830452


Quercus

Wilddieb

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Wohnort: Brandenburg

Beruf: Förster, der jetzt Förster ist :-)

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Samstag, 21. Februar 2009, 08:13

vielen dank für das posting, habe es noch nicht ganz durch, aber schon jetzt sehr spannend

hier ein link zu dem angesprochenen StarWars Hörspiel, ich habe davon bisher auch nur überschwängliche Meinungen gehört.
Es ist zur Zeit auch recht günstig in Deutschland zu bekommen.


[isbn]1598875809[/isbn]
"Du hast das Recht auf eine eigene Meinung, aber Du hast kein Recht auf eigene Fakten." Paul Romer

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William Shakespeare: "Wenn alle Leute nur dann redeten, wenn sie etwas zu sagen haben, würden die Menschen sehr bald den Gebrauch der Sprache verlieren."

9

Samstag, 21. Februar 2009, 14:57

Die Star Wars Hoerspiele sind auch sehr gut. Vor allem die Folterszene wo Darth Vader Prinzessin Leia foltert ist ganz schoen heftig.

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Montag, 7. März 2011, 16:28

Cherusker, herzlichen Dank für diesen schönen und interessanten Artikel, den ich nach fast drei Jahren gerne nochmal hervorhole!

Besonders interessant finde ich die Abschnitte über das Goldene Zeitalter des Hörspiels in den USA und den Abschnitt, der sich mit einem adäquaten englischen Begriff für das deutsche "Hörspiel" befasst. Als ich vor kurzem anfing mich auch für alte (kommerzielle) englischsprachige Hörspiele zu interessieren, habe ich mir auch einige Zeit den Kopf darüber zerbrochen welche englische Bezeichnung dem deutschen "Hörspiel" wohl am nächsten kommt. Letzendlich bin ich auch bei "Audio Drama" hängengeblieben.
Besonders überrascht war ich darüber, dass der amerikanische Markt für (kommerzielle) Kinderhörspiele viel größer war als ich erwartet hätte. Von der großen Anzahl an US-Labels, die Hörspiele für Kinder veröffentlichten, und auch von der Masse an Produktionen war ich ehrlich gesagt sehr überrascht, weil ich davor eigentlich auch davon ausgegangen war, dass Deutschland bzw. der deutschsprachige Raum das "Hörspielland Nr. 1" sei: Capitol Records, Columbia, Decca, Disneyland, Golden Record, Hanna-Barbera Records, Mercury Childcraft / Miniature Playhouse / Playcraft, MGM Records, Peter Pan, Power Records, RCA Victor / Camden, Riverside Wonderland...
Beim Vergleich der amerikanischen mit den deutschen Kinderplatten ist mir aufgefallen, dass in den USA der Anteil der reinen Kindermusik- & -liederplatten anscheinend viel größer war als in Deutschland und auch auf Storyteller-Schallplatten häufig Kinderlieder zum Mitsingen enthalten sind, was man bei den deutschen Kinderhörspielen aus den 60ern bis 80ern eher selten findet. Ebenfalls interessant fand ich, dass das Konzept des Read-Alongs, also dem Hörspiel mit Begleitbüchlein zum Mitlesen, das durch Verlage/Labels wie Bastei ("Wunderland der schönsten Märchen"), Fabbri ("Die Märchen dieser Welt"), Marshall Cavendish ("Erzähl mir war") oder Remus ja auch in Deutschland Einzug gefunden hat, in den USA scheinbar eine größere Verbreitung hatte.

Ich möchte gerne noch auf einen Zeitungsartikel der Los Angeles Times von 2005 verlinken, der sich ebenfalls mit der in den USA wiederaufflammenden Begeisterung für alte "Kiddie Records" (und Austausch übers Internet) befasst. --> Hier geht's zum Artikel "A fountain of youth for 78 rpm" der Los Angeles Times.