Studie: Zwei von drei Computernutzern wurden schon einmal laut
Viele Menschen brüllen ihre Computer an, sie schimpfen und fluchen, einige schlagen und treten auch nach ihnen und sind dabei nicht in der Minderheit, so das Ergebnis einer empirischen Untersuchung der Soziologin Marleen Brinks im Rahmen ihrer Magisterarbeit an der FernUniversität Hagen.
Brinks hat für ihre Abschlussarbeit rund 340 Menschen befragt, die beruflich mindestens 30 Stunden jede Woche am Computer arbeiten. Demnach sind zwei Drittel der Befragten gegenüber ihrem Computer schon einmal laut geworden - über 30 Prozent haben zumindest schon einmal nach der Maus geschlagen. Rund 1,5 Prozent der Befragten geben zu, ihren Monitor vom Tisch gestoßen oder den PC absichtlich fallen gelassen zu haben.
Brinks ist Diplom-Soziologin und arbeitet in München in der Markt- und Meinungsforschung. Neben ihrem Job studierte sie an der FernUniversität Soziale Verhaltenswissenschaften mit dem Schwerpunkt Arbeits- und Organisationspsychologie. Ihre Magisterarbeit zu dem ungewöhnlichen Thema betreuten Univ.-Prof. Dr. Gerd Wiendieck und Thomas Bartos (Institut für Psychologie).
Das Thema "Aggression gegen Computer" sei ein nahezu komplett unerforschtes Phänomen, so Brinks, die, wenn es sich irgend machen lässt, das Thema in einer Dissertation weiter ausleuchten möchte.
Bei ihrer früheren Arbeit in einer IT-Abteilung habe sie oft beobachten können, wie Kollegen ihren PCs gut zuredeten, sie lobten und streichelten, aber auch mit ihnen schimpften und zuschlugen, wenn diese den Dienst verweigerten. Die Forschungslage auf diesem Gebiet ist eher dürftig, "Technology Related Anger", also die Aggression gegen Technik, aber ein sehr breites Feld: Menschen ärgern sich über Fahrkartenautomaten, beschimpfen Scannerkassen, treten Autos und sie schlagen Computer.
Auf Grund ihrer Beobachtungen entwickelte Brinks drei Ausgangshypothesen: Menschen verhalten sich ihrem Computer gegenüber aggressiv, weil sie frustriert sind. Zudem sehen sie ihren PC nicht als Maschine, als Rechenknecht, sondern als Wesen. Aber auch Kollegen, die sich ähnlich verhalten, haben Einfluss, wie die Befragung bestätigte.
Danach reagieren Menschen aggressiv, wenn ihre Computer sie "behindern". Besonders heikel werde es, wenn Zeitdruck hinzukommt und ein wichtiges Ziel erreicht werden muss, der Computer aber nicht tut, was man will. "An Unkenntnis kann das nicht liegen, denn IT-Fachleute behandeln ihre PCs häufig ausgesprochen schlecht. Dahinter steckt wohl die Tatsache, dass viele Mitarbeiter Probleme mit ihren Computern auf PC-Betreuer und Administratoren abschieben", so Brinks. "Die Fachleute dagegen müssen sehen, wie sie mit Computern klarkommen, die entgegen aller Logik immer noch nicht tun, was die Benutzer wollen."
Aggression entstehe dabei seltener durch Bedienungsfehler als durch tatsächlich kaum erklärbares Fehlverhalten: wenn beispielsweise ein neu installiertes Programm andere Programme blockiert, wenn die Grafikkarte nicht mehr funktioniert oder nachdem man in den PC ein neues CD-Laufwerk eingebaut hat. Die Soziologin vermutet auch, dass Aggression desto schneller entsteht, je abhängiger man sich von dem Gerät macht.
Aber auch ein paar gut gemeinte Ratschläge hat Brinks parat: Während langer Lade- und Rechenzeiten sollte man deshalb beispielsweise am besten telefonieren oder lesen. In kritischen Situationen sollte man am besten einmal tief durchatmen und eine Runde um den Block gehen, um es anschließend noch einmal zu versuchen. "Der PC ist nicht gegen einen. Er ist nur eine Maschine."
Und viele vergessen immer wieder:
DAS PROBLEM SITZT IMMER VOR DEM RECHNER !