Auch Männer häufig Opfer von Gewalt
Berlin (AP) Nicht nur Frauen und Kinder, auch Männer werden häufig Opfer von Gewalt. Dies geht aus einer Studie hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. «Ein Mann um die 20 hat eine größere Chance Gewalt zu erleben als eine Frau im gleichen Alter», erklärte der Sozialwissenschaftler und Studienleiter Hans-Joachim Lenz. Das starke Geschlecht neige jedoch dazu, Gewalt zu bagatellisieren und herunterzuspielen. «Der Satz, 'ein Indianer kennt keinen Schmerz', gilt immer noch», sagte Lenz.
Ein Großteil der körperlichen Misshandlungen gegen Männer finde in der Öffentlichkeit statt. Die Täter seien überwiegend Männer, die in keiner Beziehung zu ihrem Opfer stünden. Vor allem junge Männer im Alter zwischen 18 und 25 würden körperlich angegriffen. Jeder vierte Befragte habe auch mindestens einmal Gewalt durch seine Partnerin erfahren, erklärte Lenz. Die Männer würden aber mehr über psychische als körperliche Gewalt klagen.
Am Arbeitsplatz würden Männer vor allem psychische Gewalt erleiden. Hier gehe es um Beleidigungen, Einschüchterungen und Demütigungen durch Kollegen und Vorgesetzte.
Während Gewalt gegen Frauen seit 30 Jahren öffentlich diskutiert werde, sei Gewalt gegen Männer immer noch ein Tabu, sagte Lenz. «Jungen und Männer wird viel mehr zugemutet.»
Männer schämten sich, über Gewalt zu reden, erklärte Familienministerin Renate Schmidt. Doch erst wenn Männer sich der eigenen Erfahrung stellen würden, könne man allgemein die Gewalt in der Gesellschaft verringern.
Die Studie «Gewalt gegen Männer» erfolgte im Auftrag des Bundesfamilienministeriums. Dabei wurden rund 250 Männer zu ihrer Gewalterfahrung befragt. Sie ist den Angaben nach die erste Studie in Deutschland zu diesem Thema. Auf Grund der kleinen Datenbasis könne die Studie erste Tendenzen und Hinweise bieten, sei aber noch nicht repräsentativ, sagte Lenz. Dazu bedürfe es weiterer Forschung.
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