auch nicht auf wallace bezogen:
Für mich mittlerweile ein klares "ja", weil ich nichts mehr höre, ohne dem meine volle Aufmerksamkeit zu widmen. Im Kino unterhält man sich ja auch nicht nebenbei
wie definierst du denn "volle aufmerksamkeit"?
ich erwarte nicht, einem hörspiel selbst dann noch folgen zu können, wenn ich zwischenzeitlich in ein tiefschürfendes gespräch vertieft bin. davon rede ich auch gar nicht, sondern von geschichten, die so komplex sind, dass man ihnen trotz aufmerksamem zuhörens nicht mehr richtig folgen kann. wären alle hörspiele so, würde ich gewiss keine mehr hören. erstens, weil es mir keinen spaß mehr machen würde, und zweitens, weil ich nicht die zeit habe, mich – womöglich über mehrere stunden – 150%ig auf ein hörspiel zu konzentrieren.
mit "aufmerksam zuhören" meine ich jetzt übrigens, dass man nebenbei nichts macht, was einen ablenken könnte. doch selbst wenn man Ablenkungen bewusst ausschließt und einfach nur auf dem sofa sitzt und zuhört, ändert das – zumindest in meinem fall – aber nichts an der tatsache, dass die gedanken trotzdem durchaus immer mal kurzzeitig abschweifen. zum beispiel, weil einem aufgrund der handlung eines hörspiels irgendetwas alltägliches einfällt, oder aber, weil die fantasie angeregt wird und man sich eine im hörspiel handelnde person vorzustellen versucht...
sowas muss einfach möglich sein, und man muss der handlung trotzdem noch folgen können. ist das nicht der fall, ist das für mich – wie gesagt – eher ein defizit. dann hat es der produzent in meinen augen nämlich ganz einfach nicht verstanden, eine vorlage konsumentenfreundlich aufzuarbeiten.
und schließlich soll das ganze ein "Kino im Kopf" sein...
auch wenn ich gar nicht weiß, was "kino im kopf" mit dem thema komplexität zu tun hat, da ja filme – ob nun im kopf oder auf der leinwand – nicht zwangsläufig komplex sein müssen, um qualitativ hochwertig bzw. gut oder schlecht zu sein, muss ich mal loswerden: hörspiele als "kino im kopf" zu bezeichnen, das war mir schon immer fremd. allein schon deshalb, weil beim kinogang so gut wie keine fantasie erforderlich ist – bekommt man doch praktisch alles fix und fertig und hübsch fürs auge angerichtet serviert, und kann ohne geistige verrenkungen konsumieren. das ist aber doch wohl beim reinen hören ebensowenig wie beim lesen mitnichten der fall.
aber wie auch immer: wenn es ziel eines hörspielproduzenten ist, dass der hörer bilder und personen des geschehens vor seinem geistigen auge sieht, dann muss er ihm auch den zeitlichen freiraum einräumen, diese bilder aufzubauen. und zwar ohne dass er den faden verliert, weil er just in jenem entscheidenden moment "unaufmerksam" war, in dem ganz nebenbei der mörder in die geschichte eingeführt wurde: der gärtner im privathaushalt des butlers der schönen jungen witwe des offiziers, der nebenbei der adoptivsohn des onkels der cousine zweiten grades der hauptperson und gleichzeitig noch ein bekannter der schwester des chefs des ermittelnden kommissars ist.
ich steh nun wirklich nicht ausschließlich auf simpel gestrickte kinderhörspiele, aber wenn ich ein hörspiel drei-bis fünfmal hören muss, um die handlung mit all ihren finessen wirklich zu erfassen, dann vergeht mir persönlich die lust! und auch, wenn es natürlich leute gibt, denen das nichts ausmacht und für die sowas das salz in der suppe ist, verstehe ich trotzdem nicht, inwieweit eine hohe komplexität ein qualitätsmerkmal sein soll. sind denn dann im umkehrschluss alles weniger komplexen hörspiele von minderer qualität?